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Bartholomae, Christian [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1924/25, 6. Abhandlung): Zur Kenntnis der mitteliranischen Mundarten, 6 — Heidelberg, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.38948#0029
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Zur Kenntnis der mitteliranischen Mundarten. VI.

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ernstlich vertreten wollen. Man kann sich wenden, wie man
will. Nach der Göttinger ur^>er'J>ir-Theorie läßt sich bis nicht
erklären; führt mau es auf *brsä- zurück (s. oben S. 28), so
wäre *bus zu erwarten, legt man *brsi- zugrunde, *bes.1)
Auf das kaspische ü in mäz. zila, gll. zil 'Herz" gegen-
über np. dil darf man sich auch keinesfalls beziehen. Ihr l
steht mit dem von dil nicht auf gleicher Stufe. Das wird
erwiesen durch mäz. gel 'Nacken’ gegenüber np. gardan und
durch gll. gel 'ringsum' gegenüber np. gird; beide Wörter
enthalten ar. rt; s. Geiger GIrPh. 1 b. 355.2) Der Übergang
von rd in l, der im Kasp. vorliegt — wenn man überhaupt
von einem solchen reden darf, s. Geiger aaO. —, setzt voraus,
daß die Verbindungen -rt- und -rd(h)- zusammen gefallen
waren; aber im Pers. bleiben sie doch geschieden; -rt- ist
als -rd- erhalten.3) Es geht daraus hervor, daß wir zwei
von einander unabhängige Vorgänge anzuerkennen haben,
und es steht der Annahme nichts im Wege, daß zur Zeit
des jüngeren Vorgangs — im Kaspischen — der dem r
vorausgehende Sonant eine andere, d. i. längere Dauer ge-
habt hat als zur Zeit des jüngeren, persischen, das will
sagen, daß er sich damals bereits zu einem Vollvokal ent-
wickelt hatte.
Ich vermute, bis auf andere Belehrung, die Annahme
eines frühmp. *hest, *helom, *best, *besom = hist, hilom,
bist, bisom ist insbesondere durch das Kurdische veranlaßt
worden; vgl. Mann MukriK. 1. LX1X, wo muk. liest, delim
(aus dä-helim, s. Geiger GIrPh. 1 b. 282, 284: nä-hele), besä,
dä-besim aufgeführt werden. Allein ehe man diese kurdischen
Wörter als Beweis dafür nimmt, daß die darin auftretende
b Die Zusammenstellung von mpB. vesah, np. besä 'Wald’ mit ai. vrlcsä- (zu-
letzt bei Salemann GIrPh. 1 a. 297) ist falsch. Auch wäre ja nach Lommel
vis0, bis0 zu erwarten. Das selbe Wort findet sich auch im Soghdischen: ms.
ves 'Laubwerk5.
2) Weiteres bei Horn GIrPh. 1 b. 57. Dazu noch baxt. gVel bei Mann
LurSt. 186.
3) Im Iskasmi erscheint das mpJB. girt, np. gird als gül in der Ver-
bindung gül hül 'er versammelte um sich5, ebenfalls mit l; s. unten S. 66. Was
hier aus ar. -rd(hj- geworden ist, weiß man nicht; s. Grierson Ishk. 19. Außer
uriran. -rt- in den angeführten Wörtern setzt l auch altes -s- fort; s. '(öl 'Ohr5
~ jAw. gaosa-, mel 'Schaf5 «« jAw. maesa-. Ist -rt- über s zu 1 geworden? Den
Wandel -s- )> -l- kennt auch das Sariqoli, nicht aber den von -rt- zu -1-. Läßt
man -rt- im Sonderleben des Isk. zu -s- werden, so kann man den Übergang
von s in 1 als einen beiden Dialekten gemeinsamen nehmen. Ich halte das
für recht wohl möglich.

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