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Weinreich, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1930/31, 7. Abhandlung): Fabel, Aretalogie, Novelle: Beiträge zu Phädrus, Petron, Martial und Apuleius — Heidelberg, 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.40158#0070
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70

Otto Weinreich:

Daß Pli. 20—24 eine übel abschwächende Abweichung von der Urform darstellt,
hat Thiele 364f. mit Recht betont. Ph. will die casta virgo nicht gleich unter-
liegen lassen, worin doch der Witz der Geschichte besteht: ein Soldat kommt
und siegt, schmachtet nicht wie ein schüchterner Seladon tagelang. So ist’s
auch bei Äsop (Fortsetzung des S. 68 ausgeschriebenen Textes): εις έπιθυμίαν ήκε
τής γυναικός, και καταλιπών τούς βόας ήλθε καί αυτός προς τό μνήμα, καν
καθίσας συνεθρήνει τή γυναικί. Dann sein oben S. 53 berichteter Vorwand
vom Verlust seiner Frau, und: „ei τοίνυν τοΐς αύτοΐς περιπεπτώκαμεν πάθεσι,
τί δήποτε άλλήλοις μή συνεσμεν; έγώ τε γάρ φιλήσω σε ώς έκείνην, κάμε σύ
πάλιν ώς τόν σαυτής άνδρα.“ ταΰτα έπεισε τήν γυναίκα, καί δή συνήλθον. —
Ρ. 111, 8 —112, 2 durchzukommentieren, auf Grund der Topik von Konsolationen,
Elegie, Epigramm, die aus der Todestatsache das memento vivere ableiten, oder
auf Grund des hellenistischen Empfindens, das Silberbecher mit Skeletten
schmückt, oder auf Grund von Trimalchios Einfall, beim üppigen Mahl ein
silbernes Skelett bringen zu lassen (Friedländer zu Cap. 35, S. 226f.), führte
zu weit ab. Ich verweise auf K. Sauer, Unters, zur Darstellung des Todes in
der griech.-röm. Geschichtsschreibung (Diss. Frankfurt 1930), S. 13f. („Skelett-
moral“) und notiere nur einiges zu P. 112, 1: Wenn Thrasyllus, von Charite
zu den angeblichen clandestini coitus bestellt, zunächst bewirtet wird und (ver-
gifteten) WTein erhält, muß er annehmen, Charite denke ihm (wie eine Heldin
Boccaccios) ein reiche Kollation zu auf Grund des sine Cer er e et Libero friget
Venus (Terenz, Eun. 732; Otto, Sprichw. 366). Vgl. auch Antipbanes frg. 242
Kock, Euripides frg. 895 N., Catull 32, Ovid am. I 5 usw. Κόρος βρωμάτων
πορνείας πατήρ, θλιψις δε κοιλίας άγιας (= άγιωσύνης) πρόξενος, schreibt Martin
Crusius in sein Diarium (I 307 ed. Conrad — Göz). — Über die Virgilzitate
vgl. oben S. 57. Wenn irgendwo, mag hier Petron die Urform behaglich er-
weiternd nacherzählt haben; andererseits konnte die Vorlage von Pb. und Rom.
hier am leichtesten kürzen. Daß die Magd zuerst zugreift, versteht man leicht:
sie ist hungrig, nicht weil auch sie sich zum έπαποθανεΐν entschlossen hätte,
sondern weil das Hausgesinde die Trauerfasten (oben S. 67) mitmacht. Daß
sie, der Versuchung unterlegen, der Herrin zuredet, entlastet sie selbst. Alles
trefflich, wenn auch implicite, motiviert. Übrigens (dies gegen Thiele 367f.,
der Schwierigkeiten sieht, wo keine sind): sie wird nicht die ganzen Tage im
Mausoleum gewesen sein, war für die unheimliche Nachtzeit bestellt, wo sie
das Öl zu bringen hatte und der Herrin Gesellschaft leisten mußte (vgl. oben
S. 68). Daß sie in der Nacht hungrig wird, selbst wenn sie vorher zu Haus
das Fastengebot übertreten haben sollte, ist doch kein άπίθανον πλάσμα! — In
P. 111, 10 ist die Überlieferung schwerlich haltbar. Gurlitt klammert ab eo
ein; Gronov änderte es (mit certe) zu nectareo. Sollte wegen § 8 (attulit
cenulam) und 112, 4 (in monumentum ferebat sc. seine Einkäufe) an vini
certe ab eo <‘allati) odore corrupta zu denken sein?
P. 112, 3. Hier haben wir die oben zu P. 111, 3 schon berührte echt volks-
tümliche, in Epos, Novelle, Märchen, überhaupt allenthalben so häufige Trige-
mination (A. Lehmann, Dreiheit und dreifache Wiederholung im deutschen Volks-
märchen, Diss. Lpz. 1914, wo Literatur; der Ausdruck ist geprägt von Zielinski,
Märchenkomödie 1885, S. 12). Rom. hat das aus der ihm und Ph. gemeinsamen
Vorlage bewahrt, während Ph. selbst es übergeht. Um so auffallender, als er
z. B. IV 2, 13ff. das Schema hat: mus . . . occubuit neci; alter similiter, deinde
 
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