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Hoffmann, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1929/30, 3. Abhandlung): Das Universum des Nikolaus von Cues — Heidelberg, 1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.39956#0043
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Textbeilage.

43

astrologischen Abhandlungen enthält die Handschrift1 in der
Hauptsache astronomische Tabellen; am Schluß befinden sich
einige leere Blätter, auf deren eines, fol. 55v, Cusanus die unten
folgenden Aufzeichnungen niedergeschrieben hat.
Während als frühester möglicher Zeitpunkt der Niederschrift
das Ende des Jahres 1444 bestimmt.ist, läßt sich nicht mit Sicher-
heit angeben, vor welcher Zeit das Stück verfaßt ist. Der Titel
einer noch immer verschollenen Schrift ,,Über die Gestalt der Welt“,
die Cusanus zwei Jahre vor seinem Tode in Orvieto fertigstellte2,
weist darauf hin, daß sein Bemühen um die Deutung der Er-
scheinungen des sichtbaren Alls bis in die letzten Lebensjahre
rege blieb; der Zusammenhang aber, in welchem diese Schrift von
Cusanus in De venatione sapientiae erwähnt wird, läßt ebenso wie
die Betrachtung der Entwicklung des Cusanischen Werks ver-
muten, daß es ihm in jener Spätschrift mehr um die Darstellung
der das Weltganze bestimmenden Grundkategorieen und die be-
ziehende Verbindung der wesentlichen Elemente des sichtbaren
Kosmos mit den tragenden Bestimmungen der gedanklichen Welt
zu tun war als um die Entwicklung einer Systematik des kosmi-
schen Geschehens. Wenn demgegenüber in dem vorliegenden
Entwurf Ergebnisse der philosophischen Gedankenentwicklung für
die Betrachtung einzelner astronomischer Vorgänge fruchtbar ge-
macht werden, wenn in dem knappen Schnitt dieser Sätze die
verhaltene Freude spürbar ist, daß auf der Grundlage der „vordem
unerhörten“3 Lehren des Hauptwerks eine Deutung für die Art
der Bewegungen von Fixsternsphäre, Sonne und Erde zu gewinnen
ist, so legen die mannigfachen Anzeichen dafür, daß Cusanus gerade
in der Zeit nach dem Kauf der astronomischen Instrumente in
stärkerer Hinwendung zur Fülle der Einzelheiten die ihn bewegen-
den Spekulationen mit Detailbeobachtungen zu verbinden bestrebt
war, den auch durch den Schriftcharakter gebotenen Schluß nahe,
daß die Eintragung nicht sehr viele Jahre nach 1444 erfolgt ist.
1 Nähere Beschreibung bei J. Marx, Verzeichnis cl. Hds.-Samml. des
Hospitals zu Cues, Trier 1905, S. 202.
2 Vgl. De ven. sap. 22, fol. 210r: «in libello, quem de figura mundi
nuperrime in Urbe Veteri compilavi.»
3 «ista prius inaudita», De docta ign. II 11, fol. 20v.
 
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