Ein Epodos des Archilochos
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Unfall mit der Falle bezogen, älter als saec. XV, Textlesart schon
in Schneiders Augustanus saec. XIII und in Hss. des XIV);
ferner seit saec. XIII und XIV: die Doppellesarten τοιαύτην μωράν
(oder: μοίραν) τύχην und (später) τήν αυτήν τύχην μωράν (oder:
μωράν τύχην); sodann infolge von Itazismus ganz abwegig, aber
eben wiederum τύχην in der Entstellung bestätigend: τοιούτοις
στοιχεΐν (saec. XII); zuletzt offensichtliche Konjekturen des XV:
τοιαύτην κουφότητα und (mit υπάρχων statt έχων) τοιαύτης
μοίρας καί τύχης. Kein Wunder, daß diesem Variantensegen
gegenüber der Fälscher der zweiten Babrius-Sylloge die Vorsicht
als besseres Teil erwählte und unverbindlich nur sagt: τοΐος ών
(23, 13). Zu Furias (69) schwer verständlichem Text σύ τοιαύτην
μοίραν, τύχην έχων, των άλογων ζώων βασιλεύεις, was heißen
soll tune fortunä ad talem dignitatem evectus etc., bemerkte C. E.
Chr. Schneider (Not. crit. 10): nimirum cum ab auctore profectum
esset σύ τοιαύτην μωρίαν έχων, librarius errans μοίραν scripsit,
ad quod glosscitor aliquis illud τύχην addidit, quo verbum μοίραν
explicaret. sine dubio scribendum est μωρίαν, worin ihm Chambry
gefolgt ist. Indessen, man sieht weder ein, falls μωρίαν ursprüng-
lich war, warum dies geläufige und einen planen Sinn ergebende
Wort überhaupt entstellt worden wäre, und wenn schon jemand es
zu μοίραν verschrieb, warum nicht alsbald die auch buchstaben-
mäßig so naheliegende Rückverwandlung erfolgt, sondern statt
dessen τύχην eingeführt worden wäre und all das übrige Herum-
raten. Luria hat hier einmal (S. 6) ganz richtig gesehen, der Vari-
antenbefund deutet auf das ehemalige Vorhandensein eines ganz,
andern, und zwar eines ungewöhnlichen Wortes hin, mit dem die
Schreiber nichts anzufangen wußten. Freilich, der von ihm vor-
geschlagene Einsatz von πυγήν erfüllt diese Bedingung nicht.
Trotzdem ist es möglich, einen Ausdruck zu finden, der gleichzeitig
dem Überlieferungsbefund gerecht wird, den durch die Ausrufs)
form (τοιαύτην κτλ.) nahegelegten Anschluß an den archilochischen
Vers gestattet und zugleich den hier sehr angebrachten Vorwurf des
Stumpfsinns einschließt. Man muß nur die Folge der Verschrei-
bungen, μωρίαν—μοίραν—τύχην, umkehren und in τύχην das
Wort sehen, das dem Ursprünglichen am nächsten stand (wofür
nicht bloß die vorhin angegebenen Altersverhältnisse der Textzeu-
gen in fast zwingender Weise sprechen, sondern auch das Fabula-
docet: ούτως οί τοΐς πράγμασιν άπερισκέπτως έπιχειροΰντες επί τω
δυστυχεΐν καί γέλωτα όφλισκάνουσιν). Von τύχην her kommt man
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Unfall mit der Falle bezogen, älter als saec. XV, Textlesart schon
in Schneiders Augustanus saec. XIII und in Hss. des XIV);
ferner seit saec. XIII und XIV: die Doppellesarten τοιαύτην μωράν
(oder: μοίραν) τύχην und (später) τήν αυτήν τύχην μωράν (oder:
μωράν τύχην); sodann infolge von Itazismus ganz abwegig, aber
eben wiederum τύχην in der Entstellung bestätigend: τοιούτοις
στοιχεΐν (saec. XII); zuletzt offensichtliche Konjekturen des XV:
τοιαύτην κουφότητα und (mit υπάρχων statt έχων) τοιαύτης
μοίρας καί τύχης. Kein Wunder, daß diesem Variantensegen
gegenüber der Fälscher der zweiten Babrius-Sylloge die Vorsicht
als besseres Teil erwählte und unverbindlich nur sagt: τοΐος ών
(23, 13). Zu Furias (69) schwer verständlichem Text σύ τοιαύτην
μοίραν, τύχην έχων, των άλογων ζώων βασιλεύεις, was heißen
soll tune fortunä ad talem dignitatem evectus etc., bemerkte C. E.
Chr. Schneider (Not. crit. 10): nimirum cum ab auctore profectum
esset σύ τοιαύτην μωρίαν έχων, librarius errans μοίραν scripsit,
ad quod glosscitor aliquis illud τύχην addidit, quo verbum μοίραν
explicaret. sine dubio scribendum est μωρίαν, worin ihm Chambry
gefolgt ist. Indessen, man sieht weder ein, falls μωρίαν ursprüng-
lich war, warum dies geläufige und einen planen Sinn ergebende
Wort überhaupt entstellt worden wäre, und wenn schon jemand es
zu μοίραν verschrieb, warum nicht alsbald die auch buchstaben-
mäßig so naheliegende Rückverwandlung erfolgt, sondern statt
dessen τύχην eingeführt worden wäre und all das übrige Herum-
raten. Luria hat hier einmal (S. 6) ganz richtig gesehen, der Vari-
antenbefund deutet auf das ehemalige Vorhandensein eines ganz,
andern, und zwar eines ungewöhnlichen Wortes hin, mit dem die
Schreiber nichts anzufangen wußten. Freilich, der von ihm vor-
geschlagene Einsatz von πυγήν erfüllt diese Bedingung nicht.
Trotzdem ist es möglich, einen Ausdruck zu finden, der gleichzeitig
dem Überlieferungsbefund gerecht wird, den durch die Ausrufs)
form (τοιαύτην κτλ.) nahegelegten Anschluß an den archilochischen
Vers gestattet und zugleich den hier sehr angebrachten Vorwurf des
Stumpfsinns einschließt. Man muß nur die Folge der Verschrei-
bungen, μωρίαν—μοίραν—τύχην, umkehren und in τύχην das
Wort sehen, das dem Ursprünglichen am nächsten stand (wofür
nicht bloß die vorhin angegebenen Altersverhältnisse der Textzeu-
gen in fast zwingender Weise sprechen, sondern auch das Fabula-
docet: ούτως οί τοΐς πράγμασιν άπερισκέπτως έπιχειροΰντες επί τω
δυστυχεΐν καί γέλωτα όφλισκάνουσιν). Von τύχην her kommt man