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Bartholomae, Christian [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1924/25, 6. Abhandlung): Zur Kenntnis der mitteliranischen Mundarten, 6 — Heidelberg, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.38948#0016
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16

Christian Bartholomae.

gleich neugeschaffenen Formenpaare zu jedem Adjektiv ein ies-
Komparativ gebildet werden konnte. So im Lateinischen, so im
BaltoSlavischen. Das serbokroat. duzx 'länger', Komparativ zu düg
lang (das wie ab. dlügü idg. *dighos fortsetzt), und das np. der
5 stehen einander lautlich durchaus gleich; s. Leskien SerboKroat-
Spr. 110, 378; blos vonseiten der Lautlehre betrachtet würden sie
eine gemeinsame idg. Grundform *dlghies° voraussetzen; verbürgt
ist aber als solche allein *dläxghies°, s. § 10.!)
11. Weder aus den älteren, noch aus den jüngeren iranischen
io Dialekten ist der Nachweis zu erbringen, daß das Wort für dang’
einmal *dür\a- (8°) — mit ur oder ür für ar. f — gelautet habe;
selbst dann nicht, wenn es feststünde, daß sich das ar. r (kurz!)
in wriran. ur fortsetze. Man könnte freilich in diesem Fall auf
das Nebeneinander von oss. dar*[ (= ai. dirghä-) und mary (= ai.
15 tnrgd-) verweisen, sowie auf zä. därg lang’ und värg 'Wolf' (=ai.
vrJiä-) und daraus schließen : wenn wiran. ur = ar. r durch oss. ar,
zä. är vertreten ist, und in gleicher Weise auch das ar. f, so folgt,
daß für ar. f im Urlranischen das selbe ur (oder ur) gesprochen
worden ist. Allein ganz abgesehen davon, daß auch jene These
so — ar r = uriran. ur — des Beweises entbehrt (s. dazu unten § 21 ff.):
wir haben doch auch oss. 7arm und zä. gärm 'Hitze’, und hier ent-
spricht der Verbindung ar, är weder r noch f, sondern ar, s. ai.
gharmä-. Somit sind die drei ar. Phänomene ar, r und f in beiden
Dialekten zusammengefallen: im Ossetischen in ar, bez. är (s. Miller
25 SprdOss. 142), im ZäzäDialekt in är (s. vonLeCocq KurdF. 2. 63ff.3).
p Der 'unerklärte Schwund von d’ (Berneker) im Anlaut der baltischen
Wörter für lang: lit. \lgas, apr. ilga, usw., erklärt sich doch wohl auch durch
alten Ausgleich, und zwar des Positivs mit dem Komparativ, der mit dl — vgl.
ai. dräghiyän, s. oben — anlautend sein d verlieren mußte; 1° aus dl0 führte
so zu 1 für dl0. [Was JSchmidt Kritik 32 f. dagegen einwendet, der Hinweis auf
die°Umgestaltung von inlautendem -dl- in -gl-, beweist nichts für die Awlauts-
hehandlung der Gruppe. Es gibt im Litauischen kein (anl.) dl-, und es gibt
kein gl-, das auf dl- beruhte.]
2) Mit vorausgehendem anlautendem u entsteht daraus ur-, v. oben S. 7.
35 3) So bietet vonLeCocq. im Zäzä zumeist; vgl. noch für
ar. ar: zä. här 'ganz’ = ai. särva-*); märd-im 'Mann’ = ai. nidrta-; —
ar. r: bärd-ä 'getragen’ = ai. bhrtä-, s. bä. bird; — Icärd 'gemacht’ = ai.
Icrtä-, 8. f>ä. Tcird, lö. kir; — pörs'Frage” = ai. prcchä-, s. lö. pirs; — tdrsä 'Furcht’,
tars0 'sich fürchten’ <v> jAw. tdrdsaiti; s. bä., lö. tirs0; — vgl. ferner zu den
40 Belegen unten S. 22.
Aber einige Male wird der fragliche Laut vielmehr mit e dargestellt; so
in erzäni 'billig’ ~ jAw. arzj-aiti; s. bä., lö. härzän; — kerm 'Wurm' = ai.
*) Das ü in hürdü 'beide’ (aaO. 72) beruht auf Angieichung an den So-
nanten der folgenden Silbe; s. zu du 'zwei’ weiter unten.
 
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