Metadaten

Weinreich, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1930/31, 7. Abhandlung): Fabel, Aretalogie, Novelle: Beiträge zu Phädrus, Petron, Martial und Apuleius — Heidelberg, 1931

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.40158#0023
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Fabel, Aretalogie, Novelle.

23

wieder (Apul. VJ, 30; Luk. 24).1 Ein neuer Faden der Handlung
wird dadurch angeknüpft, daß Tlepolemos sich als Räuber auf-
nehmen läßt; in Wahrheit ist er aber der Bräutigam des Mädchens,
der sie retten will. Während sie bisher seit IV, 23 namenlos war,
erfährt man erst jetzt ihren Namen dadurch, daß Tlepolemos sie
VII, 12 als Charite dulcissima anredet, und dieser Name kommt
dann immer wieder vor bis VIII, 14. Das fällt auf, aber läßt sich
immerhin rechtfertigen: die Räuber brauchen nicht zu wissen, wie
das Mädchen heißt. Freilich hoffen sie, durch ihre Auslösung zu
einem Haufen Geld zu kommen, und so sollte man doch meinen,
sie wissen, um wen es sich handelt. Wir können einstweilen
nur auf die bemerkenswerte Tatsache der späten und ganz bei-
läufigen Benennung hinweisen2, eine Erklärung soll später ver-
sucht werden.
Der Bräutigam gibt den Räubern ein Schlafmittel in den Wein,
fesselt sie und setzt das Mädchen dem Esel auf den Rücken. Stolz
ziehen sie zu Hause ein, der Esel sich seiner Wichtigkeit bewußt
und mit lautem Geschrei die Ankunft meldend; großes Staunen
überall. Apul. VII, 13: tota civitas ad votivum conspedum effunditur.
procurrunt parentes, affines, clientes, alumni, famuli laeti fadem,
gaudio delibuti. pompam cerneres omnis sexus et omnis aetatis
novumque et hercules memorandum spectamen, virginem
asino triumphantem. denique ipse hilarior pro virili parte, ne
praesenti negotio ut alienus discreparem, porrectis auribus proflatisque
naribus rudivi fortiter, immo tonanti clamore personui. Luk. 26:
παραλαβών ουν την παρθένον και καθίσας επ’ εμέ ούτως ηγεν οϊκαδε.
οί δε κωμήται ώς είδον ήμας έτι πόρρωθεν, έγνωσαν εύτυχοΰντας,
εύαγγέλιον αύτοΐς έμοΰ προογκησαμένου, και προσδραμόντες
ήσπάΖώντο και ήγον έσω.
Trotz der Verschiedenheiten der Gesamtsituation fühlt man doch,
wie etwa das ausführlichere Vorbild des Phädrus die erstaunliche
Ankunft der Geliebten auf dem Esel geschildert haben mag. Manche
Anklänge an Phädrus ergeben sich aus den oben gesperrten Worten
zu v. 22ff.: et voce magna sese venisse indicat. Procurrunt pueri,
pulchram aspiciunt virginem et admirantur. Nun wird Hochzeit
1 Ein Nachhall des Eselrittes und seines mißlichen Endes in Paulis „Schimpf
und Ernst“ wird am Schluß dieses Kapitels nachgewiesen.
2 Sie ist um so auffallender, als es sonst zum Stil der Novelle gehört, die
Namen der Hauptpersonen bald zu nennen, vgl. Aly, Neue Jahrb. f. Wissenschaft
und Jugendbildung 1, (1925) 207.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften