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Immisch, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1933/34, 2. Abhandlung): Catulls Sappho — Heidelberg, 1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.40167#0011
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Catulls Sappho

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Weitaus richtiger dachten die, welche die Fermate als solche
empfanden, ein abbrechendes Hinübergleiten demnach ablehn-
ten und in der Otiumstrophe den Rest, und zwar den Schluß,
eines nachfolgenden besonderen Gedichts (51B) erblickten, für
welchen Überlieferungsbestand ja auch noch der klare Parallelfall
des ersten Sperlingsliedes spricht, wo es noch keiner fertig gebracht
hat, das jetzt angeschlossene Fragment tarn gratum est mihi etc. an
das vorausgehende Lied auch nur einigermaßen befriedigend anzu-
schließen. Auch sonst ist ja unser Catulltext lückenhaft. Metho-
disch wäre demnach die Abtrennung von 51B wohl gerechtfertigt.
Nur versteht es sich, die Zersprengung in zwei Gedichte kann
immer nur ultima ratio sein. Ebenso der (obendrein überlieferungs-
geschichtlich nicht zu stützende) Gedanke an eine interpolierte
Strophe, zumal seit Ellis ihn erledigte durch den Hinweis, daß der
Ausdruck molestum otium ein Zetema bei Macrobius bildet (II 7, 6).
Sachlich haben sehr viele den Sinninhalt der vier Verse wirk-
lich der Sapphonachbildung selber Zutrauen zu können geglaubt, wie
Birt und Kranz auch, in verschiedenen Variationen. So nimmt
Kroll an, der Dichter habe das Ungesunde dieser Liebe schon in den
Anfängen empfunden (wir müßten freilich sagen: schon als Werben-
der). Mit dem plötzlichen (der Umworbenen mitgeteilten?) Stim-
mungswechsel sei ein hellenistisches a-poaSox^Tov beabsichtigt (wohl
so was, wie ein stimmungszerreißendes „Doktor, sind Sie des Teu-
fels ?“). Ellis und andere sehen das Motiv zum Anfügen der Strophe
in einem Erwachen des Roman spirit of activity. Ähnlich auch von
Wilamowitz (Sappho und Simonides 59): „Mit Sappho hat es freilich
nichts zu tun, daß er seine juristischen Studien und die Salutatio
der vornehmen Gönner sträflich verabsäumt“ (und sich nun Selbst-
vorwürfe deswegen macht). Indessen, wo wäre nur eine Spur davon,
daß Catull sich mit den Pflichten eines jungen Römers, der irgend-
wie der Respublica dienen wollte, überhaupt jemals hat befassen
wollen ? Ist für ihn nicht gerade sein ganz privates Literatendasein
charakteristisch, dies ausschließliche Poetenleben, das auch Rheto-
rik und Philosophie draußen läßt und in der Politik eigentlich nur
eine Gelegenheit zur poetischen Invektive sieht? Die Teilnahme
an der cohors amicorum des Memmius wird man nicht geltend
machen dürfen. Da war eine „Bildungsreise“ damit zu verbinden;
da lockte die Möglichkeit, in der Troas das Grab des geliebten Bru-
ders aufzusuchen, vielleicht in gewissem Grade auch der (freilich
enttäuschte) Wunsch, sich finanziell zu rangieren. Sonst fehlen alle
 
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