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Ranke, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1924/25, 5. Abhandlung): Alter und Herkunft der ägyptischen "Löwenjagd-Palette" — Heidelberg, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.38947#0006
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6

Hermann Ranke.

Aasvögel sich gütlich tun, während die Rückseite zwei Gestalten
von Giraffen um einen Palmstamm aufweist1.
Die Reliefbilder der anderen Gruppe dagegen sind in quer über
die Fläche der Palette gezogenen Reihen übereinander geordnet.
Neben ihren rein bildlichen Darstellungen finden sich kleinere
Bilder, die offenbar als erklärende, zum Lesen bestimmte, Bei-
schriften gedacht sind, und in denen wir die ältesten bisher be-
kannten Formen der ägyptischen Hieroglyphenschrift erkennen.
Und bei einer wenigstens von den Paletten dieser Gruppe, der
schon erwähnten ,,Narmer“-Palette (vgl.Tafel 3), finden wir Unter-
schiede in der Art der Zeichnung der verschiedenen menschlichen
Figuren. Einmal in der Größe: der König weitaus am größten, einen
Kopf kleiner seine hohen Beamten und wieder wesentlich kleiner die
dem Volke angehörenden Standartenträger. Andererseits aber auch
in der Wiedergabe der menschlichen Gestalt. Der Leib des Königs
und der Vornehmen ist in einer ganz bestimmten Ansicht wieder-
gegeben: die Schultern voll von vorn, alles andere von der Seite
gesehen, — die Gestalten der Leute aus dem Volk dagegen zeigen
auch die Schultern in Seitenansicht.
Dieser zweiten Gruppe gehört außer der 'Narmer’-Palette vor
allem noch eine Palette2 an, die auf der einen Seite Reihen von
Tieren und Bäumen, auf der anderen Seite Darstellungen von
Festungen mit eingeschriebenen Namen aufweist. Von dieser läßt

1 Wenn Sethe (ÄZ.52, 59f.) in dem zerstörten Gebilde zwischen dem
Kopf des Löwen und dem Oberkörper des gefesselten nackten Mannes mit
Recht den Rest einer hieroglyphischen Beischrift sieht (sollte es das Zeichen
über dem Zeichen ( ~> „Land“ sein?), dann stände diese Tafel in der Mitte
zwischen beiden Gruppen -—- wir hätten noch die regellose Anordnung des
Bildes und doch schon den Gebrauch der Schrift. Ob, wie Borchardt (Sa-
hure' II, S. 22) und Sethe (a. a. O. S. 39) meinen, in dem Löwen nicht das
Raubtier, sondern eine symbolische Darstellung des Königs gesehen werden
muß, kann ich allerdings nicht entscheiden. Mir ist die erste Erklärung wahr-
scheinlicher. Jedenfalls darf für die zweite nicht die Größe des Löwen ins
Feld geführt werden. Der Löwe ist nicht „riesig“, sondern in seiner Gesamt-
länge kürzer als der am Boden liegende Mann, den er zerfleischt. Allerdings
hat auch der gewiß als Wiedergabe des Königs zu deutende Stier, auf dem
Bruchstück im Louvre (s. unten) natürliche Größe. Bei der gleichen Dar-
stellung auf der 'Narmer’palette sind die Größenverhältnisse schon anders!
2 Steindorff, Aegyptiaca, S. 123. Dann Legge, Proc. Soc. Bibl.Arch.
1900, 134f. u. Taf. V; 1909, 307.
 
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