Cusanus-Studien: I. Das Universum des Nikolaus von Gues.
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der Fixsternhimmel der vollkommene Teil des Kosmos, und irgend-
ein Bereich zwischen beiden ein Teil von mittlerer Vollkommenheit.
Hier zeigt sich in seiner Logik der radikale Sieg des Platonismus
mit seiner grundsätzlichen Tmematik. Etwas ist entweder endlich
oder unendlich. Der sichtbare Fixsternhimmel gehört mit zur end-
lichen, bewegten Welt. Also ist seine Bewegung nicht mehr und
nicht minder göttlich als irgendeine andere, besondere, endliche
Bewegung. Der cusanische Gegensatz von Endlich und Unendlich
verschmilzt mit dem platonischen Gegensatz von Idee und Er-
scheinung. Hier gilt die grundsätzliche Dualität. Etwas ist ent-
weder Idee oder Erscheinung; zwischen beiden aber gibt es keine
Halbidee. Der Kosmos ist Erscheinung; also kann der Äther und
die Bewegung des Fixsternhimmels nicht als vollkommen, das
Erdelement und die Bewegung unseres Gestirns aber als unvoll-
kommen gelten, sondern Bewegung dort droben und Bewegung
hier unten sind prinzipiell homogen (wie alles Erscheinende und
Endliche), und alle Stoffe des Kosmos sind gleichartig und gleich-
wertig (eben als bloße Stcffe): An die Stelle der Stufenreihe der
Elemente tritt die für das ganze Universum durchgängig gleich-
artige Mischung der überall vorhandenen Urelemente. An die Stelle
des absoluten Unten und Oben tritt die Auffassung, daß wir überall
im Raume in gleicher Weise oben und unten stehen. Jeder Him-
melskörper ist Stern unter Sternen, und nur dadurch ist er Gegen-
stand der Erkenntnis, der mensurierenden, also komparierenden;
der rationalen, also relationalen (D. ign. II, 12).
Man sieht, wie es die von der syllo gistischen und hierarchischen
Logik emanzipierte Denkform des Cusanus ist, welche einem Galilei
und Kepler den Weg bahnte, ihre Probleme zu stellen1. Der Revo-
lution in der Astronomie ging die Revolution in der Logik voran.
1 Dies gilt ganz unabhängig davon, inwieweit für Cusanus der astrono-
mische Kosmos noch der alte und der Fixsternhimmel noch die octava sphaera
Avar. Zunächst handelt es sich um eine Reformation der Logik, nicht der
Astronomie, und physikalisch wirkte sie sich bei Cusanus selbst stärker aus
als astronomisch. Er Avar, wie seine ganze Zeit, astronomisch interessiert und
erregt; aber das Avar noch mehr Verdienst der Araber als des Abendlandes.
Dagegen daß im Abendlande dann die Nova astronomia kommen konnte, lag
an der neuen Logik, und die hatten die Araber nicht. (Vgl. hierzu Troels-Lund,
Himmelsbild und Weltanschauung im Wandel der Zeiten, 4. Aufl., S. I59ff.)
E.s genügte nicht, daß es exakte Astronomen gab wie Toscanelli; denn daß
man subtilster Beobachter sein und trotzdem bei der ptolemäischen Denk-
form verharren konnte, zeigte noch Tycho Brahe.
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der Fixsternhimmel der vollkommene Teil des Kosmos, und irgend-
ein Bereich zwischen beiden ein Teil von mittlerer Vollkommenheit.
Hier zeigt sich in seiner Logik der radikale Sieg des Platonismus
mit seiner grundsätzlichen Tmematik. Etwas ist entweder endlich
oder unendlich. Der sichtbare Fixsternhimmel gehört mit zur end-
lichen, bewegten Welt. Also ist seine Bewegung nicht mehr und
nicht minder göttlich als irgendeine andere, besondere, endliche
Bewegung. Der cusanische Gegensatz von Endlich und Unendlich
verschmilzt mit dem platonischen Gegensatz von Idee und Er-
scheinung. Hier gilt die grundsätzliche Dualität. Etwas ist ent-
weder Idee oder Erscheinung; zwischen beiden aber gibt es keine
Halbidee. Der Kosmos ist Erscheinung; also kann der Äther und
die Bewegung des Fixsternhimmels nicht als vollkommen, das
Erdelement und die Bewegung unseres Gestirns aber als unvoll-
kommen gelten, sondern Bewegung dort droben und Bewegung
hier unten sind prinzipiell homogen (wie alles Erscheinende und
Endliche), und alle Stoffe des Kosmos sind gleichartig und gleich-
wertig (eben als bloße Stcffe): An die Stelle der Stufenreihe der
Elemente tritt die für das ganze Universum durchgängig gleich-
artige Mischung der überall vorhandenen Urelemente. An die Stelle
des absoluten Unten und Oben tritt die Auffassung, daß wir überall
im Raume in gleicher Weise oben und unten stehen. Jeder Him-
melskörper ist Stern unter Sternen, und nur dadurch ist er Gegen-
stand der Erkenntnis, der mensurierenden, also komparierenden;
der rationalen, also relationalen (D. ign. II, 12).
Man sieht, wie es die von der syllo gistischen und hierarchischen
Logik emanzipierte Denkform des Cusanus ist, welche einem Galilei
und Kepler den Weg bahnte, ihre Probleme zu stellen1. Der Revo-
lution in der Astronomie ging die Revolution in der Logik voran.
1 Dies gilt ganz unabhängig davon, inwieweit für Cusanus der astrono-
mische Kosmos noch der alte und der Fixsternhimmel noch die octava sphaera
Avar. Zunächst handelt es sich um eine Reformation der Logik, nicht der
Astronomie, und physikalisch wirkte sie sich bei Cusanus selbst stärker aus
als astronomisch. Er Avar, wie seine ganze Zeit, astronomisch interessiert und
erregt; aber das Avar noch mehr Verdienst der Araber als des Abendlandes.
Dagegen daß im Abendlande dann die Nova astronomia kommen konnte, lag
an der neuen Logik, und die hatten die Araber nicht. (Vgl. hierzu Troels-Lund,
Himmelsbild und Weltanschauung im Wandel der Zeiten, 4. Aufl., S. I59ff.)
E.s genügte nicht, daß es exakte Astronomen gab wie Toscanelli; denn daß
man subtilster Beobachter sein und trotzdem bei der ptolemäischen Denk-
form verharren konnte, zeigte noch Tycho Brahe.