Metadaten

Bartholomae, Christian [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1924/25, 6. Abhandlung): Zur Kenntnis der mitteliranischen Mundarten, 6 — Heidelberg, 1925

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.38948#0004
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
4

Christian Bartholomae.

er genügt hier, deswegen auf Wackernagel AiGr. 1. 28 zu ver-
weisen. Das Alnd. hat in jenen Wörtern ur; aber gegenüber dem
gAw. dardcßm mit dentalem Anlaut bietet es dirghäm. Die Beweis-
kraft jener Wörter reicht also keinesfalls so weit, als es Andreas
5 wollte.
3. Was den ersten Punkt angeht, so frage ich: Wenn, wie
angenommen wird, die Schreibung pouruyö oder paouruyö (-uyö
steht für -vyö, -viyö) — letztere ist die weitaus besser beglaubigte
— für die Lesung ur beweisend ist, wie steht es denn dann mit
io jAw. as.Jbaourva, dem doch ai. sü]bharva[m entspricht? Im jüngeren
Awesta wird statt paouruyö vielmehr paoiryo, statt paourvim viel-
mehr paoirim geschrieben. Und ebenda finden wir baoiryqm
(= ai. *bliarvyäm, zu bliärvati, s. eben), maoinm (s. air. moirb, ksl.
mraviji; aus idg. *morui°), upa.paoirmi, paoiryaeinyas-ca (s. lat.
15 pulvis aus *pelu° oder *polu°; vgl. dazu Bthl. IF. 31. 45 ff“.), mou-
rum oder möurum (mit -um für -vom wie zB. in haurmn = ai.
särvam; s. np. marv); all diese Wörter enthalten nicht ar. f, sondern
ar, aber wie pouruyö mit einem Labial davor. Ich verweise auf
GIrPh. 1 a. 157, § 43 f., wo ich diese Tatsachen der Schreibung
20 zusammengestellt habe. Weshalb wird mit keinem Wort darauf
eingegangen? Wenn die Dürftigkeit meiner Einwände so augen-
scheinlich ist, so wäre es ja, meine ich, ein kleines, sie aufzuzeigen.
Die awest. Schriftbilder für ar. ar: jAw. baourvci, maoinm, mou-
rum und für ar. r: gAw. paouruyö, paoirim, jAw. pourum sind durch-
25 aus die gleichen, so daß ich einstweilen nicht zu erkennen vermag,
weshalb durch die Schreibung paour0 oder pour0 die Vertretung
des ar. f durch ur erwiesen sein soll. Das ist sie nicht einmal
für den besonderen Fall, daß dem f eine Labialis vorausgeht.
Das fragliche awest. Schriftbild ist, wie mir scheint, dem auf
30 r folgenden y zu danken; es soll wohl damit nichts anderes zum
Ausdruck kommen als eine besondere, gerundete Aussprache des
r-Lauts, die gleichzeitig eine Verdumpfung des vorausgehenden
Vokals nach sich zog, besonders dann, wenn ein labialer Konsonant
— s.paourvim, as.baourva, maoinm — vorausging; etwa von ä zu
35 o (o2 -+ ox nach Winteler). Daher paouruyö aus PVRV0, aber
kaurvahe, taurvayeiti aus KRV°, TRV°; s. § 4. Daß auch nach
Labialen das ot nicht überall besonders durch V zum Ausdruck
gebracht wurde, ist begreiflich. Vor allem die Göttinger Schule
wird dagegen nichts einwenden dürfen.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften