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Christian Bartholomae.
allein ihretwegen für alle anderen awest. Wörter, darin — gegen-
über den aind. mit ir und ür — ar[g geschrieben ist, auch hinter
nichtlabialen Lauten, unbedenklich mangelhafte Schreibung an-
nehmen darf? Also, abgesehen von den beiden bei Lommel an-
s geführten Wörtern jAw. darg^a-, gAw. dargga- (— ai. dirghä-) —
das mehr als 80mal und nie anders als mit arg bezeugt ist! —
und jAw. axvargta- (= ai. asürta-), für die folgenden:
jAw. aipijkargta (Inf.) 'zu gedenken' ai. kirtäy- (Lok. kirtd); —
jAw. cirgnia- Arm' ai. Irma-; —
io jAw. argsyant- 'neidisch’ ~ ai. irsyant-; —
jAw. asargta- "nicht gebrochen’ ai. asirta-; —
jAw. kaurva- kahl' ai. aüjkidva-, s. § 4b; —
jAw. aibi.gairyä (Inf.) 'einzustimmen in — ’ rv. ai. abhigurya; —
jAw. aibi.jargtay- Preisen’ ^ ai. abhlgürtay-; —
15 jAw. paitijtargtayae-ca "(und) zu überwinden’ ^ a\.prä]türtaye; -
jAw. taurva[yeiti "er überwindet’ ^ ai. turva[ti; —
jAw. vargnct- Wolle’ ~ ai. ürnä-\ —
jAw. vargmay- "Welle’ ~ ai. urmdy-1); —
jAw.-sparg^a- "Sproß’, frasparg^a- 'Schößling’ oj ai. sphnrja[ka-
20 (Name einer Pflanze); —
jAw. annae[stä- "stillstehend5 oo ai. Irma.
Vgl. dazu der Leihe nach Bthl. AirWb. 84, 197, 206, 209,
456, 89, 90, 830, 639 und 643 f., 1372, 1373, 1613 und 1003,
endlich Neiszer zWbdRV. 169. — Ich meine, daß sich für die
25 angeführten Wörter mit aw. arg die ar. Grundlage einfach durch
den Hinweis auf das entsprechende ai. Wort ergibt. Ich habe
absichtlich nur solche angeführt; s. auch unten § 16. Es ist
ja gewiß richtig, daß die volle etymologische Gleichwertigkeit
all der zusammengestellten Paare nicht glatt erwiesen werden kann,
30 weil eben das aw. arg mehrdeutig ist; s. dazu § 12. Aber für die
Mehrzahl wenigstens wird sie niemand leugnen wollen. Die Er-
b Hirt aaO. 230 will es nicht gelten lassen, daß das ür in ai. ürmäy- ar.
f fortsetze, es vielmehr wie in ürdhvä- erklärt wissen, s. S. 7, und zw7ar . da-
rum, weil das entsprechende lit. Wort im Akk. Sing, vilnj (neben dem Nom.
35 vilnis) lautet, mit Schleif-, nicht Stoßton, und somit l, nicht l voraussetzt.
Allein die für ürdhvä- gegebene Erklärung scheint mir nicht haltbar, s. ebd.
Also wird die tatsächlich vorhandene Differenz ür — il doch wohl einen
anderen Grund haben als den von Hirt angegebenen; wenn jAw. pita 'der
Vater’ und ptgrdhyö 'den Vätern’ ursprachliche Kasusformen^wdderspiegeln,
40 so könnte das lit. il aus den ~bli\m-Kasus, zB. Instr. Plur. vilnimis oder vil-
niomis (s. Sommer iä- und «o-St. 188) stammen, und es verhielte sich ai. ürwiim
(idg. *mlg°) zu lit. vilnj (idg. *iibl°) wie ai. pitä, pitäram, pitre (idg. *pgt°) zu gAw.
ptä, ptarSnr, fghröi (idg. *pt°); s. IF. 7. 54.
Christian Bartholomae.
allein ihretwegen für alle anderen awest. Wörter, darin — gegen-
über den aind. mit ir und ür — ar[g geschrieben ist, auch hinter
nichtlabialen Lauten, unbedenklich mangelhafte Schreibung an-
nehmen darf? Also, abgesehen von den beiden bei Lommel an-
s geführten Wörtern jAw. darg^a-, gAw. dargga- (— ai. dirghä-) —
das mehr als 80mal und nie anders als mit arg bezeugt ist! —
und jAw. axvargta- (= ai. asürta-), für die folgenden:
jAw. aipijkargta (Inf.) 'zu gedenken' ai. kirtäy- (Lok. kirtd); —
jAw. cirgnia- Arm' ai. Irma-; —
io jAw. argsyant- 'neidisch’ ~ ai. irsyant-; —
jAw. asargta- "nicht gebrochen’ ai. asirta-; —
jAw. kaurva- kahl' ai. aüjkidva-, s. § 4b; —
jAw. aibi.gairyä (Inf.) 'einzustimmen in — ’ rv. ai. abhigurya; —
jAw. aibi.jargtay- Preisen’ ^ ai. abhlgürtay-; —
15 jAw. paitijtargtayae-ca "(und) zu überwinden’ ^ a\.prä]türtaye; -
jAw. taurva[yeiti "er überwindet’ ^ ai. turva[ti; —
jAw. vargnct- Wolle’ ~ ai. ürnä-\ —
jAw. vargmay- "Welle’ ~ ai. urmdy-1); —
jAw.-sparg^a- "Sproß’, frasparg^a- 'Schößling’ oj ai. sphnrja[ka-
20 (Name einer Pflanze); —
jAw. annae[stä- "stillstehend5 oo ai. Irma.
Vgl. dazu der Leihe nach Bthl. AirWb. 84, 197, 206, 209,
456, 89, 90, 830, 639 und 643 f., 1372, 1373, 1613 und 1003,
endlich Neiszer zWbdRV. 169. — Ich meine, daß sich für die
25 angeführten Wörter mit aw. arg die ar. Grundlage einfach durch
den Hinweis auf das entsprechende ai. Wort ergibt. Ich habe
absichtlich nur solche angeführt; s. auch unten § 16. Es ist
ja gewiß richtig, daß die volle etymologische Gleichwertigkeit
all der zusammengestellten Paare nicht glatt erwiesen werden kann,
30 weil eben das aw. arg mehrdeutig ist; s. dazu § 12. Aber für die
Mehrzahl wenigstens wird sie niemand leugnen wollen. Die Er-
b Hirt aaO. 230 will es nicht gelten lassen, daß das ür in ai. ürmäy- ar.
f fortsetze, es vielmehr wie in ürdhvä- erklärt wissen, s. S. 7, und zw7ar . da-
rum, weil das entsprechende lit. Wort im Akk. Sing, vilnj (neben dem Nom.
35 vilnis) lautet, mit Schleif-, nicht Stoßton, und somit l, nicht l voraussetzt.
Allein die für ürdhvä- gegebene Erklärung scheint mir nicht haltbar, s. ebd.
Also wird die tatsächlich vorhandene Differenz ür — il doch wohl einen
anderen Grund haben als den von Hirt angegebenen; wenn jAw. pita 'der
Vater’ und ptgrdhyö 'den Vätern’ ursprachliche Kasusformen^wdderspiegeln,
40 so könnte das lit. il aus den ~bli\m-Kasus, zB. Instr. Plur. vilnimis oder vil-
niomis (s. Sommer iä- und «o-St. 188) stammen, und es verhielte sich ai. ürwiim
(idg. *mlg°) zu lit. vilnj (idg. *iibl°) wie ai. pitä, pitäram, pitre (idg. *pgt°) zu gAw.
ptä, ptarSnr, fghröi (idg. *pt°); s. IF. 7. 54.