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Stegemann, Viktor [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1933/34, 1. Abhandlung): Die koptischen Zaubertexte der Sammlung Papyrus Erzherzog Rainer in Wien — Heidelberg, 1934

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https://doi.org/10.11588/diglit.40166#0015
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Die koptischen Zaubertexte der Sammlung Papyrus Erzh. Rainer. l
und mit ihm zu betrachten sind, gehören die genannten beiden
Wiener Texte mit Stücken der von Pbadel publizierten griechi-
schen und süditalienischen Gebete des Mittelalters zusammen,
für die vor allem Bibel und Liturgie Voraussetzung sind.1
Besondere Beachtung verdienen vier Stücke der Sammlung.
Das erste ist das bisher einzige Exemplar eines koptischen Amuletts
gegen Skorpionbiß mit dem Bilde eines Skorpions.2 Das zweite
enthält eine Engelbeschwörung zu Fluchzwecken, die in einer
Spirale aus der Blattmitte heraus geschrieben ist.3 Das dritte Stück
ist interessant wegen seiner Herstellung: Verwendet ist dazu der
Schluß eines Buches mit religiösem Inhalt; das Blatt enthält über

1 Vgl. die Parallelen und Kommentare zu diesen Texten. — Eine Form-
analyse läßt erkennen, daß die koptischen Zaubertexte weder so durchaus unter
der Herrschaft griechischer Form stehen (übrigens ein weiter Begriff!), wie man
das gerne annimmt, noch daß sie so ohne weiteres als Fortsetzung des alt-
ägyptischen Zauberglaubens in christlichem Gewände anzusprechen sind (vgl.
Kropp I, 1 und Capart bei Kropp I S. VIII). Die Frage ist für jeden Text
besonders zu stellen und ergibt ein komplizierteres Bild. Die Texte haben im
Laufe der Zeit an mancherlei Formen Anteil; nicht zum wenigsten ist wohl
Beeinflussung seitens der Hymnen der byzantinischen und syrischen Kirche (über
koptische Hymnen?) anzunehmen, was vor allem einmal hinsichtlich der Art und
Weise, wie aus der Bibel zitiert wird, zu untersuchen ist. Mit der Veränderung
der religiösen Ideenwelt in Ägypten vom III. Jahrhundert an ergab sich Ver-
änderung der Form und umgekehrt. An den Legenden kann man feststellen,
daß die Texte immer stärkeren Einflüssen des Christentums unterliegen; das wirkt
sich auch für die Vorbilder der Form weitgehend aus. Koptische Texte im Stil der
altägyptischen Zaubertexte, kenntlich an der Identifizierungsformel, mit der der
Zauberer zwischen einem ägyptischen Gott und sich die Gleichsetzung vornimmt,
reichen über die Gebete in dem Pariser Zauberpapyrus kaum hinaus; die Texte
mit der Formel des e^opxiap's, kopt. -j-urpK. oder titapko, scheinen auf jüdischen
Einfluß zurückzugehen; sie stehen in dem griechischen Pariser Zauberpapyrus
neben Texten rein ägyptischen Stils und andern, die die Einleitungsformel erci/.a-
Xoup.«t verwenden und die mir rein griechisch zu sein scheinen. Auch sie begegnen
koptisch (-J-eniKAAi oder -j-nApxKAAi) und sind meist christlich. So kommt die
alte Identifizierungsformel nur bis zum III./IV. Jahrhundert vor, die -j-eniKAAi-
Formel neben der -j-cjüpK-Forinel vom IV. Jahrhundert an bis in die Spätzeit. Die
reinen Prädikationstexte im christl. Gebetsstil sind alle ganz spät. Arabischer
Einfluß ist nur selten festzustellen. — Über die spärliche Verwendung von christlich
oder gnostisch beeinflußten Identiflzierungsformeln vgl. die Stellen bei Kropp III
§ 252 ff.; 3 der Texte gehören ins IV. und V. Jahrhundert, 1 ins VII., 3 ins X./XI.
— Der jüdische Typus der Verfluchung ist zu belegen für die Zeit des IV. bis
XI. Jahrhunderts.
2 Nr. XXI und Abb. 1, S. 19.
3 Nr. L1I und Abb. 1 auf Taf. II.
 
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