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Domaszewski, Alfred; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1924/25, 4. Abhandlung): Die attische Politik in der Zeit der Pentekontaetie — Heidelberg, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.38946#0012
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12

Alfred v. Domaszewski:

Die Staatsleitung Kimons während der zehn Jahre, wo er die
Geschicke Athens bestimmte, trägt deutlich dynastischen Charakter.
Als sei er der Fürst Athens schmückten er und seine Verwandten
den Markt der Stadt mit Bauten und zierten ihn mit Garten-
anlagen. Die Doppelehe mit der Argiverin, an der man nicht
zweifeln soll, wie so manches, was beim heiteren Mahle als Lob
erklang, geziemte wohl dem thrakischen Fürstensohne. Und dem
Fürsten, nicht dem attischen Strategen, übertrug man bei seiner
siegreichen Heimkehr die Entscheidung im tragischen Wettstreit.
Wie er denn auch Dichter seiner Zeit zu einem Musenhofe ver-
sammelte. Seine Schwester Elpinike spielt in den Erzählungen,
wenn sie auch den Einfluß der Komödie verraten, eine Rolle, welche
wohl dem Gliede einer Dynastie gemäß ist, aber der Stellung einer
attischen Bürgerfrau fremd ist. So konnte es Polygnot wagen,
ihre Gesichtszüge in seinem Staatsgemälde wiederzugeben. Auch
das Grabmal, das sich Kimon erbaute, ist ein Fürstengrab, wo seine
verheiratete Schwester gegen die attische Sitte Aufnahme fand
und entfernte Verwandte, wie der Geschichtsschreiber Thukydides.
In der Art wie Kimon in die Verhältnisse Thrakiens eingreift, bei
der Eroberung Eions und wieder während des Krieges gegenThasos,
wo er zweimal den Versuch macht, wie einst Aristagoras von Milet
und Pisistratus, im Strymontale festen Fuß zu fassen, in seiner
Rücksichtnahme auf den König Makedoniens, folgte er den Tradi-
tionen seines Geschlechtes, das im 6. Jahrhundert auf dem thra-
kischen Chersonnes als Herrscher geboten hatte. Der Opfertod,
den seine Anhänger1 in der Schlacht bei Tanagra suchten und
fanden, indem sie sich um seinen Panzer wie um ein Wahrzeichen
zusammenschlossen, ist ganz ungriechisch, erinnert an die Art
nordischer Völker. Auch nach seinem Tode ehrten die Athener
ihn in einziger Weise als das Vorbild aller Feldherren durch die
Aufstellung jener drei Hermen vor dem Anathem der Eurymedon-
schlacht, der Stoa des Zeus, die an seine stolzesten Siege er-
innerten2.
Seine Perserkriege zum Schutze des fernen griechischen Ostens
zwangen die Bündner zum vollen Einsatz ihrer Kräfte und forderten
ein Übermaß von Leistungen für das Landheer und für die Stellung
von Ruderknechten, die geworben oder gepreßt auf attischen
1 Man wird vor allem an seine Demoten. die Lakiaden denken müssen,
die sich ja der Freigebigkeit des Fürsten erfreuten nach Art von Klienten.
2 Heidelb. Sitzungsber. 1914 10.
 
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