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Weinreich, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1930/31, 7. Abhandlung): Fabel, Aretalogie, Novelle: Beiträge zu Phädrus, Petron, Martial und Apuleius — Heidelberg, 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.40158#0035
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Fabel, Aretalogie, Novelle.

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Damit dürfte ein weiterer Beweis für die Berechtigung erbracht
sein, jenes Stück eine aretalogische Novelle zu nennen. Für die
Simonidesfabel gebraucht Thiele 361 nicht unpassend den Terminus
„Legende“, insofern es sich um die wunderbare Erzählung aus dem
Leben einer historischen Persönlichkeit handle.1 Hier können wir
aber den antiken Terminus getrost an wenden: es ist „Wunder-
erzählung“, Aretalogie der Dioskuren; denn Valerius Maximus be-
richtet das Simonideserlebnis unter der Rubrik De Miraculis (I, 8,
ext. 7). Aelius Aristides (or. 50, 36) spielt in einer seiner „heiligen
Reden“ aus Anlaß einer wunderbaren Rettung darauf an, im Zu-
sammenhang mit der θεών πρόνοια, mit dem θαυμόώειν έ£ oi'uiv
κακών επικειμένων έσώθησαν. Die ältesten Textzeugen, Kallimachos
frg. 71 Schn, und Cicero, de or. II, 86, 352, geben für diese Frage
nichts aus. Quintilian XI, 2, 11 ff. nennt eine Reihe von Autoren,
die die Geschichte erzählten, aber das ist alles verloren und hilft
uns nichts. Er selbst spricht zunächst von der vidgata fabula\
dieser Oberbegriff erhält dann eine speziellere Färbung nach dem
ψευδός hin: quamquam mihi totum de Tyndaridis fabvdosum videtur,
neque omnino huius rei meminit poeta ipse, profedo non taciturnus
de tanta gloria sua. Doch die Lehre aus dem Ereignis formuliert
auch Quintilian so: fuisse tarnen gratos erga se deos exitu comperit
(sc. Simonides), und dadurch ergibt sich, daß die fabida als αρετή
der Dioskuren gefaßt war. Aelians frg. 78 H. ist leider kurz und
seiner Herkunft nach nicht festgelegt. Doch wird man es, wie so
viele andere Wundergeschichten bei ihm, entweder seinem Werke
περί προνοίας oder dem περί θείων έναργειών zuweisen dürfen. Gerade
durch ältere Literatur περί προνοίας vermittelt, ist ihm auch in seine
erhaltenen Schriften allerlei an aretalogischem Stoff zugefiossen.2
Nach dem frömmelnden Tone dieser Analogien dürfen wir uns auch
seine Wiedergabe des Simonideswunders vorstellen. Er wird ins-
besondere die Verbindung von Strafwunder (für die Hausherren und
Genossen) und Rettungswunder unterstrichen haben.
Übersehen ist bisher ein weiteres Zeugnis der Simonideslegende
in einem Brief bei Alciphron III, 32 Sch. (III, 68 H.). Hedydeipnos,
vor einem mörderischen Anschlag bewahrt geblieben, zieht sie als
Exemplum heran: τίς dpa μοι δαιμόνων επίκουρος έγένετο; μή ποτέ
οί σωτήρες Ανακες, ως Σιμωνίδην τόν Λεωπρέπους του Κρανωνίου
1 Ebenso Wienert a. a. Ο. 81, vgl. 139.
2 Weinreich, Heilungswunder 134 ff.
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