Cusanus-Texte. I. „Dies Sanctificatus“.
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ist, stehen alle Dinge in einer bestimmten gegenseitigen Verbin-
dung. Also: Aus der Einheit, die in allen Dingen ist, und der den
Unterschied setzenden Gleichheit entsteht und erwächst die in
Verhältnis setzende Verbindung aller Dinge; diese Verbindung ist
das Aufbauprinzip des Weltalls.
Auf solche Weise nun gelangen wir von der Erkenntnis der
konkreten Einheit, die ohne Dreifaltigkeit nicht wirklich ist, zur
absoluten Einheit, auf eine angemessene Weise — wenn es uns
allerdings auch nicht gelingt, uns durch das Sichtbare oder Faßbare
zur Erkenntnis der Unendlichkeit zu erheben; denn in der absoluten
Unendlichkeit können wir — sofern wir die Unendlichkeit nicht
als Prinzip und Ursache, sondern an sich betrachten — nichts
finden als absolute Unendlichkeit.
Hier ließe sich vieles sagen, wie alles Geschaffene uns zur
Kenntnis der Dreifaltigkeit führt: durch die Begriffe des Seins,
Könnens und Handelns nach Dionysius; nach Augustinus
die Seins-Weise, die Seins-Gattung und die Seins-Ordnung;
und dieser Ausspruch des Augustinus wird in der angegebenen
Weise verständlich werden. Ebenso lassen sich die Begriffe Maß,
Zahl und Gewicht hierauf beziehen; ebenso auch die Begriffe
Einheit, Wahrheit und Gutsein. Und dieses sind die drei
Finger, an welche Gott die Last der Erde gehängt hat,.
Auf welche Weise nun die Vernunft, die sich aufwärts erhoben
hat, etwas hiervon erfaßt, müssen wir an einem anderen Orte
betrachten; für jetzt genügt es uns zu wissen, daß wenn wir das
Prinzip aller Dinge anschauen wollen, wir sehen, daß alle Ver-
standeserkenntnis in die Grenzen von Vielheit und Größe ge-
bannt ist. Denn nichts erfaßt der Verstand außerhalb von Viel-
heit und Größe. Er sieht aber, daß das erste Prinzip notwendig
vollkommen-einfach sein muß, — sonst wäre es nicht das Erste;
und weil alle Vielheit zum Prinzip die Einheit hat, so ist jenes
erste Prinzip notwendig eines. Und weil Größe nicht ohne
Dreifaltigkeit ist — wie wir es bei der Größe sehen, die als Körper
Gestalt gewonnen hat, daß jeder Körper Länge, Breite und Tiefe
haben muß, und ferner das Erste aller Vielecke das Dreieck ist,
vor dem keine Figur möglich ist, u. dgl. m. —: so hat es der
Verstand als notwendig befunden, daß das erste allgemeine Prinzip
einig und dreifältig sein muß, nicht auf zusammengesetzte, son-
dern auf vollkommen-einfache Weise, so daß es für alle Dinge
Prinzip, Maß und Richte ist.
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ist, stehen alle Dinge in einer bestimmten gegenseitigen Verbin-
dung. Also: Aus der Einheit, die in allen Dingen ist, und der den
Unterschied setzenden Gleichheit entsteht und erwächst die in
Verhältnis setzende Verbindung aller Dinge; diese Verbindung ist
das Aufbauprinzip des Weltalls.
Auf solche Weise nun gelangen wir von der Erkenntnis der
konkreten Einheit, die ohne Dreifaltigkeit nicht wirklich ist, zur
absoluten Einheit, auf eine angemessene Weise — wenn es uns
allerdings auch nicht gelingt, uns durch das Sichtbare oder Faßbare
zur Erkenntnis der Unendlichkeit zu erheben; denn in der absoluten
Unendlichkeit können wir — sofern wir die Unendlichkeit nicht
als Prinzip und Ursache, sondern an sich betrachten — nichts
finden als absolute Unendlichkeit.
Hier ließe sich vieles sagen, wie alles Geschaffene uns zur
Kenntnis der Dreifaltigkeit führt: durch die Begriffe des Seins,
Könnens und Handelns nach Dionysius; nach Augustinus
die Seins-Weise, die Seins-Gattung und die Seins-Ordnung;
und dieser Ausspruch des Augustinus wird in der angegebenen
Weise verständlich werden. Ebenso lassen sich die Begriffe Maß,
Zahl und Gewicht hierauf beziehen; ebenso auch die Begriffe
Einheit, Wahrheit und Gutsein. Und dieses sind die drei
Finger, an welche Gott die Last der Erde gehängt hat,.
Auf welche Weise nun die Vernunft, die sich aufwärts erhoben
hat, etwas hiervon erfaßt, müssen wir an einem anderen Orte
betrachten; für jetzt genügt es uns zu wissen, daß wenn wir das
Prinzip aller Dinge anschauen wollen, wir sehen, daß alle Ver-
standeserkenntnis in die Grenzen von Vielheit und Größe ge-
bannt ist. Denn nichts erfaßt der Verstand außerhalb von Viel-
heit und Größe. Er sieht aber, daß das erste Prinzip notwendig
vollkommen-einfach sein muß, — sonst wäre es nicht das Erste;
und weil alle Vielheit zum Prinzip die Einheit hat, so ist jenes
erste Prinzip notwendig eines. Und weil Größe nicht ohne
Dreifaltigkeit ist — wie wir es bei der Größe sehen, die als Körper
Gestalt gewonnen hat, daß jeder Körper Länge, Breite und Tiefe
haben muß, und ferner das Erste aller Vielecke das Dreieck ist,
vor dem keine Figur möglich ist, u. dgl. m. —: so hat es der
Verstand als notwendig befunden, daß das erste allgemeine Prinzip
einig und dreifältig sein muß, nicht auf zusammengesetzte, son-
dern auf vollkommen-einfache Weise, so daß es für alle Dinge
Prinzip, Maß und Richte ist.