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Dragendorff, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1935/36, 2. Abhandlung): Arretina — Heidelberg, 1935

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https://doi.org/10.11588/diglit.41985#0007
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Arretina.

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siert. Ich erinnere vor allem an die weitausgreifenden Arbeiten von
Loewy1, dann die Aufsätze von Sieveking und Buschor2, Schrä-
der3, Langlotz4, Schweitzer5, die sich besonders mit dem aus
Reliefplatten und dem Londoner Diskos zu rekonstruierenden Cyklus
des 5. Jahrhunderts befaßt haben. Dieser Cyklus ist seit Furtwäng-
ler vielfach mit dem Niobidenfriese am Thron des phidiasischen
Zeus in Olympia in Verbindung gebracht worden und man hat dafür
gerade auch angeführt, daß er zum Besitze der Klassizisten des neu-
attischen Kreises gehört. Widersprochen hat zuletzt Schräder, und
ich möchte glauben, daß gerade der Umstand, daß die Nenattiker
den Fries kopieren, gegen die Aufstellung seines Originales in
Olympia spricht. Die Nenattiker halten sich in erster Linie an
athenische Monumente und gehen nicht nach Olympia, um dort
ein dekoratives Relief zu kopieren. Wenn Schräder an die Möglich-
keit denkt, den Fries mit einem verlorenen Teile des Frieses des
Ilissostempels in Beziehung zu setzen, so wird sich diese These, auf
die ich hier ebenso wie auf die strittige Anordnung der Figuren
nicht näher eingehen will, nicht beweisen lassen. Sie kann aber den
Umstand mit für sich anführen, daß wir allein aus dem kleinen noch
erhaltenen Teil des Ilissosfrieses bereits zweimal Kopien im neuatti-
schen Kunstkreise nachw'eisen können6. Der Fries gehört also zu
den gern benutzten Vorbildern der Nenattiker. Ihrer Arbeitsweise
kam er mit seinen lockergestellten Einzelfiguren und Einzelgruppen
ebenso wie etwa das Relief der Nikebalustrade entgegen, während
wir im Gegensatz dazu z. B. aus dem Parthenonfries mit seinen ge-
schlossenen geschichteten Figurenmassen, so viel ich sehe, keine
neuattischen Kopien haben. Dessen Gruppen konnten die neuatti-
schen Kopisten nicht ohne weiteres in Einzelfiguren auseinander-
lösen. Jedenfalls scheint mir, um dazu zurückzukehren, die zeitliche
und stilistische Beurteilung des Niobidenfrieses von Schräder
richtig getroffen zu sein.
1 A. J. 1927, 80ff.; 1932, 47ff.
2 Münchn. Jahrb. 1912, 111 ff.
3 A. J. 1932, 151 ff.
4 Antike IV, 31 ff.
5 Festgabe zur Leipziger Winckelmannsfeier 1932.
6 Reliefbruchstück aus Ephesus A D III, Taf. 36e, kopiert nach eben
dort Platte E. Sarkophag vonTorre Nuova RM 1910, Taf. IV, 2, kopiert nach
AD III, Taf. 36 B. Auf dem Sarkophag finden sich noch weitere Figuren,
die wir schon m 1. Jahrhundert v. Chr. im neuattischen Kunstkreis nach-
weisen können.
 
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