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Weinreich, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1930/31, 7. Abhandlung): Fabel, Aretalogie, Novelle: Beiträge zu Phädrus, Petron, Martial und Apuleius — Heidelberg, 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.40158#0029
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Fabel, Aretalogie, Novelle.

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grund, von dem sich im letzten Bach das Bild der göttlichen Frau, der
Erlöserin, der regina caeli Isis strahlenhell und rein abhebt. Im großen
der Gegensatz, den im kleinen die Gestalt der Psyche im weitgelager-
ten Mittelteil des Romans zu ihrer Umgebung schon geboten hatte.
Wer das Ganze nach diesen Gesichtspunkten betrachtet, empfin-
det jenen technischen Kunstgriff, durch Kontamination einst selbstän-
diger Einheiten eine Gestalt wie Charite so stark in die Mitte eines
kaleidoskopischen Wechsels zu rücken, als einen kompositorischen
Versuch unverächtlicher Art. Freilich ist diese Vereinheitlichung
mehr oberflächlich, eine Einheit mehr des Namens als des Wesens.
Und die Anonymität des geraubten Mädchens, künstlerisch zwar zu
rechtfertigen,1 dauert doch zu lange an, als daß dem Leser so
vollklingend zum Bewußtsein käme: jenepuella, die durch die Psvche-
fabula getröstet wird, und jene Frau, die so traurig enden muß,
sind eine und dieselbe Gestalt. Jedoch hat (für einen sehr aufmerk-
samen Leser!) Apuleius gewisse Bindungen vorgenommen. Solche
sind die beiden Traumgesichte zu Anfang und Ende der beiden
Charite-Teile (IV, 27 und VIII, 8), wo sie jeweils Tlepolemos als
Toten erblickt.2 Dann (vielleicht) die fast an den gleichen Stellen
verwendeten Mythologumena.3 Als deutlichste Bindung dient VIII, 1:
unus ex famulis Charites, puellae illius, q u a e me cum aput
latrones pares aerumnas exanclaverat. Das ist gleichsam das
Scharnier, das die beiden ursprünglich selbständigen Novellen ver-
klammert.
I). Folgerungen für Phädrus und die Vorlage.
Die stark verkürzte Phädrusfabel ließ manche Motive der Vor-
lage vermissen, die teils Thiele schon bezeichnet hatte, teils ich
dann namhaft machte. Die Vorgeschichte mußte deutlicher, vor
allem das Walten der Gottheit mußte stärker bezeichnet gewesen
sein, und der Dank an den Esel konnte kaum gefehlt haben. Die
1 Vgl. oben S. 23, 27. Es hätte ein Mittel gegeben, ohne künstlerische Inkon-
venienz den Namen schon im 4. Buch zu bringen: im Monolog oder in der Trauni-
erzählung; da hätte sich die Sprecherin mit Namen bezeichnen können, so wie der
Esel sich gelegentlich als Luci apostrophiert (VI, 26).
2 Schon Perry a. a. 0. 203 hat IV, 27 als Zusatz des Apuleius angesprochen
wegen der Parallelle mit VIII, 8. Ich betone nur noch stärker die Vereinheit-
lichung der Teile.
3 IV, 26: sic ad instar Attidis vel Protesilai dispectae clisturbataeque nuptiae
und VIII, 7, die Deifikation des Toten als deus Liber (s. oben S. 19, A. 1).
 
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