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Rickert, Heinrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1930/31, 1. Abhandlung): Die Logik des Prädikats und das Problem der Ontologie — Heidelberg, 1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.40152#0086
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Erster logischer Teil.

ins Auge faßten, nur durch das Wort „Mond“ gemacht. Alles übrige
daran ist von vorneherein allgemein, d. h. kehrt in vollentwickelten
wahren Sätzen über die reale Sinnenwelt notwendig wieder. Er-
setzen wir also das Wort „Mond“ durch ein anderes, das ebenso
allgemein ist wie das Wort „wirklich“, d. h. jeden beliebigen sinnlich
wirklichen Gegenstand bezeichnen kann, dann müssen wir sogleich
eine Formel erhalten, die unser Ergebnis in genügender Allgemein-
heit für jede Erkenntnis, die Wahrheit über die reale Sinnenwelt
gibt, zum Ausdruck bringt.
Welches Wort läßt sich nun auf jeden sinnlich wirklichen
Gegenstand der Welt in Raum und Zeit anwenden ? Es gibt viel-
leicht deren mehrere, aber darüber brauchen wir nicht nach-
zudenken, denn wir haben einen Ausdruck, der sogar auf jedes
beliebige Objekt überhaupt paßt, von dem etwas als wahr aus-
gesagt werden kann, auch wenn es nicht zur Sinnenwelt gehört,
und der daher auch auf jeden beliebigen wirklichen Gegenstand
der Sinnenwelt in Raum und Zeit passen muß. Das Wort lautet:
„etwas“, und das wollen wir wählen. Wo irgend eine Erkenntnis
vorliegt, ist etwas erkannt. Davon gingen wir von vorneherein
bei der Besinnung auf den allgemeinsten Begriff der gegenständ-
lichen Erkenntnis aus. Wir brauchen also nur zu formulieren:
„etwas ist wirklich“, dann haben wir bereits alles, was wir brauchen,
um unser Ergebnis für die Erkenntnis der Sinnenwelt so allgemein
wie möglich zu fassen. Das Wort „etwas“ ist dann der Ausdruck für
jedes beliebige logische „Subjekt“ (u-rcoxsigsvov), von dem etwas
ausgesagt werden kann, und das Wort „wirklich“ ist der Ausdruck
für das denkbar allgemeinste logische Prädikat (xaTTjyopougsvov)
aller Sätze über die „wirkliche“ Welt der Sinne in Raum und Zeit.
Endlich bezeichnet auch das Wort „ist“ die Copula in denkbar all-
gemeinster Weise. Es dürfte keinen Satz geben, in dem sich nicht
das Wort „ist“ als Copula unterbringen ließe, und zwar ohne daß
dadurch der wahre Sinn irgendwie geändert würde.
So können wir das logische Minimum aller Wirklichkeits-
aussagen über die Sinnenwelt in Raum und Zeit oder das denkbar
einfachste logische Sinngebilde, das Wahrheiten über sinnlich wirk-
liche Objekte enthält, mit den Worten „etwas ist wirklich“ auch
nach seiner logischen Gliederung sprachlich adäquat zum Aus-
druck bringen. Die grammatische Struktur dieses Satzes muß in
Hinsicht auf die Gliederung nach Subjekt, Copula und Prädikat
mit der logischen Struktur des Sinngebildes, das er zum Ausdruck
 
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