Metadaten

Bartholomae, Christian [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1924/25, 6. Abhandlung): Zur Kenntnis der mitteliranischen Mundarten, 6 — Heidelberg, 1925

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.38948#0065
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Zur Kenntnis der mitteliranischen Mundarten. VI.

65

wofür alsdann die auf dem Präsens aufgebaute Neubildung su-
nito eintrat. Das alte i steckt vielleicht in siy. sinam Cich höre’.
Den Einfluß des Part. Perf. Pass. (ar. *sruta-) zeigt ja auch das
jAw. srunvanti 'sie hören’ gegenüber ai. srnvänti, doch mit anderer
Auswirkung.
isk. kul 'gemacht’ (auch mit Md verzeichnet)1), Nu. 29, hat sein
u gegenüber dem i von mpT. kird, fraglos vom Präsens kun2 3) 'mach!’,
Jcunum 'ich mache’ bezogen. Die gleiche Quelle muß auch für das
sbal. kurta und das msak. yuddz) angenommen werden (29), obwohl
deren Präsentien anders vokalisiert sind; s. sbal. bi-kan "mach!’,
kancm 'ich mache’, kant 'er macht’, usw.; msak. lyanu 'mach!’,
yancimd 'wir machen’, yamnch 'sie machen’, ymds4) 'er macht’, usw.
Aber deren Vokalisierung ist gewiß nicht alt. Man bedenke, daß im
Zebakl, einem dem Iskasml aufs engste verwandten Dialekt (s. Grier-
son Ischk. 3 ff.) das Präsens nicht nur kunam 'ich mache’, sondern auch
Jcenam, der Infinitiv (aus dem Präsensstamm) kanäk lautet, und daß es
dem isk. kul 'gemacht’ kal gegenüberstellt. Man sieht da deutlich, wie
Präsens und Präteritum wechselseitig aufeinander einwirken. Was
aber das präsentische a in sbal. bi-kan, msak. yanu mach!’ gegen-
über dem alten u in ap. kunauty (s. oben S. 26) angeht, so könnte
es gar wohl durch das vormalige Nebeneinander der Präsentien
kar° und kun° hervorgerufen sein, s. dazu S. 26; mit dem a des
np. Infinitivs kardan 'machen' hat es jedenfalls nichts zu tun;
s. § 36. Das u von sbal. kurta, usw., etwa darauf zurückzuführen,
daß das r hinter einem idg. Labiovelarlaut stand, s. oben S. 50,
scheitert an den urirau. Formen mpT. kird, usw., deren i keines-
falls aus älterem u hergeleitet werden kann.
Im Zusammenhang mit dem u von sbal. kurta erklärt sich
auch das u im Wort für Schwefel’, Nu. 30. Man übersehe nicht,
daß die beiden Wörter dem gleichen Dialekt angehören.
b) Auf Übertragung bei bloßer Bedeutungsverwandtschaft be-
ruht das u(r) statt i(r) in fe. tusnä, sbal. tunnag 'durstig’, und nbal.
t’un 'Durst (25), die beiden letzten mit n(n) aus sn. Die Wörter
für Durst und durstig’ und für Hunger’ und 'hungrig’ werden
lautlich einander au- oder miteinander ausgeglichen; darauf hat
ß S. auch unten S. 66.
2) So bei Grierson Ishk. 41; aber 59, 82 steht kürr, sonst habe ich ü
nirgends gefunden.
3) Statt u wird auch a geschrieben, besonders in der Ableitung yddända.
4) Aus *kanti wie jslndd 'er tötet’ = ai. hänti.
Sitzungsberichte der Heidelb. Akademie, phil.-hist Kl. 1924/25. 6. Abb. 5

5
10
15
20
25
30
35
40
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften