Postulat der Farbwandelspiele.
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fraglich erscheinen, ob aus einem Verzicht heraus positiv etwas
Künstlerisches erwächst. Aber es ist sehr wohl denkbar, daß die
vollkommenste Schöpfung durch einen Kompositionswillen als
solchen, daß die höchstverfeinerte rhythmische Aufteilung der
Bildfläche erst nach Verzicht auf eine Gegenstands-Darstellung
möglich wird. Gleichsam analog besitzt die Instrumentalmusik
ganz andere künstlerische Möglichkeiten als der Gesang, dem gegen-
über auf die Vergegenständlichung durch Worte verzichtet wird.
•— Eine hervorragende Pflegestätte für „abstrakte Malerei mit
Selbstzweck“ schuf übrigens A. Dorner in seiner Kunstabteilung
des Provinzialmuseums zu Hannover. Als die ältere Form ab-
strakter Malerei betrachtet er Darbietungen, in denen sich ein
Hervortreten und ein Zurücktreten die Wage halten (beispielsweise
etwa das Hervortreten eines gelben und eines roten Quadrates
mit dem Zurücktreten eines blauen Quadrates auf sonst weißer,
mit schwarzen Linien durchzogener Fläche. Übrigens unter-
suchten einen solchen Eindruck des Hervorspringens oder Zurück-
tretens von Farben experimental-psychologisch D. Katz in seiner
Monographie über „die Erscheinungsweisen der Farben“, 1911;
R. H. Goldschmidt, Z. PS. 76, 1916; B. Kern und F. Schöne
„. . . Farbtöne . .“, 1925, und S. Belaiew-Exemplarsky, Z. PS.,
96, 1925). Die älteren Werke abstrakter Malerei hat Dorner (wie
sonst irgendein Gemälde auch) an die Wand hängen lassen. Als
die neuere Form abstrakter Malerei aber betrachtet er Darbietun-
gen, in denen die Formen, beispielsweise ein Bündel von Dreiecken,
beliebig von oben nach unten hängend oder von vorn nach hinten
hegend, gleichsam freischwebend im Raume betrachtet werden
können; für solche Kunstwerke hat er die Wand mit senkrecht
laufenden, hervortretenden Streifen nach Art der Cannellierung
einer Säule erst schraffieren und in einem gedämpften Grund-
farbenton des Kunstwerkes streichen lassen, bevor er das Kunst-
werk daraufhing, um so den Eindruck des Freischwebens im Raume
zu unterstützen. Und es ließe sich denken, daß sich solche Absicht
noch steigern ließe, wenn eine ovale oder kreisförmige Bildform,
söwie als Wand eine hintergrundmäßig getönte Fläche mit gleich-
getönten, mehr oder minder hervortretenden, kleineren und grö-
ßeren, runden Nagelköpfen gewählte würde. — Zur Erzielung ge-
wisser besonderer Effekte erhielten „abstrakte Kunstwerke von
Hochrelief-Charakter“ eigene elektrische Glühlampen, die, jeweils
am „Kunstwerk“ verdeckt angebracht, dieses kontinuierlich oder
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fraglich erscheinen, ob aus einem Verzicht heraus positiv etwas
Künstlerisches erwächst. Aber es ist sehr wohl denkbar, daß die
vollkommenste Schöpfung durch einen Kompositionswillen als
solchen, daß die höchstverfeinerte rhythmische Aufteilung der
Bildfläche erst nach Verzicht auf eine Gegenstands-Darstellung
möglich wird. Gleichsam analog besitzt die Instrumentalmusik
ganz andere künstlerische Möglichkeiten als der Gesang, dem gegen-
über auf die Vergegenständlichung durch Worte verzichtet wird.
•— Eine hervorragende Pflegestätte für „abstrakte Malerei mit
Selbstzweck“ schuf übrigens A. Dorner in seiner Kunstabteilung
des Provinzialmuseums zu Hannover. Als die ältere Form ab-
strakter Malerei betrachtet er Darbietungen, in denen sich ein
Hervortreten und ein Zurücktreten die Wage halten (beispielsweise
etwa das Hervortreten eines gelben und eines roten Quadrates
mit dem Zurücktreten eines blauen Quadrates auf sonst weißer,
mit schwarzen Linien durchzogener Fläche. Übrigens unter-
suchten einen solchen Eindruck des Hervorspringens oder Zurück-
tretens von Farben experimental-psychologisch D. Katz in seiner
Monographie über „die Erscheinungsweisen der Farben“, 1911;
R. H. Goldschmidt, Z. PS. 76, 1916; B. Kern und F. Schöne
„. . . Farbtöne . .“, 1925, und S. Belaiew-Exemplarsky, Z. PS.,
96, 1925). Die älteren Werke abstrakter Malerei hat Dorner (wie
sonst irgendein Gemälde auch) an die Wand hängen lassen. Als
die neuere Form abstrakter Malerei aber betrachtet er Darbietun-
gen, in denen die Formen, beispielsweise ein Bündel von Dreiecken,
beliebig von oben nach unten hängend oder von vorn nach hinten
hegend, gleichsam freischwebend im Raume betrachtet werden
können; für solche Kunstwerke hat er die Wand mit senkrecht
laufenden, hervortretenden Streifen nach Art der Cannellierung
einer Säule erst schraffieren und in einem gedämpften Grund-
farbenton des Kunstwerkes streichen lassen, bevor er das Kunst-
werk daraufhing, um so den Eindruck des Freischwebens im Raume
zu unterstützen. Und es ließe sich denken, daß sich solche Absicht
noch steigern ließe, wenn eine ovale oder kreisförmige Bildform,
söwie als Wand eine hintergrundmäßig getönte Fläche mit gleich-
getönten, mehr oder minder hervortretenden, kleineren und grö-
ßeren, runden Nagelköpfen gewählte würde. — Zur Erzielung ge-
wisser besonderer Effekte erhielten „abstrakte Kunstwerke von
Hochrelief-Charakter“ eigene elektrische Glühlampen, die, jeweils
am „Kunstwerk“ verdeckt angebracht, dieses kontinuierlich oder