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Immisch, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1930/31, 3. Abhandlung): Ein Epodos des Archilochos — Heidelberg, 1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.40154#0011
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Ein Epodos des Archilochos

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2,'rammatiker auch hier anzunehmen und sich einfach zur Aner-
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kennung des merkwürdigen Nebeneinanders von τύλος (τυλεΐον)
und τύλη zu bequemen. Um Rat befragt, wies mich A. Debrunner
darauf hin, daß eher τύλος erklärungsbedürftig, τύλη aber normal
sei (Wurzel teuä / tu „schwellen“); auch auf Fälle wie στΰφω στυφε-
λός u. ä. macht er aufmerksam. Was die Bedeutung angeht, so
nannte man τύλη insbesondere auch die Nackenschwiele der
Packträger (ή επί τοΐς τραχήλοις αύτών υπό των αχθών γινομένη
τριβή, Pollux VII 133 und schob Acharn. 860, wo dafür noch Tele-
kleides zitiert wird, doch nur die, wiederum unattischen, Worte
τραχήλου τύλαν, die für die Messung nichts ausgeben, Fr. 50,
I 222 K.). Weil also mit dem Worte die plumpe Banausengestalt
des Lastträgers in der Vorstellung auftaucht, so ist begreiflich, daß
ein τυλώδης nicht etwa ein εντριβής und callidus, sondern viel-
mehr ein άναίσθητος und callosus ist. τυλοΰται το ηγεμονικόν
kann z.B. Epiktet sagen (II 18, 9). So klingt in dem Spott über die
häßliche τύλη des Affen zugleich der Hohn über seinen Stumpfsinn
mit, an den allein sich dann die Vulgärlesart der Fabel gehalten
hat, mit μωρίαν. — Wir nehmen hier den Faden wieder auf und wen-
den uns der Fabel zu, wo der Affe mit seiner Eugenie prahlt. Bei
Archilochos selbst möchten wir glauben, tat er es, nachdem das
Hohnwort des Fuchses gefallen war (welches auch die soeben be-
sprochene Fabelklitterung ihrerseits benutzte, zumal es geflügeltes
Wort gewesen zu sein scheint). Er tat es wohl ähnlich wie der theo-
phrastische Δυσχερής, seine widerwärtige τύλη als Familiensymbol
und Echtbürtigkeitsbeweis verteidigend, eine Art Ahnenprobe. Doch
die hierhergehörigen Fabeln, Babrius81 und die Paraphrase 39 Ch.
(43 H.), von Luria gleichfalls mitverwendet, bringen uns neue
Schwierigkeiten. Es sieht nach diesen Texten so aus, als sei die
allerdings auch da versuchte Ahnenprobe gänzlich anders verlaufen,
ohne jede Beziehung auf das Familienerbe der πυγή oder τύλη. Bei
Babrius ist überliefert:
κερδώ πιθήκω φησίν ,,ήν όρας στήλην,
έμοί πατρωη τ’ έστί κάτι παππωη.“
κερδοί πίθηκος ειπεν ,,ώς θέλεις, ψεύδου
έλεγχον ούκ έχουσα τής άληθείης.
Daß dies nicht echter Babrius ist, liegt auf der Hand. Der Mangel
einer περίστασις, wonach wir Landschaft und gemeinschaftliches
Wandern nur erraten müssen, sowie das Zusammenpressen der Ge-
 
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