Metadaten

Weinreich, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1930/31, 7. Abhandlung): Fabel, Aretalogie, Novelle: Beiträge zu Phädrus, Petron, Martial und Apuleius — Heidelberg, 1931

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.40158#0034
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
34

Otto Weinreich:

II. Kapitel.
Über einige Phädrusgedichte.
A. Phädrus IY, 25 und Martial I, 12 und 82:
Die wunderbare Rettung des Simonides
und des Regulus.
Die Nachbarschaft von Fabel und Aretalogie läßt sich außer
dem schon Berührten (oben S. 6 und 12 ff.) auch an IV, 25 gut
erweisen, das die Rettung des Simonides durch die Dioskuren erzählt.
Bei einem Gastmahl, wo der Dichter die Dioskuren preist, wird er
herausgerufen; wie er vor die Tür kommt, sind die zwei schönen
Jünglinge, die ihn hatten herausbitten lassen, verschwunden. Das
Haus stürzt ein, begräbt alle, nur Simonides ist gerettet. Klärlich
eine αρετή der Dioskuren, die den Götterliebling retten, so wie Horaz
c. III, 4, 27 die Rettung vor dem Tod durch den Sturz der clevota
arbos der Kindheitslegende anreiht, zusammen mit der wunderbaren
Bewahrung in Kampf und Seesturm.1 Auf die Frage der Lokalisation
des Simonideswunders brauchen wir nicht einzugehen, ob es sich
um das Haus der Skopaden oder ein anderes handelt. Nur das
Motiv: wunderbare Rettung aus einem Hause vor dem Zusammen-
sturz, und die Beleuchtung des Ereignisses soll uns kurz beschäftigen.2 * * *
Eingangs- und Schlußverse stellen das religiöse Moment klar hin:
2 quantus nunc Ulis bonos
a superis sit tributus, tradam memoriae.
3i ut est vulgatus ordo ncirratcie rei,
omnes scierunt numinum praesentiam
vati dedisse vitam mercedis loco.
Es wird also auf den Eindruck bei den omnes Wert gelegt, gut
passend zur Wundererzählung, bei der immer das Urteil des Volkes
etwas Wesentliches ist. Die Ähnlichkeit mit dem Schluß der im
vorigen Abschnitt behandelten Eselsgeschichte ist unverkennbar
(app. 14, 32f.):
quid esset actum postquam populo innotuit,
omnes favorem comprobarunt caelitnm.
1 Dazu Heinze, N. Jahrb. f. Wiss. u. Jugendbild. 5 (1929) 682.
2 Lit. bei Bethe, RE. V, 1094. W. Schmid, Griech. Lit. I 7, 508. Maas,
RE. III, A, 188. Swoboda, RE. III, A. 569. Pfister, RE. Suppl. IV, 296. Die
recht gut erzählte Phädrusfabel haben Hausrath-Marx, Griech. Märchen 2, S. 56,
mit Recht aufgenommen.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften