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Driesch, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1927/28, 1. Abhandlung): Behaviorismus und Vitalismus — Heidelberg, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.38934#0014
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Hans Driesch:

durch sein Verhalten erreicht werden bei gleich gebliebener
Umwelt, so daß sich also nicht nur (vgl. 2 c) die Mannig-
faltigkeit von Umweltsbedingungen, welche überhaupt
ein Verhalten des Systems A zur Folge haben, mit der Zeit
ändert und zwar oft erhöht, sondern auch die Zahl der in
Frage kommenden Endzustände selbst zunimmt.
3. Es wird also das Verhalten des Systems A bestimmt, jeden-
falls mitbestimmt, es ist also das Verhalten des Systems A ab-
hängig von: erstens den Folgen seines eigenen früheren Ver-
haltens (2 a) und zweitens allen Umweltsänderungen, welche es
früher betrafen (2b und e). Wenn wir beides zusammen die Ge-
schichte des Systems A nennen, so ist also das Verhalten des Sy-
stems A abhängig von seiner Geschichte. Diese aber kann irgend-
eine gewesen sein. Aber nicht nur seine Geschichte bestimmt das
Verhalten des Systems (2c, d, f, g).
4. Mehrere ursprünglich völlig identische Systeme mit ver-
schiedener beliebiger Geschichte verhalten sich nach Ablauf dieser
Geschichte denselben Änderungen der Umwelt gegenüber ver-
schieden. Das folgt aus dem Gesagten.
5. Alle Verschiedenheiten im Verhalten der Systeme sind nicht
nur solche der Stärke, sondern solche der Konstellation, d. h.
es kommen jeweils viele verschiedene Elemente beim Verhalten,
und jedes von ihnen in jeweils verschiedener Weise, in Frage. Auch
jedes Betroffenwerden des Systems als solches betrifft viele Ele-
mente, jedes in jeweils spezifischer Art.
6: Nennen wir den Zustand des Systems, in welchem es sich
nach außen hin nicht irgendwie verhält, sein inneres Gleichgewicht,
so werden also Vorgänge an ihm, welche nach Störung dieses
Gleichgewichts wieder zu ihm führen, in der Besonderheit ihres Ab-
laufs, abgesehen von anderem, durch die Geschichte (3.) des Systems,
welche irgendeine war, bestimmt.
7. „Gleichgewicht“ ist hier nur ein Wort für die Abwesenheit
von Geschehen nach außen hin. „Störung des Gleichgewichts“ ist
ein kurzes Wort für einen Zustand, der Geschehen notwendig macht.
Die Verwendung beider Worte ruht auf dem Axiom, daß alles Ge-
schehen einen Grund haben müsse. Über die Art des Grundes
sagen beide Worte nichts aus.
 
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