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Güntert, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1932/33, 1. Abhandlung): Labyrinth: eine sprachwissenschaftliche Untersuchung — Heidelberg, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.40163#0037
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Labyrinth.

31

kannte Burg der Troas; auch Παργασής, ein karischer Gemeindename,
fügt sich an. Dazu gehört, wie längst bekannt ist, πύργος «Turm,
Burg, Feste, Bollwerk», das wieder im mittellatein. burgus «Turm,
befestigtes kleines Lager», irisch borc, borgg «Stadt» wiederkehrt.
Auf der anderen Seite drang das Wort als burgn ins Armenische,
als burj ins Arabische. Das germanische Wort Burg (got. baurgs,
as. ahd. bürg «Stadt, Burg») ist daher entlehnt, der Wechsel von
b-:p ist bezeichnend für Alpensprachen (s. o. § 27), und somit hat
Burg weder mit Berg noch mit bergen ursprünglich etwas zu schaffen,
sondern ist in seinem Anlaut dadurch nur volksetymologisch be-
stimmt. Die Hesychglosse φύρκος * τείχος zeigt Konsonantenwechsel,
wie er für «ägäische» Wörter bezeichnend ist, vgl. Πραΐσος: kretisch
Φραισοι, άσπάραγος: άσφάραγος «Spargel» u. a. Von Urverwandt-
schaft kann keine Rede mehr sein: Steinburgen waren den Indo-
germanen unbekannt.
42. Wir schließen unsere Parallelen zur Wortgeschichte von
Hauur-, *laua- «Stein» mit einem Fall, auf den ich kurz schon an
anderer Stelle eingegangen bin (Ztschr. f. deutsche Bildung 8, 1932,
6ff.). Althochdeutsch harug «Opferstätte», ags. hearg «heiliger
Tempel», aisl. hgrgr «Steinhaufe» ist offenbar ein für religiöse Stein-
setzungen, Steinkreise, Steinmäler bezeichnender Ausdruck. Das-
selbe gilt für altirisch carn «Steinhaufe», später cairn, breton. carnac,
womit die prähistorischen Megalith-Denkmäler noch heute bezeichnet
werden (vgl. auch altirisch carraic «Felsen»). Daß solche unindo-
germanischen Steinanlagen einen nichtindogermanischen Namen be-
wahrt haben können, ist von vornherein möglich. Das Wort kehrt
wieder in latein. carcer «Umfriedigung, Schranke; Kerker» und in
den sizilisclien Wörtern κάρκαρον «Gefängnis», καρκάρα «Hürde»;
die Grundbedeutung war «Steingewölbe, Steinkreis, steinerne Um-
fassungsmauer». Daß die genannten Wörter aber nicht etwa ur-
verwandt sind, lehren baskisch harri «Stein» (aus *kar-) und süd-
lesgisch karka, kharkha «Stein». Dazu stelle ich nun die vielen,
nichtgriechischen Eigennamen mit Kap-, soweit sich bei ihnen eine
Grundbedeutung «Stein» wahrscheinlich machen läßt. So heißt die
östliche Akropolis von Megara Καρία, und im Gymnasion befand
sich ein pyramidenförmiger Stein, von dem Pausanias (I, 44, 2) sagt:
τούτον Απόλλωνα όνομάζουσι Εαρινόν. Minoa auf Amorgos heißt
Καρκ-ησ-ία. Auf Kreta ist für Lyttos bei Hesych bezeugt: Καρν-ησσό-
πολις · Λύκτος ή Κρητική ούτως εκαλείτο. Kretisch Κάρυμαι ist
mit karisch Καρύ-ανδα zu vergleichen. Der italische Fluß Carcines,
 
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