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Allgeier, Arthur [Editor]; Sankt Gallen [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1928/29, 2. Abhandlung): Bruchstücke eines altlateinischen Psalters aus St. Gallen: in Codd. 1395 St. Gallen, C 184 Zürich u. 587 Wien — Heidelberg, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.39910#0005
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TrW kein alttestamentliches Buch Iaht sich die sog. altlateinische
Übersetzung auf so breiter Grundlage verfolgen wie für die
Psalmen. Deutlicher als irgendwo zeigt sich aber auch hier, daß
die jetzt übliche Bezeichnung „altlateinisch“ und erst recht der ältere
Name ,.Itala“ recht unbestimmt und daher mißverständlich ist. Mit
„vorhieronymianisch“ darf jedenfalls altlateinisch nicht einfach gleich-
gesetzt werden.
Zu den altlateinischen Psalterien gehört auch das PSALTERIUM
R.OMANUM, das heute noch in der Liturgie der Peterskirche in
Rom und in den älteren Teilen des Missale Romanum, sowie im
Invitatorium des Breviarium Romanum (Ps. Venite exultemus) in
praktischer Geltung ist. Es ist sodann längst beobachtet worden,
daß auch das PSALTERIUM MOZARABIGUM, d. h. der Psalter,
wie er in der mozarabischen Liturgie üblich ist, sich mit Hr nahe
berührt. Dasselbe gilt für das PSALTERIUM MEDIOLANENSE,
den Psalter der ambrosianischen Liturgie in der Kirchenprovinz
Mailand. Im einzelnen unterliegt es freilich noch der Prüfung,
welcher Art diese Berührungen sind und woher sie unmittelbar
stammen. Die Tatsache bleibt jedoch bestehen, daß sich sowohl
im Mailänder wie auch im Psalmentext der altspanischen Kirche
eine bemerkenswert starke römische Schicht beßndet. Das PSAL-
TERIUM ROMANUM ist aber vom heiligen Hieronymus auf Ver-
anlassung des Papstes Damasus aus dem PSALTERIUM VETUS
rezensiert worden. Also geht es jedenfalls nicht an, hier alt-
lateinisch im Sinn von vorhieronymianisch zu verstehen.
Altlateinisch für den Psalter normiert sich vielmehr an der
Vulgata, in die das PSALTERIUM GALLICANUM, die zweite oder
vielleicht dritte Rezension des Hieronymus, aufgenommen worden ist.
Das PSALTERIUM IUXTA HEBRAEOS, das sogar in der ältesten
Vulgatahandschrift, dem Codex Amiatinus, steht und für die älteren
spanischen Handschriften geradezu charakteristisch ist, wird dagegen
auch nie als altlateinisch bezeichnet. Der Sprachgebrauch gewinnt
darum nur ein Verständnis, wenn man den Standpunkt in einem
Gebiet nimmt, wo die ältere Praxis von Hr durch die jetzige von
Hg abgelöst wurde.

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