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Dragendorff, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1935/36, 2. Abhandlung): Arretina — Heidelberg, 1935

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https://doi.org/10.11588/diglit.41985#0003
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I. Niobiden.

Im Jahrgang 1910 der Sitzungsberichte der Heidelberger Aka-
demie der Wissenschaften veröffentlichte R. Pagenstecher auf
Tafel IIh zwei aneinanderpassende arretinische Reliefscherben der
Heidelberger Universitätssammlung und deutete ihre Darstellung
richtig als Reste dreier Niobiden. Ich wiederhole die Bruchstücke
auf Tafel I, 1 nach neuer Aufnahme. Erhalten ist von links nach
rechts eine in die Knie gesunkene vollbekleidete weibliche Figur (I),
die nach oben zu blicken scheint und den — allein erhaltenen —
linken Arm klagend emporhebt. Rechts von ihr flieht, entsetzt
zurückblickend, eine zweite Frau (II) nach rechts; die beiden Arme
streckt sie vor. Das Ende des Mantels ist über ihren linken Unter-
arm geschlagen. Hinter ihr ist durch eine Tür der Palast angedeutet,
vor dem die Handlung sich abspielt. Von einer dritten vermutlich
auch weiblichen Figur (III) ist ganz rechts noch ein aufwärts geboge-
ner rechter Arm erhalten, der nach der Biegung der Hand und einer
leichten Reliefspur wohl den Mantel zum Schutze emporzog.
Pagenstecher ist es entgangen, daß sich in der Heidelberger
Sammlung noch weitere Reste dieses Niobidencyklus befinden,
die ich mit freundlicher Erlaubnis von A. v. Salis auf Tafel I, 2
und 3 veröffentliche. Auf 2 ist ein nackter Jüngling erhalten (IV),
der nach rechts weit ausschreitend zurückprallt und mit der Hand
des erhobenen rechten Armes hinter seinen Kopf greift. Von
seinem linken Arm hing der Mantel herab, von dem Faltenreste
über dem linken Oberschenkel sichtbar sind und der zwischen den
Beinen am Boden schleift.
Links von ihm ist auf der gleichen Scherbe auf einer Terrain-
erhöhung, deren Gestein durch wagerechte Striche charakteri-
siert ist, das ausgestreckte linke Bein einer nach links knienden
oder liegenden Figur erhalten. Diese läßt sich sehr wahrschein-
lich durch die Heidelberger Scherbe Tafel I, 3 ergänzen, auf der
ein nach links ins Knie gesunkener Jüngling erhalten ist, der sich
auf den weit nach links gestreckten rechten Arm stützt, nach
rechts blickt und sich mit dem um den erhobenen linken Arm ge-
wickelten Mantel wie mit einem Schilde zu schützen sucht (V).
 
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