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Bartholomae, Christian [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1924/25, 6. Abhandlung): Zur Kenntnis der mitteliranischen Mundarten, 6 — Heidelberg, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.38948#0074
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74

Christian Bartholomae.

*blirätrs verlangte ich unbedingt ai. *bhrätrh, und ich beziehe mich
dafür auf den vor t (trm) erscheinenden Akk. Plur. mätfs, RV.
1. 164. 10, der doch mit seinem s ein absolut auslautendes mätfh
voraussetzt. Des weiteren aber, daß für *bhrätrs im Satzinlaut vor
5 Sonorlauten *bhrätrr zu erwarten wäre, dafür zeugen mätfr und
svcisfr in gleicher Stellung. Daß diese Akk. Plur. keine Verände-
rung erfuhren, begreift sich als Folge der Proportion virän : gndh,
putrdn : kanydh — pitfn : mätfh. Dagegen stand einer Änderung
des -rr in *bhrätrr kein Hemmnis entgegen.
i° Falsch war in meinen Ausführungen, daß ich für die Ge-
staltung von *bhrätrr zu bhrätur mich einfach auf turäti berufen
zu können glaubte. Ob man dessen Vorform mit tf° oder tdr°
oder t0r° ansetzt: jedenfalls war turäti schon lang vor bhrätur zu
seinem u-Vokal gelangt, da ja die Entstehung der letzteren Form
i5 den Wandel von ar. z zu r zur Voraussetzung hat, und die Ab-
neigung gegen die stimmhaften Zischlaute nicht allzuhoch hinauf-
gerückt werden darf.1) Die Umgestaltung der sonst nirgend vor-
sanitür aber ist kein Adverb, sondern Gen. Sing, von sanitär-. So hat es schon
Sayana gewollt, und neuere Erklärer sind, im Gegensatz zum PW., darauf
20 zurückgekommen; s. Oldenberg Rgv. 1. 156 und zuletzt Geldner Rigv. 1. 204,
880 zu RV. 1. 63. 5 und 3. 31. 2. Auf muhuh legt Meillet selbst kein Ge-
wicht, aaO. 28.
*) Stimmhafte Zischlaute wurden im Indischen noch gesprochen: 1. bevor
die Zischlaute in der Stellung zwischen Verschlußlauten aüsfielen*), daher
25 baddhäm 'es soll gekaut werden’ <C *babzdhäm, s. aber bapsati; ägdha- 'un-
gegessen’ < agzdha-, s. aber jalcsuly, — 2. bevor die Zerebralisierung der ar.
« Laute und der ihnen folgenden Dentale eintrat; daher ai. midhäm <C *miz-
dham <C *m,izdham <Z *mizdham = jAw. miMam; — 3. als die Diphthonge cm
und au bereits zu e und o geworden waren; daher sedimä 'wir haben uns
30 gesetzt’ < *sezdima <V *sazdima; s. jAw. hazdyät; — vödhum <Z *vozdhum
'fahren’ *vazdhum; s. gAw. vazdrdng**)', — 4. auch in historischer Zeit noch
hinter g außer in der Hochsprache; daher pa. jagghati 'er lacht’ (in Verbindung
mit anu, pa und sam) <( **jagzhati; s. aber ai. jäksat.***)
*) Ist dieser Verlust älter als die Zerebralisierung? Gegenüber
35 gAw. baxstä haben wir ai. abhakta, das auf *abhaksta beruht. Oder
ist -kt- (aus -kst-) nochmals zu -kt- geworden?
**) S. dazu Bthl. KZ. 27. 363 f. und Wackernagel AiGr. 1. 38 f.
Für die wahrscheinlichste Erklärung sehe ich noch immer die an,
daß vor 2 + d, dh der a-Vokal eine Erhöhung erfuhr, vor z + d,
40 dh eine Verdumpfung; die alsdann durch den Ausfall des Zisch-
lauts bedingte Dehnung des Vokals führte zu e und o, d. i. zu den
gleichen Langvokalen, die aus ar. ai und au hervorgegangen waren.
Freilich erscheint vor altem zd(h) der alte a-Vokal auch als ä und e.
Die Wörter mit ä'.sädhär-, bädhd-, tädhi haben die Vokalfarbe von
45 den etymologisch verwandten Wörtern übernommen, wegen trnddhu
s. KZ. 27. 364; mredayati, ohne irgend sichere Etymologie, wird aus
einem Volksdialekt stammen.
***) Das ved. jajhjhatih RV. 5. 62. 6 ist verhochsprachlichte
Dialektform.
 
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