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Ernst Loiimeyer:
gesetzt1. Auch aus formalen Gründen ist der Verbindung dieser
Zeile mit der vorangegangenen zu widerraten. Sie zerreißt die
deutlich angelegte Symmetrie beider Sätze, denn wenn jetzt beide
Hauptverben durch je zwei Partizipien bestimmt sind, so wäre
alsdann das erste mit drei, das zweite nur mit einem belastet. Daß
auch der sachliche Zusammenhang diese Zeile eindeutig der dritten
Strophe zuordnet, wird sich gleich zeigen.
So verknüpft denn das Wörtchen ,,und“ die beiden Haupt-
verben exsvcogsv und sxaVeivcoosv miteinander. Beide stehen unter
der Herrschaft des aZXa, beide sind lautlich ganz gleich gebildet;
beide müssen daher, wenn es sich nicht um ein rhetorisches Spiel
handeln soll, auch sachlich das gleiche Gewicht tragen. Das erste
Prädikat bezeichnet den Anfang des geschichtlichen Lebens und
Wirkens, das zweite dessen Ende; zwischen beiden liegt also
die Mitte eines konkreten geschichtlichen Daseins. Sie ist in der
ersten Zeile flüchtig berührt; und das Wort o/yjga als Inbegriff der
besonderen geschichtlichen Haltung eines Menschen, die in Wort
und Werk sich äußert, entspricht gen.au diesem Zusammenhang2.
Aber ist es ein möglicher Gedanke, daß das Wirken dieser Knechts-
gestalt nur menschlich sei ? Da Christus unter ihr verstanden wer-
den soll, steht nicht das ganze Zeugnis der evangelischen Tradition
dawider ? Es lehrt wohl, daß das naturhafte Dasein Jesu das eines
Menschen war, aber es bezeugt auch, daß sein Wirken „in Zeichen
und Wundern“ und sein Verkünden „in Vollmacht“ geschah.
Dieser ersten Schwierigkeit gesellen sich alsbald einige andere. Die
Verbindung: supsbsG ist sprachlich unmöglich. Wenn nicht
avbpcoTcop genetivisch mit o^ga verbunden werden sollte3, so mußte
1 Es ist lehrreich, Od. Sal. 7, 4—6 zu vergleichen: „Er ward mir gleich
\a/wä-9 (t)] . . . ., er erschien mir gleich an Wesen (kjänä; vgl. dazu H. H.
Schaeder in Vortr. Bibi. Warburg IV, 77), .... er ward wie meine Gestalt
(surtä)“. Hier sind deutlich synonyme Ausdrücke gewählt. Für cr/jjga hat das
Syrische nur das Lehnwort ,,skemävgl. die Übersetzung der Peschitta an
dieser Stelle.
2 Die gleiche Bedeutung auch bei Lucian, Dial. mort. X 8: dc-oüou cü
to cyvyxoc TrpÖTov, siTix xoc! tocotI 7ravToc; vgl. noch Xen. Mem. II 1,22; III 10,5;
Polyb. I 4, 6; Jos. Ant. II 4, 2f. In LXX steht es nur Js. 3, 17; dann Test.
Rub. 5, 1. 2. 4; Test. Jud. 12, 3; im NT noch bei Paulus I. Kor. 7, 31, aber in
anderer Beziehung.
3 Marcion liest bezeichnenderweise äv-9-pco7rou (ohne coc,, vgl. A. von
Harn ack, Marcion 2126*) freilich wohl nicht allein aus grammatischen, sondern
mehr noch aus dogmatischen Gründen.
Ernst Loiimeyer:
gesetzt1. Auch aus formalen Gründen ist der Verbindung dieser
Zeile mit der vorangegangenen zu widerraten. Sie zerreißt die
deutlich angelegte Symmetrie beider Sätze, denn wenn jetzt beide
Hauptverben durch je zwei Partizipien bestimmt sind, so wäre
alsdann das erste mit drei, das zweite nur mit einem belastet. Daß
auch der sachliche Zusammenhang diese Zeile eindeutig der dritten
Strophe zuordnet, wird sich gleich zeigen.
So verknüpft denn das Wörtchen ,,und“ die beiden Haupt-
verben exsvcogsv und sxaVeivcoosv miteinander. Beide stehen unter
der Herrschaft des aZXa, beide sind lautlich ganz gleich gebildet;
beide müssen daher, wenn es sich nicht um ein rhetorisches Spiel
handeln soll, auch sachlich das gleiche Gewicht tragen. Das erste
Prädikat bezeichnet den Anfang des geschichtlichen Lebens und
Wirkens, das zweite dessen Ende; zwischen beiden liegt also
die Mitte eines konkreten geschichtlichen Daseins. Sie ist in der
ersten Zeile flüchtig berührt; und das Wort o/yjga als Inbegriff der
besonderen geschichtlichen Haltung eines Menschen, die in Wort
und Werk sich äußert, entspricht gen.au diesem Zusammenhang2.
Aber ist es ein möglicher Gedanke, daß das Wirken dieser Knechts-
gestalt nur menschlich sei ? Da Christus unter ihr verstanden wer-
den soll, steht nicht das ganze Zeugnis der evangelischen Tradition
dawider ? Es lehrt wohl, daß das naturhafte Dasein Jesu das eines
Menschen war, aber es bezeugt auch, daß sein Wirken „in Zeichen
und Wundern“ und sein Verkünden „in Vollmacht“ geschah.
Dieser ersten Schwierigkeit gesellen sich alsbald einige andere. Die
Verbindung: supsbsG ist sprachlich unmöglich. Wenn nicht
avbpcoTcop genetivisch mit o^ga verbunden werden sollte3, so mußte
1 Es ist lehrreich, Od. Sal. 7, 4—6 zu vergleichen: „Er ward mir gleich
\a/wä-9 (t)] . . . ., er erschien mir gleich an Wesen (kjänä; vgl. dazu H. H.
Schaeder in Vortr. Bibi. Warburg IV, 77), .... er ward wie meine Gestalt
(surtä)“. Hier sind deutlich synonyme Ausdrücke gewählt. Für cr/jjga hat das
Syrische nur das Lehnwort ,,skemävgl. die Übersetzung der Peschitta an
dieser Stelle.
2 Die gleiche Bedeutung auch bei Lucian, Dial. mort. X 8: dc-oüou cü
to cyvyxoc TrpÖTov, siTix xoc! tocotI 7ravToc; vgl. noch Xen. Mem. II 1,22; III 10,5;
Polyb. I 4, 6; Jos. Ant. II 4, 2f. In LXX steht es nur Js. 3, 17; dann Test.
Rub. 5, 1. 2. 4; Test. Jud. 12, 3; im NT noch bei Paulus I. Kor. 7, 31, aber in
anderer Beziehung.
3 Marcion liest bezeichnenderweise äv-9-pco7rou (ohne coc,, vgl. A. von
Harn ack, Marcion 2126*) freilich wohl nicht allein aus grammatischen, sondern
mehr noch aus dogmatischen Gründen.