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Ernst Hoffmann.
für das philosophische, sondern nur für das religiöse Bewußtsein,
erreichbar ist: Keine Erkenntnis ohne Glaube, kein Glaube ohne
Liebe, keine Liebe ohne Hoffnung, keine Hoffnung ohne Ziel. Dies-
Ziel ist Christus; die Gemeinschaft der Hoffenden ist die Kirche.,
Trotzdem ist es nicht gegen den Sinn der Lehre des Cusanus,.
wenn wir den Christusgedanken1 * * * und den Kirchengedanken für
unsere Zwecke nur unter den philosophischen Gesichtspunkt stellen..
Beide Gegenstände haben für Cusanus neben anderen und für ihn
höheren auch ihre philosophische Seite und sind für den Begriff'
des Universums unentbehrlich. Der Christusgedanke muß zuerst
betrachtet werden. Wie leitet Cusanus ihn ab ?
Der Christusbegriff folgt so aus dem Weltbegriff wie der Welt-
begriff aus dem Gottesbegriff:
Die Welt folgte aus Gott, d. h. das Universum folgte aus dem
Absoluten, sofern nur im Universum Konkretion möglich war. Das
Universum ist der Inbegriff der konkreten Vielheit. Nun ist aber
das Viele im Universum durchgängig individuell, und das viele
konkrete Individuelle ist in seiner Relativität und Relationalität
gestuft und unterschieden. Es muß also ein Maximum der Kon-
kretion. geben, eine höchste Stufe, in der prinzipiell der Sinn der
Konkretion am reinsten zutage tritt. Diese Stufe ist die des Men-
schen, und er hat sie inne kraft seiner Natur ais Vernunftwesen.
Wie im Menschen die Stufung seiner Erkenntnisgrade in der Ver-
nunfterkenntnis kulminiert, in welcher die Verstandeserkenntnis
und die sinnliche Erkenntnis erst ihre Erfüllung finden (D. ign. III,
4), so kulminieren alle Wesen der Welt in der 'Humanitas5; die reli-
giöse, sittliche, vernünftige Aufgabe der Menschheit ist das Höchste,
was es im Kosmos gibt. Was aber das Höchste unter allem Kon-
kreten ist, steht nicht nur am Endpunkt aller Konkretionen, son-
dern der Standort ist zugleich eine Art Mitte zwischen dem Konkret-
Vielen und dem Absolut-Einen. Die Natur des Menschen muß eine
Art 'medi.a natura’ sein, um diejenige Verbindung von Niederem und
Höherem vertreten zu können, welche die Aufgabe des Maximums
ausmacht. Wie das Universum derjenige Inbegriff ist, welcher
alles Viele umf aßt, so ist Humanitas derjenige Höchstbegriff, in
1 Der Begriff des Mittlers wird in D. ign. III rein begrifflich gefordert:
nur die historische Erfüllung durch Jesus muß geglaubt werden. Durch diese
Auffassung wurde es möglich anzunehmen, daß schon die Griechen etwas von
Jesus 'gewußt5 haben können und dennoch den Glauben an ihn nicht gehabt
haben.
Ernst Hoffmann.
für das philosophische, sondern nur für das religiöse Bewußtsein,
erreichbar ist: Keine Erkenntnis ohne Glaube, kein Glaube ohne
Liebe, keine Liebe ohne Hoffnung, keine Hoffnung ohne Ziel. Dies-
Ziel ist Christus; die Gemeinschaft der Hoffenden ist die Kirche.,
Trotzdem ist es nicht gegen den Sinn der Lehre des Cusanus,.
wenn wir den Christusgedanken1 * * * und den Kirchengedanken für
unsere Zwecke nur unter den philosophischen Gesichtspunkt stellen..
Beide Gegenstände haben für Cusanus neben anderen und für ihn
höheren auch ihre philosophische Seite und sind für den Begriff'
des Universums unentbehrlich. Der Christusgedanke muß zuerst
betrachtet werden. Wie leitet Cusanus ihn ab ?
Der Christusbegriff folgt so aus dem Weltbegriff wie der Welt-
begriff aus dem Gottesbegriff:
Die Welt folgte aus Gott, d. h. das Universum folgte aus dem
Absoluten, sofern nur im Universum Konkretion möglich war. Das
Universum ist der Inbegriff der konkreten Vielheit. Nun ist aber
das Viele im Universum durchgängig individuell, und das viele
konkrete Individuelle ist in seiner Relativität und Relationalität
gestuft und unterschieden. Es muß also ein Maximum der Kon-
kretion. geben, eine höchste Stufe, in der prinzipiell der Sinn der
Konkretion am reinsten zutage tritt. Diese Stufe ist die des Men-
schen, und er hat sie inne kraft seiner Natur ais Vernunftwesen.
Wie im Menschen die Stufung seiner Erkenntnisgrade in der Ver-
nunfterkenntnis kulminiert, in welcher die Verstandeserkenntnis
und die sinnliche Erkenntnis erst ihre Erfüllung finden (D. ign. III,
4), so kulminieren alle Wesen der Welt in der 'Humanitas5; die reli-
giöse, sittliche, vernünftige Aufgabe der Menschheit ist das Höchste,
was es im Kosmos gibt. Was aber das Höchste unter allem Kon-
kreten ist, steht nicht nur am Endpunkt aller Konkretionen, son-
dern der Standort ist zugleich eine Art Mitte zwischen dem Konkret-
Vielen und dem Absolut-Einen. Die Natur des Menschen muß eine
Art 'medi.a natura’ sein, um diejenige Verbindung von Niederem und
Höherem vertreten zu können, welche die Aufgabe des Maximums
ausmacht. Wie das Universum derjenige Inbegriff ist, welcher
alles Viele umf aßt, so ist Humanitas derjenige Höchstbegriff, in
1 Der Begriff des Mittlers wird in D. ign. III rein begrifflich gefordert:
nur die historische Erfüllung durch Jesus muß geglaubt werden. Durch diese
Auffassung wurde es möglich anzunehmen, daß schon die Griechen etwas von
Jesus 'gewußt5 haben können und dennoch den Glauben an ihn nicht gehabt
haben.