Zur Kenntnis der mitteliranischen Mundarten. VI.
43
I. Das jAw. pvrma- und mpB., mpT., mparthT. PVR purr,
np. purr, ns. vax. pun, ms. purna, muk. pur, pir, msak. purra 'Voll-
mond5 gehen auf die gleiche Grundlage zurück, aber nicht auf
die selbe wie das ai. purna-. Dies weist auf ar. r, jene auf ar. r.
Es ist das, was ich hier sage, nur eine Wiederholung dessen, was
ich bereits vor 30 Jahren ausgesprochen habe, IF. 7. 107. Daß
man gleichwohl auf eben diese iran. Wörter die Theorie von der
Vertretung des ar. r durch iran. ur oder ür aufgebaut oder doch
vornehmlich damit begründet hat, ohne auf ihre entgegenstehende
Erklärung irgendwie einzugehen, hält mich nicht ab, jene Mei-
nung noch immer für richtig zu halten. Wer die sprachgeschiclit-
liche Berechtigung eines ai. dhitsati neben didhisati (mit dhi aus
idg. dhd, reduziert aus dhe- = gr. Ji}-) anerkennen muß, eines
gAw. ptä, jAw. ptdrdbyö neben ai. pitä, pitrbhyah (s. auch S. 8),
eines ai. nttita- neben nisitha-, eines ai. dhutay- neben sähütay-,
endlich eines ai. strtä- neben stirua- — es handelt sich in allen
Fällen um den ursprachlichen Verlust eines überkurzen Sonanten;
vgl. Bthl. IF. 7. 67ff., 106ff., Wackernagel AiGr. 1. 93u., 95u.,
Hirt Vokalismus 139 ff., 186 f. —, der wird auch die Möglichkeit
eines ar. *prna- 'voll5 neben *pfnä- nicht grundsätzlich in Abrede
stellen dürfen. Es ist also das aw. pdrgna- = np. purr nicht dazu
angetan, die Gleichung ar. r = uriran. ur zu beweisen, sondern
es könnte nur dazu verwendet werden, sie zu unterstützen, so-
fern sie sich auf andre Wörter gründen läßt. Das ist aber, wie
wir oben S. 11 ff. gesehen haben, mit nichten der Fall. Also
scheidet jAw. psrsna-, usw., .auch als beweisstützender Faktor aus.
Gegenüber dem Einwand aber, daß doch im Alnd. vor dem
n- Suffix das PPP. bei r-haltigen set- Wurzeln sonst nur das dem
ar. r entsprechende Phänomen (d. i. ür, u) auftritt (s. Whitney
Gr.2 § 957b), verweise ich auf das jAw. gaoJcorma-, AirWb. 480.
Wer jAw. pgrona- dem ai. purna- gleichstellt und für *pürna-
nimrat, wird selbstverständlich auch °Jc9rma- dem ai. kirnä- gleich-
stellen und mit ür ansetzen. Dem aber widerspricht das mpB.
Äquivalent, das dn k rn und dn k d rn geschrieben wird ; so, mit
d = Y, PS. 1. 7, GrBd. 67. 13, 116. 4. Ein dnknrn, das wäre
*gökurn, erscheint nirgends; s. Justi Bd. 225 und DkM. 784. 8.
Jenes dnkdrn kann aber nicht anders als gökirn1) gelesen werden,
0 gökirn ist der (theologische) Name des Urbaums, aus dessen Samen
alle Pflanzen hervorgegangen sind. Er selbst aber ist aus dem Samen des Ur-
5
io
15
20
25
30
35
43
I. Das jAw. pvrma- und mpB., mpT., mparthT. PVR purr,
np. purr, ns. vax. pun, ms. purna, muk. pur, pir, msak. purra 'Voll-
mond5 gehen auf die gleiche Grundlage zurück, aber nicht auf
die selbe wie das ai. purna-. Dies weist auf ar. r, jene auf ar. r.
Es ist das, was ich hier sage, nur eine Wiederholung dessen, was
ich bereits vor 30 Jahren ausgesprochen habe, IF. 7. 107. Daß
man gleichwohl auf eben diese iran. Wörter die Theorie von der
Vertretung des ar. r durch iran. ur oder ür aufgebaut oder doch
vornehmlich damit begründet hat, ohne auf ihre entgegenstehende
Erklärung irgendwie einzugehen, hält mich nicht ab, jene Mei-
nung noch immer für richtig zu halten. Wer die sprachgeschiclit-
liche Berechtigung eines ai. dhitsati neben didhisati (mit dhi aus
idg. dhd, reduziert aus dhe- = gr. Ji}-) anerkennen muß, eines
gAw. ptä, jAw. ptdrdbyö neben ai. pitä, pitrbhyah (s. auch S. 8),
eines ai. nttita- neben nisitha-, eines ai. dhutay- neben sähütay-,
endlich eines ai. strtä- neben stirua- — es handelt sich in allen
Fällen um den ursprachlichen Verlust eines überkurzen Sonanten;
vgl. Bthl. IF. 7. 67ff., 106ff., Wackernagel AiGr. 1. 93u., 95u.,
Hirt Vokalismus 139 ff., 186 f. —, der wird auch die Möglichkeit
eines ar. *prna- 'voll5 neben *pfnä- nicht grundsätzlich in Abrede
stellen dürfen. Es ist also das aw. pdrgna- = np. purr nicht dazu
angetan, die Gleichung ar. r = uriran. ur zu beweisen, sondern
es könnte nur dazu verwendet werden, sie zu unterstützen, so-
fern sie sich auf andre Wörter gründen läßt. Das ist aber, wie
wir oben S. 11 ff. gesehen haben, mit nichten der Fall. Also
scheidet jAw. psrsna-, usw., .auch als beweisstützender Faktor aus.
Gegenüber dem Einwand aber, daß doch im Alnd. vor dem
n- Suffix das PPP. bei r-haltigen set- Wurzeln sonst nur das dem
ar. r entsprechende Phänomen (d. i. ür, u) auftritt (s. Whitney
Gr.2 § 957b), verweise ich auf das jAw. gaoJcorma-, AirWb. 480.
Wer jAw. pgrona- dem ai. purna- gleichstellt und für *pürna-
nimrat, wird selbstverständlich auch °Jc9rma- dem ai. kirnä- gleich-
stellen und mit ür ansetzen. Dem aber widerspricht das mpB.
Äquivalent, das dn k rn und dn k d rn geschrieben wird ; so, mit
d = Y, PS. 1. 7, GrBd. 67. 13, 116. 4. Ein dnknrn, das wäre
*gökurn, erscheint nirgends; s. Justi Bd. 225 und DkM. 784. 8.
Jenes dnkdrn kann aber nicht anders als gökirn1) gelesen werden,
0 gökirn ist der (theologische) Name des Urbaums, aus dessen Samen
alle Pflanzen hervorgegangen sind. Er selbst aber ist aus dem Samen des Ur-
5
io
15
20
25
30
35