Postulat der Farbwandelspiele.
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homogen gefärbt. Die solcherart dargebotene, kreisförmig „um-
schriebene“ Lichtfülle erinnerte stark an die (in 8.) unter Hinweis
auf Scrjabin beschriebene „allseitige“ Lichtfülle.
Für die erste Reihe experimentaler Beobachtungen geschah
der Lichtwechsel plötzlich, durch zwei antagonistisch verkuppelte
Schlitzverschlüsse (von photographischen Apparaten), durch Schlie-
ßen eines farbigen Lichtstromes zugleich mit dem Öffnen eines an-
dersfarbigen. Dann erschien der Gesamteindruck des Farbwandels
bei „umschriebener“ Lichtfülle ähnlich wie bei „allseitiger“ Licht-
fülle, geradezu wesensverwandt; und es bestätigte sich, daß mit
der Plötzlichkeit des Farbtonwechsels ein Eindruck des
„Gewaltigen“ und „Befremdlichen“ einhergehen kann. Dies
Befremdliche konnte sich allmählich etwas verlieren, nachdem eine
„umschriebene“ Lichtfülle oft wiederholt dargeboten worden war.
Dann verstärkte sich im allgemeinen der Eindruck des Gewaltigen,
da dessen Störung durch das Befremdliche nachließ. Dann zeigte sich
aber auch, daß es von entscheidender Bedeutung war, welche Farb-
töne einander folgten; je nach dem konnte der Eindruck des Ge-
waltigen jeweils stärker oder schwächer sein, oder sogar fehlen und
gleichsam durch einen andern Eindruck ersetzt werden; beispiels-
weise wirkte sehr brüsk ein helleuchtendes, gesättigtes Rot, das auf ein
ebenso helles und sattes oder auch auf ein minderhelles Gelb, Grün
oder Violett folgte, während bei sonst entsprechender Darbietung
etwa ein Violett nach einem Grün ganz anders, gegenüber dem zu-
vor erlebten Eindruck des Gewaltigen geradezu als etwas Freund-
liches, Mildes imponierte. Dann zeigte sich außerdem, daß es für
den Eindruck eines Farbtonwechsels auch auf die vorausgehenden
Farbtonwechsel ankam; doch machte sich das Befremdliche der
Darbietung immer noch zu stark geltend, als daß eine Hingabe
an die Farbeindrücke als solche ganz ungestört möglich gewesen
wäre. Im besonderen zeigte sich dies Befremdliche einem Zuschauer
immer wieder anläßlich seiner unwillkürlichen Blicktätigkeit, die
nach Ungleichmäßigkeiten in der Projektionsfläche förmlich suchte,
als ob eine Homogenität des Gesichtsfeldes widersinnig wäre; es
erschienen dann auch E.S.O.P.-ähnliche subjektive optische Phä-
nomene, etwa kleine, lichte Kreise oder Ringe, auf der Projektions-
fläche, mit den Augenbewegungen entsprechend dem suchenden
Blick hin- und herwandernd (wie auch sonst bei einem Blick auf
eine große helle Fläche, nach R. H. Goldschmidt, „Beobachtungen
über exemplarische subjektive optische Phänomene“ oder E.S.O.P.,
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homogen gefärbt. Die solcherart dargebotene, kreisförmig „um-
schriebene“ Lichtfülle erinnerte stark an die (in 8.) unter Hinweis
auf Scrjabin beschriebene „allseitige“ Lichtfülle.
Für die erste Reihe experimentaler Beobachtungen geschah
der Lichtwechsel plötzlich, durch zwei antagonistisch verkuppelte
Schlitzverschlüsse (von photographischen Apparaten), durch Schlie-
ßen eines farbigen Lichtstromes zugleich mit dem Öffnen eines an-
dersfarbigen. Dann erschien der Gesamteindruck des Farbwandels
bei „umschriebener“ Lichtfülle ähnlich wie bei „allseitiger“ Licht-
fülle, geradezu wesensverwandt; und es bestätigte sich, daß mit
der Plötzlichkeit des Farbtonwechsels ein Eindruck des
„Gewaltigen“ und „Befremdlichen“ einhergehen kann. Dies
Befremdliche konnte sich allmählich etwas verlieren, nachdem eine
„umschriebene“ Lichtfülle oft wiederholt dargeboten worden war.
Dann verstärkte sich im allgemeinen der Eindruck des Gewaltigen,
da dessen Störung durch das Befremdliche nachließ. Dann zeigte sich
aber auch, daß es von entscheidender Bedeutung war, welche Farb-
töne einander folgten; je nach dem konnte der Eindruck des Ge-
waltigen jeweils stärker oder schwächer sein, oder sogar fehlen und
gleichsam durch einen andern Eindruck ersetzt werden; beispiels-
weise wirkte sehr brüsk ein helleuchtendes, gesättigtes Rot, das auf ein
ebenso helles und sattes oder auch auf ein minderhelles Gelb, Grün
oder Violett folgte, während bei sonst entsprechender Darbietung
etwa ein Violett nach einem Grün ganz anders, gegenüber dem zu-
vor erlebten Eindruck des Gewaltigen geradezu als etwas Freund-
liches, Mildes imponierte. Dann zeigte sich außerdem, daß es für
den Eindruck eines Farbtonwechsels auch auf die vorausgehenden
Farbtonwechsel ankam; doch machte sich das Befremdliche der
Darbietung immer noch zu stark geltend, als daß eine Hingabe
an die Farbeindrücke als solche ganz ungestört möglich gewesen
wäre. Im besonderen zeigte sich dies Befremdliche einem Zuschauer
immer wieder anläßlich seiner unwillkürlichen Blicktätigkeit, die
nach Ungleichmäßigkeiten in der Projektionsfläche förmlich suchte,
als ob eine Homogenität des Gesichtsfeldes widersinnig wäre; es
erschienen dann auch E.S.O.P.-ähnliche subjektive optische Phä-
nomene, etwa kleine, lichte Kreise oder Ringe, auf der Projektions-
fläche, mit den Augenbewegungen entsprechend dem suchenden
Blick hin- und herwandernd (wie auch sonst bei einem Blick auf
eine große helle Fläche, nach R. H. Goldschmidt, „Beobachtungen
über exemplarische subjektive optische Phänomene“ oder E.S.O.P.,
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