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Goldschmidt, Richard H.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1927/28, 6. Abhandlung): Postulat der Farbwandelspiele — Heidelberg, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.38940#0037
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Postulat der Farbwandelspiele.

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Für die erste und für die zweite Beobachtungsreihe wurde bei-
läufig festgestellt, welches Tempo des Farben Wechsels für die Be-
obachtungzweckmäßigwar. Besonders in der zweiten Beobachtungs-
reihe waren die einzelnen Farben als solche jeweils gut beobacht-
bar, wenn ihre Einzelexpositionsdauer ungefähr 15 Sekunden betrug.
Die einzelne Expositionsdauer konnte auf eine halbe Minute steigen,
ohne daß die dargebotene Farbe langweilig erschienen wäre, oder
auch sonstwie ihren Eindruck merklich modifiziert hätte. Die ein-
zelne Expositionsdauer konnte bis auf 3 Sekunden sinken, ohne daß
der Farbeindruck zu flüchtig geworden wäre, als daß er während
der Exposition sich bewußt hätte betrachten lassen. Der Gesamt-
eindruck einer Folge von Farben konnte durch eine einzelne Farb-
exposition von nur 1/10 Sekunde Dauer beeinflußt werden, wobei
freilich diese kurz exponierte Farbe nur in Verbindung mit min-
destens einer vorausgehenden oder nachfolgenden Farbe bewußt
vergegenwärtigt werden konnte. Beim Auftreten einer grelleuch-
tenden Farbe konnte sich ceteris paribus ein Bedürfnis nach wei-
terem Farbwechsel schneller geltend machen als angesichts einer
sanften Farbe. —
Experimental wurden einerlei oder mehrerlei planimetrisch-
einfache Figuren, Kreise, Ellipsen, Bechtecke, Dreiecke, Vierecke,
Wellenlinien u. a. m., sämtlich oder gruppenweise in einer jeweils
untereinander gleichen homogenen Färbung, auf dunkelm oder sonst
andersfarbigem Hintergrund, gerade vor den Augen des Beschauers
auf einer vertikalen Projektionsfläche derart dargeboten, daß sich
Farbe, Helligkeit, Form, Größe und Lage der Figuren einzeln
oder gruppenweise während der Exposition bequem und beliebig
ändern ließen. Hierzu dienten (mindestens zwei) synergetische Pro-
jektionsapparate, deren Bildbühnen Blenden mit Ausschnitten von
der Form der gewünschten Figuren trugen. Solcherweise ließen sich
auf Grund von ästhetischen Beurteilungen experimental variierter
Darbietungen,,Farbe-Form-Kompositionen in einembildnismäßigen
Ruhezustand“, sowie ,,Farbe-Form-Wandelspiele“ (nach 10.) gleich-
sam konstruktiv hersteilen und zu Werken abstrakter Malerei, sowie
zu reflektorischen Farbenspielen von Hirschfeld-Mack in Paral-
lele setzen, wobei die hierüber (in 9. u. 10.) bereits mitgeteilten
Beobachtungen bestätigt wurden. Zudem wurde (neben vielen
anderen, in eigenem Zusammenhang interessierenden Einzelheiten)
festgestellt, daß sich zu einer jeden ganz beliebig ausgewählten
Farbe (etwa Orange, Grün oder Blau) in einer ebenfalls ganz
 
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