X. Sein und Nichts.
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es dann zum Subjekt eines wahren Satzes zu machen, so bleibt
doch der Begriff im übrigen rein negativ, und das Wort „Nichts“
ist insofern „nichtssagend“. Im Zusammenhang mit wahren Ge-
danken über die Weit kann auch das relative Nichts niemals etwas
anderes bedeuten als das, was eben nicht in der Welt ist.
Das läßt sich auch so sagen. Wir kommen mit Hilfe des rela-
tiven Nichts höchstens zu einer eigentümlichen Welt-Alternative,
deren Erkenntnisbedeutung für das Sein der Welt nicht wesentlich
zu sein scheint. Auf der einen Seite dieser Alternative haben wir
dann die seiende Welt in ihrer Totalität, auf ihrer andern Seite
dagegen nur das Nichts als das Nicht-Sein der Welt. Was sagt uns
diese Alternative in bezug auf die Welterkenntnis? Man wird
darauf nur antworten wollen: nichts und nichts anderes als eben
nichts! Die Welt bleiijt genau das, was sie war, und was sie ist,
wenn wir ihr das Nichts als Nicht-Welt gegenüberstellen.
Dagegen läßt sich, solange es so formuliert wird, in der Tat
nichts sagen. Trotzdem brauchen wir nur an ein soeben bereits
verwendetes Wort und seine Bedeutung zu denken, um einzusehen,
daß hier noch etwas ausdrücklich klargestellt werden muß, was
wir bisher nicht beachtet haben. Wir können nämlich von dem
relativen Nichts, das als Etwas zwar nicht als in der A¥elt seiend,
aber als seiend denkbar ist, noch etwas „anderes“ aussagen, als
daß es nicht in derWelt ist, und mit dem Wort „anderes“ haben
wir dann sogleich auch eine Bezeichnung, die wenigstens so klingt,
als ob sie positiv wäre. Das Nichts ist nicht nur das Nicht-Sein
der Welt, sondern es ist auch „das Andere der Welt“.
Wie steht es mit der Bedeutung dieses Ausdrucks ? Was haben
wir damit „gesagt“ ? Sind die beiden Wortzusammenstellungen für
das relative Nichts, mit denen wir es einmal als „das Nicht-Sein
der Welt“ und das zweitemal als „das Andere der Welt“ be-
zeichnen, nur zwei sprachlich verschiedene Ausdrücke, die beide
logisch dasselbe bedeuten, oder müssen die zwei Wortzusammen-
stellungen auch mit Bücksicht auf ihre logischen Bedeutungen
voneinander unterschieden werden ?
Die Antwort darauf ist nicht so einfach, wie man vielleicht
zuerst denken sollte. Es hegt nämlich, auch abgesehen von der
Beziehung der Worte auf das Sein in der Welt, so, daß die Bedeu-
tung der beiden Ausdrücke: „das Nicht-Sein“ oder „das Nichts“
und „das Andere des Seins“ zwar gewiß nicht identisch sind, aber
trotzdem leicht miteinander verwechselt werden können, weil die
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es dann zum Subjekt eines wahren Satzes zu machen, so bleibt
doch der Begriff im übrigen rein negativ, und das Wort „Nichts“
ist insofern „nichtssagend“. Im Zusammenhang mit wahren Ge-
danken über die Weit kann auch das relative Nichts niemals etwas
anderes bedeuten als das, was eben nicht in der Welt ist.
Das läßt sich auch so sagen. Wir kommen mit Hilfe des rela-
tiven Nichts höchstens zu einer eigentümlichen Welt-Alternative,
deren Erkenntnisbedeutung für das Sein der Welt nicht wesentlich
zu sein scheint. Auf der einen Seite dieser Alternative haben wir
dann die seiende Welt in ihrer Totalität, auf ihrer andern Seite
dagegen nur das Nichts als das Nicht-Sein der Welt. Was sagt uns
diese Alternative in bezug auf die Welterkenntnis? Man wird
darauf nur antworten wollen: nichts und nichts anderes als eben
nichts! Die Welt bleiijt genau das, was sie war, und was sie ist,
wenn wir ihr das Nichts als Nicht-Welt gegenüberstellen.
Dagegen läßt sich, solange es so formuliert wird, in der Tat
nichts sagen. Trotzdem brauchen wir nur an ein soeben bereits
verwendetes Wort und seine Bedeutung zu denken, um einzusehen,
daß hier noch etwas ausdrücklich klargestellt werden muß, was
wir bisher nicht beachtet haben. Wir können nämlich von dem
relativen Nichts, das als Etwas zwar nicht als in der A¥elt seiend,
aber als seiend denkbar ist, noch etwas „anderes“ aussagen, als
daß es nicht in derWelt ist, und mit dem Wort „anderes“ haben
wir dann sogleich auch eine Bezeichnung, die wenigstens so klingt,
als ob sie positiv wäre. Das Nichts ist nicht nur das Nicht-Sein
der Welt, sondern es ist auch „das Andere der Welt“.
Wie steht es mit der Bedeutung dieses Ausdrucks ? Was haben
wir damit „gesagt“ ? Sind die beiden Wortzusammenstellungen für
das relative Nichts, mit denen wir es einmal als „das Nicht-Sein
der Welt“ und das zweitemal als „das Andere der Welt“ be-
zeichnen, nur zwei sprachlich verschiedene Ausdrücke, die beide
logisch dasselbe bedeuten, oder müssen die zwei Wortzusammen-
stellungen auch mit Bücksicht auf ihre logischen Bedeutungen
voneinander unterschieden werden ?
Die Antwort darauf ist nicht so einfach, wie man vielleicht
zuerst denken sollte. Es hegt nämlich, auch abgesehen von der
Beziehung der Worte auf das Sein in der Welt, so, daß die Bedeu-
tung der beiden Ausdrücke: „das Nicht-Sein“ oder „das Nichts“
und „das Andere des Seins“ zwar gewiß nicht identisch sind, aber
trotzdem leicht miteinander verwechselt werden können, weil die