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Weinreich, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1930/31, 7. Abhandlung): Fabel, Aretalogie, Novelle: Beiträge zu Phädrus, Petron, Martial und Apuleius — Heidelberg, 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.40158#0022
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Otto Weinreich:

ein anderer Eros eine Girlande um den Hals legt. Im Hintergrund eine Mühle,
Eroten beim Mahl, ein weiterer Esel mit Girlande. Wenn man sieh erinnert,
daß in Pompeji auch Illustrationen von Fabeln und in dem bekannten Fries der
Casa Farnesina offenbar eine Roman- oder Nuvellenbuch-Illustration vorliegt,
und andrerseits bedenkt, daß in die Geschichte von der Rettung des Paares1 und
Speisung des Esels bei Apuleius gerade die Eros- und Psychefabula eingelegt ist,
findet man jenes Paar hei der „ Vestalienfeier“ vielleicht auffallend und fragt sich,
ob nicht vielmehr eine Illustration vorliegt zu dem für uns nur noch bei Phädrus
und Apuleius-Lukian nachzuweisenden, aber gewiß auch sonst in der griechisch-
römischen Welt verbreiteten Novellenstoff. Sofort erhebt sich der Einwand: aber
der zweite Esel? Nun, sie sind ziemlich symmetrisch auf dem Bild angeordnet,
und Fälle, wo gegen alle ratio der Handlung eine Hauptperson lediglich der


Symmetrie wegen vom Künstler verdoppelt wurde, sind archäologischerseits nach-
gewiesen.2 Auf dem andern pompejanischen Wandgemälde, wo zweifellos eine
Vestalienfeier vorliegt, fehlt gerade ein solches Paar, wie hier Eros und Psyche,
die in jedem Falle ein menschliches Ehepaar versinnbildlichen.
Doch lassen wir die Frage als zu ungewiß auf sich beruhen. Für den Typus
jenes \rotivbildes gäbe das pompejanische Bildchen ohnehin nichts aus, es könnte
sich hier nur um die Schlußszene, Hochzeitsfest mit Ehrung des tüchtigen Esels,
handeln. Von dieser Szene müssen wir jetzt sprechen, indem wir die weitere
Handlung bei Apuleius und Lukian verfolgen.
c) Zweite Handlungsstufe.
Die Flucht, so verheißungsvoll begonnen, mißlingt, die rück-
kehrenden Räuber bemächtigen sich des Mädchens und des Esels
1 Hierzu vgl. Abschnitt c·.
2 Lisa Hamburg, Observat. hermeneuticae in urnas Etruscas (Diss. Halle 1916)
Iff. Robert, Hermeneutik 288f.
 
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