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Lohmeyer, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1927/28, 4. Abhandlung): Kyrios Jesus: eine Untersuchung zu Phil. 2,5-11 — Heidelberg, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.38938#0037
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Kyrios Jesus.

37

göttliche Gestalt ist in die Geschichte eingetreten; das ist der Sinn
dieser Zeile. In ihr ist nur ein anderer Ausdruck des johanneischen
Satzes (1, 14) gegeben: ,,Und das Wort ward Fleisch“. Auch hier
ist nicht eindeutig die geschichtliche Geburt gemeint, ebensowenig
wie in dem Wort des johanneischen Prologs. Auch sprachlich be-
steht die Möglichkeit, das Partizip yevop.evo<; als ein „Auftreten
unter den Menschen“ zu fassen; es würde dann den Beginn der
Wirksamkeit unter den Menschen und damit in ausgezeichnetem
Sinne den Eintritt in die Geschichte bezeichnen. Nicht als könne
nur dieser Sinn in den Worten gefunden werden. Es wird nur ihre
Vieldeutigkeit klar; und sie ist ein Ausdruck dessen, wie gleich-
gültig dem Dichter dieses Liedes alle Besonderungen des geschicht-
lichen Lebens Jesu sind, wichtig allein die nackte Tatsache seiner
menschlichen Existenz.

3.
An die dritte Strophe knüpft sich zunächst die Frage, ob ihre
erste Zeile in einem parallelismus membrorum zu den vorange-
gangenen Partizipien steht— mit ihnen eine Dreiheit bildend—, oder
ob sie das nachfolgende Prädikat „er erniedrigte sich“ bestimmt* 1.
Daß nur die letztere Verbindung möglich ist, ist schon durch die
strophische Gliederung des ganzen Liedes festgelegt. Doch auch
dem Partizipialsatz lassen sich einige Gründe für die Richtigkeit
dieser Verbindung entnehmen. Man pflegt einzuwenden, daß
o^yjga und ogohoga genau analog seien. Ist das schon an sich kein
zwingendes Kriterium, so ist überdies zu sagen, daß auch die Ana-
logie beider Begriffe nicht stringent ist. Denn ogohoga ist wie
gopcpy), zu der es parallel steht, durch den Bezug auf die Natur des
Menschen definiert; oyr^ct. aber durch den Bezug auf die Geschichte.
Und ein ähnlicher Unterschied besteht zwischen den beiden Parti-
zipien: ysvogsvo^ bezeichnet das Mensch-werden im Sinne eines
naturhaften Geschehens, supsFsic, setzt den Gedanken einer Er-
probung, die nur in dem zeitlichen d. h. geschichtlichen Verlaufe
eines menschlichen. Daseins stattfinden kann. Es ist also ein deut-
licher begrifflicher Unterschied zwischen deiden Partizipialsätzen
Da. 3, 25; I. Makk. 3, 48. Im NT auch Rm. 1, 23. 5,14. 6,5. 8, 3; Apok. Joh.
9, 7 (s. meinen Kommentar z. St.), ferner Ign. Trall. 9, 2, Herrn. Manch IV
1, 1. 9.
1 Das letztere besonders Haupt; das erstere schon Calvin, Beza,
dann Hofmann, Lightfoot, Zahn, Wohlenberg.
 
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