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Heimpel, Hermann [Hrsg.]; Heimpel, Hermann [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1929/30, 1. Abhandlung): Studien zur Kirchen- und Reichsreform des 15. Jahrhunderts, 1: Eine unbekannte Schrift Dietrichs v. Niem über die Berufung der Generalkonzilien (1413/1414) — Heidelberg, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.39954#0031
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Studien zur Kirchen- und Reichsreform des 15. Jahrhunderts.

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die Hilfe des Kaisers und der Fürsten appelliert im Sinne einer rein
politischen Einwirkung. Er hat auch den Weg, daß der Kaiser
das Unionskonzil berufen solle, noch als Beamter Gregors XII.
in dem Jahre vor Pisa 1408 als den eigentlich gegebenen bezeichnet1.
Dagegen hat er sich zunächst, als die Kardinale Gregor verlassen
hatten, durchaus gewehrt gegen eine Konzilsberufung durch die
Kardinale: Man darf, so schreibt er am 24. Mai 1408, nicht wie die
Kardinale von Gregor abfallen, der doch den ehrlichen Willen zur
Abdankung hat, denn: jedermann sei untertan der Obrigkeit2;
also, die kaiserliche Konzilsberufung ist für Dietrich nicht nur
geboten durch die Überparteilichkeit und die Macht des Kaisers,
sondern sie ist auch vorzuziehen der Revolution innerhalb der
Kirche, wie sie durch die Entziehung der Obödienz durch die Kar-
dinale gegeben ist.
Dietrich hat aber später das Konzil von Pisa doch anerkannt.
Er hat nach einem letzten Versuch, Gregor und die Kardinäle zu
versöhnen3, Gregors Kurie verlassen und sich nach seinem eigenen
Geständnis aus der Diskussion zurückgezogen4 — zunächst aller-
dings, weil er von seinem Papste nichts mehr und von dem geplanten
Konzil der Kardinäle noch nichts erwartete. Wenn er nach Pisa
im Dienste des pisanischen Papstes Alexander V. erscheint5, wenn
er in der Zeit nach dem Juli 1408 Gregor als Eidbrecher und Be-
trüger der auf die Union wartenden Welt beschimpft6, so hat er
sich aber doch innerlich nicht so zu Pisa hingewandt, wie es nach
seinem Abfall von Gregor schien: In seiner Geschichte des Schismas
hat er ja tatsächlich so für die Kardinäle und ihre Konzilsberufung
Partei genommen, daß er, Gregors und Ruprechts Einwänden
gegenüber, die Berufung der Synode als rechtmäßig verteidigt hat,
aber allerdings ohne positive Argumente für das Recht der Kar-
dinäle, sondern nur mit der Bemerkung gegen Gregor, daß er mit
1 Nemus Unionis 6, 33 (16. Mai 1408). Die Berufungsfrage ist nicht
deutlich erörtert, doch heißt es, das Schisma werde nicht beendet wegen der
Nachlässigkeit König Ruprechts, und die Berufung der Synode gegen Bene-
dikt V. durch Otto den Großen wird erwähnt.
2 Nemus unionis 6, 20, Brief an Kardinal Johann von Lüttich.
3 In seinem Schreiben an Gregor XII. vom 27. Mai 1408, Nemus Unionis
6, 22.
4 D. hat sich am 4. Juli 1408 von Gregor getrennt; Erler, Dietrich
von Nieheim (1889), 180. Am 23. Juli schreibt er, er ziehe sich zurück; von
den umständlichen Verhandlungen, die jetzt bevorständen, wolle er nichts
wissen. 5 Erler 188. 6 Vgl. Erler 180f.
 
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