Metadaten

Lohmeyer, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1927/28, 4. Abhandlung): Kyrios Jesus: eine Untersuchung zu Phil. 2,5-11 — Heidelberg, 1928

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.38938#0056
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
56

Ernst Loiimeyer:

Erhöhte die Mitte zwischen Gott und Welt — im umfassendsten
Sinne des Wortes —, im Begriff des Geistes die Mitte auch zwischen
Gott und Gemeinde. So begreift es sich, daß auch später kein Blick
auf eine gläubige Gemeinde fällt. Für die Genesis urchristlicher
Christologie ist dieser Sachverhalt sehr lehrreich. Er lehrt eine
Christusanschauung kennen, für die der Begriff des Geistes nicht
konstitutiv ist wie für Paulus und die synoptischen Evangelien; er-
führt auch in diesem negativen Moment in die Nähe der johanne-
ischen Schriften.
5.
Mit dieser Bedeutung des Namens ist dann der weitere Fort-
gang des Gedichtes bestimmt; er enthält kaum anderes als den
Preis des Namens. Schon im AT wird der Name Gottes gepriesen,
wenn Gott von den Menschen angerufen wird; es liegt darin das
Bekenntnis, daß er Herrscher und Helfer und Richter ist1. So wird
jetzt Christus gepriesen; er wird ebenso als Herrscher und Helfer
und Richter „bekannt“. Von dieser Folge, die zugleich das Ziel der
Taten Gottes ist2, handeln die beiden letzten Strophen. Sie sind
unter der Herrschaft des Eva eng verbunden und ähnlich wie die
zweite und dritte Strophe durch ein xoct gleichgeordnet3. Vielleicht
geht der Parallelismus im einzelnen sogar noch weiter. Die fünfte
Strophe handelt von dem Bestände der kreatürlichen Welt; selbst
der Name Jesu scheint gewählt, um in dem Reich des Geschicht-
lichen zu bleiben. So war auch die zweite Strophe ganz von der
Geschichtlichkeit der göttlichen Gestalt erfüllt. In der dritten
Strophe sprach die erste Zeile von der Würde des Menschensohnes,
die zweite von der Tat der Erniedrigung, die dritte von dem unter-
irdischen Reich des Todes; so handelt die letzte Strophe in gegen-
sätzlichem Parallelismus in ihrer ersten Zeile von der geschichtlichen
Welt, in der zweiten von dem Bekenntnis der Erhöhung, in der
dritten von dem überweltlichen Reiche „Gottes des Vaters“. So
ist in den beiden Strophen der Inhalt der jeweils vorangegangenen
zu großer Steigerung zusammengefaßt.
1 Vgl. außer den Stellen auf S. 54 Anm. 1 noch Gesenius-Buiil, Hebr..
Handwörterbuch, s. v. sein und für den späteren Gebrauch Levy, Neuhebrä-
isches Wörterbuch s. v.
2 xauTTTsiv in der 5. Strophe korrespondiert sachlich dem u-epudouv und
E^ogoXoysiGhai in der 6. dem yocpGsahoa. So wird in diesen Strophen nur der
Inhalt der vierten weiter entfaltet.
3 Über Eva = coctts s. Blass-Debr.5, iNeutestamentliche Gramm. § 400.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften