Labyrinth.
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nischen Überlegungen, weil das Loch für den Stiel, das man in-den
Stein bohrte, am besten in der Mitte zur Vermeidung eines Bruchs
der Bohrstelle angebracht werden muhte, was bei dem Metallgerät
unnötig ist; dann bezeugen es alte prähistorische Funde von Beilen
und Hämmern, insbesondere aus Bergwerksanlagen1; und drittens
sprechen religionswissenschaftliche Erwägungen dafür, insofern
primitive Steinhämmer und Doppeläxte alte Göttersymbole waren;
man denke nur an die sogenannten «Donnersteine», an den lapis
silex der Börner, an die «Thorshämmer» des Nordens. Der Orts-
name Λάβραυνδα aber bedeutet «steinige, felsige Gegend»; hörten
wir doch bereits, daß das Heiligtum jenes Zeus auf einer Höhe lag.
6. Mit hoher Wahrscheinlichkeit läßt sich in alten, klein-
asiatischen Sprachen das Grundwort labra-, lavra- «Stein» und eine
Ableitung davon unmittelbar nachweisen, worauf mich mein Assistent
am Sprachwissenschaftlichen Seminar in Heidelberg, Herr Dr. Richard
von Kienle, aufmerksam machte. Zunächst im Lykischen; denn auf
der Stele von Xanthos steht auf der nördlichen Seite zweimal lafira
(Kalinka Nr. 44 c, 33 und 37); ebenso einmal auf der westlichen
(d 34 lafira); auf der nördlichen Seite (c 34) aber la'iri. Dabei ist
zu beachten, daß ß eine von b verschiedene labiale Spirans, also
einen w-artigen Laut, bezeichnet (lykisch ΛΜ//ΡΜ· Der Sinn ist
vermutlich «Steinplatte». Im Lydischen aber gehört laprisa, casus
obliquus laprisar, hierher. Dies begegnet vor allem auf der lydisch-
aramäischen Bilingue, die Kahle und Sommer (Kleinas. Forschungen
I, 1927, 18ff.) behandelt haben. Leider ist die aramäische Ent-
sprechung (rdhC-) nicht leicht zu erklären, aber nach Littmann und
Kahle ist etwa «Wand, Mauer» (aaO. 33) der Sinn; ebenso
W. Brandenstein WZ KM 36, 1929, 271. Wir würden also «Stein-
wand, Steinmauer» vermuten, da es sich ja um Felsgräber handelt.
Das Wort ist in lydischen Inschriften oft bezeugt (Buckler Sardis,
VI, 2, Leyden 1924, lapiriscir I, 5, laprisa VII, 1, laprisak I, 2,
IX, 4—5, laprisakin 11,3; laprisar 11,7; VI, 4; VII, 4; VIII, 9; IX, 8;
laprislt VIII, 2, in lydischer Schrift ABIS+AI usw.). Der Wechsel
von lykisch ß und lydisch p kann nicht erstaunen, da solche
Schwankungen zwischen Medien, Spiranten und Tenues für klein-
asiatisch-ägäisch-etruskisches Sprachgebiet bekannt genug sind.
Auch die lydischen Eigennamen Λαβανας, Λαβανδηος (Ortsnamen)
und vor allem Λαβραντίδης und Λαπισας (Personennamen, Belege
1 Vgl. Ebert Reallex. d. Vorgesch. 1, 1924, Tafel 120.
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nischen Überlegungen, weil das Loch für den Stiel, das man in-den
Stein bohrte, am besten in der Mitte zur Vermeidung eines Bruchs
der Bohrstelle angebracht werden muhte, was bei dem Metallgerät
unnötig ist; dann bezeugen es alte prähistorische Funde von Beilen
und Hämmern, insbesondere aus Bergwerksanlagen1; und drittens
sprechen religionswissenschaftliche Erwägungen dafür, insofern
primitive Steinhämmer und Doppeläxte alte Göttersymbole waren;
man denke nur an die sogenannten «Donnersteine», an den lapis
silex der Börner, an die «Thorshämmer» des Nordens. Der Orts-
name Λάβραυνδα aber bedeutet «steinige, felsige Gegend»; hörten
wir doch bereits, daß das Heiligtum jenes Zeus auf einer Höhe lag.
6. Mit hoher Wahrscheinlichkeit läßt sich in alten, klein-
asiatischen Sprachen das Grundwort labra-, lavra- «Stein» und eine
Ableitung davon unmittelbar nachweisen, worauf mich mein Assistent
am Sprachwissenschaftlichen Seminar in Heidelberg, Herr Dr. Richard
von Kienle, aufmerksam machte. Zunächst im Lykischen; denn auf
der Stele von Xanthos steht auf der nördlichen Seite zweimal lafira
(Kalinka Nr. 44 c, 33 und 37); ebenso einmal auf der westlichen
(d 34 lafira); auf der nördlichen Seite (c 34) aber la'iri. Dabei ist
zu beachten, daß ß eine von b verschiedene labiale Spirans, also
einen w-artigen Laut, bezeichnet (lykisch ΛΜ//ΡΜ· Der Sinn ist
vermutlich «Steinplatte». Im Lydischen aber gehört laprisa, casus
obliquus laprisar, hierher. Dies begegnet vor allem auf der lydisch-
aramäischen Bilingue, die Kahle und Sommer (Kleinas. Forschungen
I, 1927, 18ff.) behandelt haben. Leider ist die aramäische Ent-
sprechung (rdhC-) nicht leicht zu erklären, aber nach Littmann und
Kahle ist etwa «Wand, Mauer» (aaO. 33) der Sinn; ebenso
W. Brandenstein WZ KM 36, 1929, 271. Wir würden also «Stein-
wand, Steinmauer» vermuten, da es sich ja um Felsgräber handelt.
Das Wort ist in lydischen Inschriften oft bezeugt (Buckler Sardis,
VI, 2, Leyden 1924, lapiriscir I, 5, laprisa VII, 1, laprisak I, 2,
IX, 4—5, laprisakin 11,3; laprisar 11,7; VI, 4; VII, 4; VIII, 9; IX, 8;
laprislt VIII, 2, in lydischer Schrift ABIS+AI usw.). Der Wechsel
von lykisch ß und lydisch p kann nicht erstaunen, da solche
Schwankungen zwischen Medien, Spiranten und Tenues für klein-
asiatisch-ägäisch-etruskisches Sprachgebiet bekannt genug sind.
Auch die lydischen Eigennamen Λαβανας, Λαβανδηος (Ortsnamen)
und vor allem Λαβραντίδης und Λαπισας (Personennamen, Belege
1 Vgl. Ebert Reallex. d. Vorgesch. 1, 1924, Tafel 120.