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Goldschmidt, Richard H.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1927/28, 6. Abhandlung): Postulat der Farbwandelspiele — Heidelberg, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.38940#0005
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Postulat der Farbwandelspiele.

ob der praktische Erfolg nicht geradezu unabhängig davon sei,
welche Bewandtnis es mit einer faktischen Realisation hat, ob
diese die Annäherung an ein unerreichbares Ziel oder die Erreichung
eines Zieles selbst bedeutet ?
Allgemein kann ein jedes Vorgestellte, Begriffene, Als-Wahr-
Genommene, überhaupt jegliches Erlebte oder im Ich-selbst-Beob-
achtbare als ein Aufweisbares betrachtet werden; dabei er-
scheint das Aufweisbare bildhaft als vom Aufweisenden aus in der
Weiser-Richtung hegend und als durch diese seine besondere
Weiser-Richtung klar bestimmt, sowie als deutlich unterschieden
von allem übrigen Anweisbaren, dem eben jeweils seine besondere
Weiser-Richtung zukommt. „Die Unerkennbarkeit eines Dinges an
sich“ erhält dabei durch „die unerreichbare Ferne des letzten Zieles
der Weiser-Richtung“ seinen bildhaften Ausdruck; während für
die Unterschiedlichkeit aller einzelnen für sich allein bestehenden,
oder miteinander verbundenen Gedankenzusammenhänge als bild-
hafter Ausdruck ein kulissenartig geschichtetes Hintereinander von
Gedanken-Ebenen sich annehmen läßt, derart, daß eine jegliche
Weiser-Richtung eine Gedanken-Ebene nach der anderen durch-
quert, nämlich in einer Reihe von Durchschneidungen, die ent-
sprechend dem Geschieht der Gedanken in deren Gesamtbereich
hintereinander hegen. LTnd ein solches Bild von der Gesamtheit
des menschlichen Denkens deutet auf die Mannigfaltigkeit unter-
schiedlicher (etwa weltanschaulich-bestimmter) Auffassungen hin,
nämlich durch die Möglichkeit, jeweils nur eine einzelne Ebene
oder Schicht aus dem Gesamtgeschichte der Gedanken einer Be-
trachtung zu unterziehen. Dabei ist die Unterscheidbarkeit eines
Aufgewiesenen von einem sonst Aufweisbaren bildhaft gleich dem
Genauigkeitsgrad der Definition „einer Weiser-Richtung in ihrer
Relation zu einer anderen“, im besondern auch gleich der Schärfe
der Erfassung einer solchen „Beziehung innerhalb einer Schicht
von Gedanken über Wirklichkeitsgeschehnisse“. Die Definition
der Richtung eines Weisers als einer geraden Linie geschieht durch
zwei Punkte, nämlich durch den Standpunkt des Aufweisenden
und durch einen näheren oder ferneren Zielpunkt. Und für einen
gleichbleibenden Standpunkt des Aufweisenden geschieht die De-
finition der Relation zweier Weiser-Richtungen zueinander durch
den Abstand zwischen deren beider Durchschneidungen mit einer
Gedankenebene, sofern es sich eben jeweils um nur eine einzige
Gedankenebene handelt, sofern also ein jegliches Denken in seinem
 
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