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Schubert, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1926/27, 2. Abhandlung): Der Kampf des geistlichen und weltlichen Rechts — Heidelberg, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.38924#0030
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Hans v. Schubert:

gesprochen —• durch den Papst. Eine Gedankenreihe von größter
Tragweite setzt an: der Herrscher empfängt neue theokratische
Würde, aber aus der Hand der Kirche. Sofort erfolgte ein Geistes-
austausch zwischen Rom und Aachen, bei dem es immer darauf
ankam, wer der Stärkere war. In diesem Zusammenhang war es
gefährlich, daß in der Weihnacht 800 Leo III. dem knienden Karl,
sicher in dieser Form gegen seinen Willen, die Kaiserkrone aufs
Haupt setzte* 1: er konnte als der Übertrager höchster Kronen und
des darin beschlossenen Rechtes erscheinen.
Unter den schwächeren Nachfolgern, beim Zerfall des Reiches
bekam man das Auge für solche Symbole und das Ohr für solche
Interpretation. Das hierarchische Gefühl schwoll mächtig an, als
des großen Kaisers Sohn sich in den demütigendsten Formen dem
Strafurteil der Kirche unterwarf und seine Krone aus den Händen
der Bischöfe zurücknahm2. Was war denn das höhere Recht ?
Zum ersten Male auf dem neuen Boden entsteht auch ein wissen-
schaftliches Fragen nach dem Recht, eine Kanonistik erwächst,
eine Kampfwissenschaft, die zu den gewagtesten Mitteln greift, das
alte unvollkommene Recht weiterzubilden und eine Kodifikation
vorzutäuschen, wo keine war; der zweite große Fälschungskomplex,
das philologisch-juristische Kunstwerk der Pseudo-Isidorien entsteht
— vom meistbedrohten Standort, dem fränkischen Diözesanrecht
pontifex regalibus indutam cicladibus gratia septiformis spiritus benedixit, simul-
que Francorum principes benedictione s. sp. gratia confirmavit et tali omnes inter-
dictu et excommunicationis lege constrinxit ut nunquam de alterius lumbis regem
in aevo praesumant eligere, sed ex ipsorum quos et divina pietas exaltare dignata
est et sanctorum apostolorum intercessionibus per manus vicarii ipsorum beatissimi
pontificis confirmare et consecrare disposuit. Vgl. dazu namentlich bei Kern,
Gottesgnadentum u. Widerstandsrecht, das Kap. über die kirchl. Herrscher-
weihe als sakrale Handlung, S. 74ff.
1 Einhard, Vita Caroli, c. 28: quod primum in tantum aversatus est,
ut adfirmaret se eo die, quamvis praecipua festivitas esset, ecclesiam non intra-
turum, si pontificis consilium praescire potuisset. Über die viel umstrittene
Stelle und die Bedeutung des Ganzen zuletzt mein Frühmittelalter, S. 355;
A. Brackmann, Die Erneuerung der Kaiserwürde 800, in Festschrift für Hauck,
S. 121 ff. (1916).
2 Nithard, Hist. I, 3f.; Ann. Bertin. ad 833—35. H. von Schubert,
Frühmittelalter, S. 401 ff.; F. Kern, 1. c. S. 403; M. Büchner, Grundlagen
der Beziehungen zw. Landeskirche und Thronfolge, Festschr. für Hertling,
S. 235ff. Durch das Eingreifen Gregors IV. in die Thronwirren 833 ergab
sich schon damals die Frage, ob die sacra iussio imperialis oder die sacra
iussio apostolicae sedis die höhere sei. Eid stellte er gegen Eid (MG., Ep. V,
228).
 
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