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Rickert, Heinrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1930/31, 1. Abhandlung): Die Logik des Prädikats und das Problem der Ontologie — Heidelberg, 1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.40152#0085
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III. Die Gliederung des einfachsten logischen Sinnes u. die Urprädikate. 77

Copula-Wortes sowohl miteinander verknüpft als zugleich auch
voneinander trennt. Diese Funktion der Copula tritt besonders
zutage, wenn wir außerdem an die Worte „der wirkliche Mond“
denken. Sind sie nur so nebeneinander gestellt, dann verstehen
wir unter ihnen noch nichts, was wahr oder falsch sein kann, d. h.
sie bringen, ungetrennt durch die Copula dazwischen, noch kein
logisches Sinngebilde zum Ausdruck. Erst wenn die Copula
zwischen die Worte „wirklich“ und „Mond“ getreten ist und sie
miteinander verbindend sie zugleich auseinander hält oder trennt,
dann entsteht ein Satz mit einem wahren Erkenntnis-Sinn.
Es kommt jetzt darauf an, daß wir das Ergebnis, das an einem
besonderen Beispiel gewonnen wurde, auch verallgemeinern,
d. h. fragen, wie sich das logische Minimum eines Aussagesinnes für
alle Fälle darstellen läßt. Dabei können wir jedoch zunächst nur
solche Sätze ins Auge fassen, die etwas über die wirkliche Welt
aussagen, genauer über die Welt, die in der Art „wirklich“ ist wie
der Mond, also über die „Sinnenwelt“. Wie es mit anderen Aus-
sagen steht, die gegenständlich wahr sind, ohne Wirklichkeits-
Erkenntnis von dieser Art zu geben, fragen wir zunächst nicht. Wir
haben absichtlich mit einem besonderen Beispiel begonnen.
Wir vollziehen eine solche Beschränkung um so unbedenk-
licher, als schon die Wirklichkeitsaussagen über die Sinnenwelt in
Raum und Zeit für die Logik als Wissenschaftslehre sehr wichtig
sein müssen. Weitaus die meisten Spezialwissenschaften stellen
sich ja ausschließlich die Aufgabe, die reale Sinnenwelt, die selbst-
verständlich nicht nur aus wirklichen Körpern, sondern auch aus
wirklichen seelischen Vorgängen besteht, und die wir auch die
psychophysische Realität nennen können, zu erkennen und wahre
Sätze darüber zu bilden, die mit den Sätzen „der Mond ist wirklich“
und „der Mond ist eine Kugel“ in dieselbe Klasse von wahren Er-
kenntnissen zu bringen sind. Es ist also in jedem Fall viel ge-
wonnen, wenn sich zeigen läßt, welches Sinngebilde in allen den
Erkenntnissen, die sich auf die reale Sinnenwelt als Gegenstand
beziehen, als logisches Minimum ihres wahren Sinnes notwendig
enthalten ist.
Im Grunde ergibt sich das, worauf wir im folgenden bei dem
Versuch einer Verallgemeinerung zunächst zu achten haben, jetzt
als selbstverständlich, und es kommt nur darauf an, es genau zu
formulieren. Zu einem besonderen Beispiel wurde der Satz: „der
Mond ist wirklich“, den wir als Ausdruck für ein logisches Minimum
 
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