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Levy, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1930/31, 5. Abhandlung): Die römische Kapitalstrafe — Heidelberg, 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.40156#0025
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Die römische Kapitalstrafe.

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aclocum mutant. itaque nulla in lege nostra reperietur.
nt apud ceteras civitates, maleficium ullum exsilio
esse multatum; sed cum homines vincula neces ignomi-
niasque vitant, quae sunt legibus constitutae, confugiunt
quasi ad aram in exsilium; qui si in civitate legis vim subire
vellent, non prius civitatem quam vitam amitterent: quia
nolunt, non adimitur eis civitas, sed ab eis relinquitur atque
deponitur.
Diese Worte lassen an Präzision nichts zu wünschen übrig. Sie
sind im Jahre 69 gesprochen und erhärten damit zwingend, daß
unter allen damals vorhandenen Gesetzen mit Einschluß aller Leges
Corneliae kein einziges die Verbannungsstrafe gekannt haben kann.
12. Caesar wie Cicero bezeugen hier zugleich aber auch po-
sitiv, daß die Todesstrafe die legitime Strafe geblieben ist. Wäre
sie durch Gesetz oder Herkommen abgeschafft gewesen, so hätte
Cato nicht einfach auf die Hinrichtung der Catilinarier votieren 1
und Caesar das Hauptargument gegen ein solches Votum sich
nicht entgehen lassen können: er bestreitet dem Senat nur das
Recht, einen Bürger ohne gesetzlichen Prozeß zu töten (vgl. Sali.
51, 36), und betont, daß die Gesetze, indem sie dem Verurteilten
das Exil offenhalten, die Vollstreckung der Todesstrafe nicht
anbefehlen: non animam eripi iubent (nicht etwa animain eripi ve-
tant), eine Wendung, deren geschliffene Feinheit zumal dann heraus-
tritt, wenn der im Catilinarierfalle anzuwendende Legaltext sich
ebenso wie der der Lex Cornelia de sicariis allgemein auf ein de
capite quaerito oder Ähnliches beschränkte. Cicero aber nennt
unter den Strafen, quae sunt legibus constitutae, ausdrücklich und
vielleicht sogar einzig die neces, deren Vorstufe die vincula2 und
1 Sali. Catil. 52, 36: Quare ego ita censeo ... de covfessis sicuti de mani-
festis rerum Capitalium more maiorum supplicium sumundum. Mit der Er-
wähnung des mos maiorum will Cato wohl zugleich jede Mißdeutung aus-
schließen, wie sie die vulgäre Verflachung des supplicium- Begriffes (ob. S. 5 2)
nahelegen mochte. Auch Silanus ursprünglich supplicium sumundum decreverat
(Sali. 50, 4); hernach, anderen Sinnes geworden, interpretierte er sein Votum
dahin, uj<; oüb’ aüröc; emoi OavaTiKpv Yvubgpv (Plut. Cic. 21, 8). Wenn er aber
weiter hinzugefügt haben soll: ^axdxr]v -pap üvbpi ßouXeuxr| 'Puupaiuuv eivai biKpv
tö beapujTripiov, so ist das entweder nicht zuverlässige Überlieferung oder von
einem Manne gesagt, der studii . . . habuit non multum (Cic. Brutus 240), Denn
der carcer wrar keinesfalls ordentliche Strafe (Mommsen 963). Vgl. dazuMüNZER 1801.
2 Hierzu Mommsen 905f., 963, auch 3003; Costa, Cic. II 663.
 
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