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Immisch, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1933/34, 2. Abhandlung): Catulls Sappho — Heidelberg, 1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.40167#0003
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Die Deutung der unten um der Bequemlichkeit des Lesers
willen abgedruckten Gedichte hat in letzter Zeit nicht geringe Fort-
schritte gemacht, sowohl was das griechische Vorbild angeht wie
auch das römische Nachbild. Doch glaube ich, es ist hinsichtlich
Catulls zu einem noch befriedigenderen Ergebnis zu gelangen, das
zugleich über den Einzelfall hinaus für die eigentümliche Mischung
von Anschluß und Freiheit, Abhängigkeit und Eigenart in der römi-
schen Dichtung aufschlußreich ist. Immerhin müssen wir auch im
sapphischen Gedicht das Wichtigste von neuem darlegen. Hierbei
scheint mir zweckmäßig, von der Absicht auszugehen, die der Ver-
fasser der Schrift vom Erhabnen, dem wir die Kenntnis der Ode
danken, mit ihrer Anführung verbunden hat.
Er will (cap. 10) zeigen, eine der Möglichkeiten zur „Größe“
bestehe in der rechten Auswahl und Verbindung der von ihm1 soge-
nannten egcpspogeva (auch TuapsTtogsva, ougßouvovTa, auvu-apxpvTa).
Das sind die natürlichen 'Mitgegebenheiten’ der darzustellenden
Vorgänge, ihre Symptome und 'Sichtbarkeiten’ (Phaenomene);

Sappho fr. 2 Diehl
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Gatull 51:
Ille mi par esse cleo videtur,
ille, si fas est, superare divos,
qui sedens adversus identidem te
spectat et audit
dulce ridentem, misero quod omnis
eripit sensus mihi: nam simul te,
Lesbia, adspexi, nihil est super mi
vocis in ore,
lingua sed torpet, tenuis sub artus
flamma demanat, sonitu suopte
tinlinant aures, gemina teguntur
Lumina nocle.
Otium, Catulle, tibi molestum est,
otio exsultas nimiumque gestis:
otium et reges prius et bealas
perdidit urbes.

1 Nach einer aus der eklektischen Philosophie stammenden ästhe-
tischen Terminologie, die später auch bei Philostrat erscheint; worüber jetzt
zu vgl. E. Birmelin, Philol. LXXX111 1933, 398 ff.
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