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Güntert, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1932/33, 1. Abhandlung): Labyrinth: eine sprachwissenschaftliche Untersuchung — Heidelberg, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.40163#0035
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Labyrinth.

29

Denn in cella handelt es sich begrifflich, ähnlich wie bei καμάρα,
camera, um Steinhöhlen, Kellerräume, wie ja unser Wort Keller
selbst, ahd. kellari (aus cellärium) zeigt. Bekanntlich kennt das nord-
deutsche, germanische Haus noch keinen Keller, während den Kelten,
daher dem süddeutschen Haus der Keller bekannt war. Damit stimmt
altirisch cuille (aus *Jcolia) «Keller, Magazin». Das lateinische cella,
cellärium ist ins Griechische als τό κελλάριον und κέλλιον entlehnt
worden, und von hier wanderte das Wort ins Slavische: altbulgar.
kelija, russisch kelija «Klosterzelle», serbisch celija «Zelle», bulgarisch
kelija, kilija «Zelle, Zimmer». Es ist beachtenswert, daß auch als Orts-
name Ivela nova «Neu-Zell» das Wort im Altbulgarischen vorkommt,
κελλάριον ist sogar ins Osmanische (k'ilar «Keller») entlehnt worden.
Das Wort muß also im Vulgärgriechischen sehr üblich gewesen sein.
Überall tritt deutlich der Sinn «Steingewölbe» hervor. Auch die
noch unerklärte Bezeichnung für das Maurergerät, die Kelle, schon
ahd. kella, stelle ich zu unserem Stamm; es muß eine Entlehnung
in späterer Zeit sein, als eben der Steinbau den Germanen erst be-
kannt wurde. Nun entspricht aber dem irischen cuille (<j *kolja)
das germanische Halle. Auch für dieses Wort ist wieder bezeich-
nend, daß es einen mächtigen Steinbau, ja einen «Tempel» bedeuten
kann: ahd. halla «Tempel», ags. liealla, engl, hall, altisl. hgll «großes
Haus», schwed. hall «bedeckter Gang für Verkauf und Ausstellung
von Waren», altfranzös. halle «Markthalle»; halla wird mit templum
oder palatium glossiert (Baist Z. Rom. Phil. 41, 593f.); das Wort
ist im Neuhochdeutschen erst durch Klopstock im 18. Jahrh. wieder
künstlich belebt worden und hat auch im Dänischen eine solche
Wiederbelebung gefunden. Alles das deutet nicht auf urgermanisches
Alter dieses Wortes.
37. Die äußerst schwierige Frage nach den Eigennamen Hall, Halle kann
hier nicht behandelt werden (vgl. zuletzt darüber Schwartz, Zeitschr. f. Orts-
namenforschung 1, 187ff.; Vollmann ebenda 4, 135; Zahn, Ortsnamen der Steier-
mark 16). Da es sich aber um Bezeichnungen von Salzbergwerken handelt, sei
wenigstens angedeutet, daß ich glaube, hier unseren Wortstamm sehen zu dürfen
und nicht an Beziehungen zu dem alten Wort für «Salz» (lat. sal, griech. αλς
usw.) glaube. Dagegen spricht, abgesehen von der großen Schwierigkeit, einen
Übergang s ]> h auf dem Gebiet der süddeutschen Hallorte dialektgeographisch
wahrscheinlich zu machen, das verdoppelte ll. Noch unaufgeklärt ist, warum
Hall gerade Salzbergwerke benannte, nicht auch andere Bergwerksanlagen. Hier
dürfte nur genaueste Sachforschnng über Anlage und Betrieb alter Salinen und
Solen Klarheit schaffen. Unhaltbar ist Muchs Auffassung der Hall-Wörter als
dakisch (Mitteil. d. Anthropol. Gesellsch. Wien 47, 1917, 40), weil das Thrakische
diesen Wandel s > h nicht kennt. Hall muß im. A. eine steinerne Anlage be-
 
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