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Ernst Hoffmann.
paratio, so ist es eine Mensuratio. Mensura ist die Grundfunktion
der Mens und muß es sein, insofern urteilende Erkenntnis über-
haupt möglich sein soll, welche sich auf die Welt richtet: denn die
Welt des überall und immer 'Anderen’ kann nur erkannt werden,
indem alles Einzelne in ihr miteinander verglichen, d. h. aneinander
gemessen wird.
Nun sind S und P, Gaius und Mensch, beides endliche Begriffe,,
die als Contractum und Abstractum opposita sind. Wie komme ich
dazu, sie in eins zu setzen und das Urteil auszusagen 'Gaius ist ein
Mensch’ ? Es ist nur möglich, indem ich die 'Comparatio’ über-
kröne durch eine 'Superlatio’. Subjekt und Prädikat im Urteil
zur Einheit zu bringen, ist nur möglich mittelbar: durch Rekurs
auf einen 'transzendenten’ Begriff, welcher gestattet, da Einheit zu
sehen, wo die elementare Logik nach dem Satz vom ausgeschlos-
senen Dritten eigentlich unabänderliche Gegensätzlichkeit sehen
müßte. Abstraktes und Kontraktes können nur in einem Absoluten
zur Einheit gelangen. Das Absolute steckt also in jedem Urteil, wie
die unendliche Figur in allen geometrischen Verfahrungsweisen; aber
das Absolute selber ist in seinem Sein so gänzlich vom Abstrakten
und Kontrakten der relativen Welt geschieden wie die unendliche
Figur in ihrem Sein von allen endlichen. Absolutes und Relatives
stehen zueinander genau in dem Verhältnis wie Maßstab und Ge-
messenes.
Ist dem aber so, dann steht überhaupt alles Endliche zum
Unendlichen in einer ganz anderen Beziehung, als der Thomismus
auf Grund der Aristotelischen Logik annahm: Gehört das Unend-
liche, das Absolute logisch einem schlechthin vom endlichen, rela-
tiven, komparablen Sein grundverschiedenen Bereiche an, so gibt
es keine aufsteigenden Zwischenglieder zwischen Endlich und Un-
endlich. Mag im Polygon n klein oder groß sein: das n-Eck oder
20-Eck oder 1000-Eck, sie sind alle endlich und (als endlich) unter-
einander homogen und dem Unendlich-Eck alle gleichermaßen fern
und unangemessen. Es gibt keine kontinuierlichen Denkschritte
vom Endlichen zum Unendlichen. Zwischen Comparatio und Super-
latio fehlen alle Stufen. Die Superlatio überkrönt unmittelbar
die Comparatio, ja alles Komparieren hat erst Sinn im Hinblick
auf die Möglichkeit des Superlativs, des „Maximum absolutum“,;
aber das Unendliche selber, in welchem ich die gemessenen, ver-
glichenen, endlichen Gegensätze koinzidieren lasse, ist jenseits aller
Vergleichbarkeit mit dem Endlichen: 'Finiti et infiniti nulla pro-
Ernst Hoffmann.
paratio, so ist es eine Mensuratio. Mensura ist die Grundfunktion
der Mens und muß es sein, insofern urteilende Erkenntnis über-
haupt möglich sein soll, welche sich auf die Welt richtet: denn die
Welt des überall und immer 'Anderen’ kann nur erkannt werden,
indem alles Einzelne in ihr miteinander verglichen, d. h. aneinander
gemessen wird.
Nun sind S und P, Gaius und Mensch, beides endliche Begriffe,,
die als Contractum und Abstractum opposita sind. Wie komme ich
dazu, sie in eins zu setzen und das Urteil auszusagen 'Gaius ist ein
Mensch’ ? Es ist nur möglich, indem ich die 'Comparatio’ über-
kröne durch eine 'Superlatio’. Subjekt und Prädikat im Urteil
zur Einheit zu bringen, ist nur möglich mittelbar: durch Rekurs
auf einen 'transzendenten’ Begriff, welcher gestattet, da Einheit zu
sehen, wo die elementare Logik nach dem Satz vom ausgeschlos-
senen Dritten eigentlich unabänderliche Gegensätzlichkeit sehen
müßte. Abstraktes und Kontraktes können nur in einem Absoluten
zur Einheit gelangen. Das Absolute steckt also in jedem Urteil, wie
die unendliche Figur in allen geometrischen Verfahrungsweisen; aber
das Absolute selber ist in seinem Sein so gänzlich vom Abstrakten
und Kontrakten der relativen Welt geschieden wie die unendliche
Figur in ihrem Sein von allen endlichen. Absolutes und Relatives
stehen zueinander genau in dem Verhältnis wie Maßstab und Ge-
messenes.
Ist dem aber so, dann steht überhaupt alles Endliche zum
Unendlichen in einer ganz anderen Beziehung, als der Thomismus
auf Grund der Aristotelischen Logik annahm: Gehört das Unend-
liche, das Absolute logisch einem schlechthin vom endlichen, rela-
tiven, komparablen Sein grundverschiedenen Bereiche an, so gibt
es keine aufsteigenden Zwischenglieder zwischen Endlich und Un-
endlich. Mag im Polygon n klein oder groß sein: das n-Eck oder
20-Eck oder 1000-Eck, sie sind alle endlich und (als endlich) unter-
einander homogen und dem Unendlich-Eck alle gleichermaßen fern
und unangemessen. Es gibt keine kontinuierlichen Denkschritte
vom Endlichen zum Unendlichen. Zwischen Comparatio und Super-
latio fehlen alle Stufen. Die Superlatio überkrönt unmittelbar
die Comparatio, ja alles Komparieren hat erst Sinn im Hinblick
auf die Möglichkeit des Superlativs, des „Maximum absolutum“,;
aber das Unendliche selber, in welchem ich die gemessenen, ver-
glichenen, endlichen Gegensätze koinzidieren lasse, ist jenseits aller
Vergleichbarkeit mit dem Endlichen: 'Finiti et infiniti nulla pro-