Arretina.
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würden. Denn es ist ja gerade neuattische Art, nun solche Figuren
oder Gruppen mit anderen, teils aus anderer Quelle entlehnten,
teils hinzuerfundenen Figuren zusammenzustellen. Es erübrigt
sich, dafür Beispiele anzuführen. Ein Zufall aber will es, daß ge-
rade während ich diese Zeilen schreibe, das neueste Fleft der Rom.
Mitteilungen (1934) mir den Aufsatz von Curtius mit seinen für
die neuattische Kunst sehr förderlichen Untersuchungen bringt,
in dem er ein solches attisches Dreifigurenrelief als Mittelstück eines
figurenreichen römischen Sarkophagreliefs nachzuweisen sucht1.
Auch im Falle des Iphigenienreliefs haben die Neuattiker Figuren hin-
zugefügt. Der verhüllte Agamemnon der Ivleomenesara mag letzten
Endes durch das Timanthesbild angeregt sein. Unmittelbar braucht
auch er nicht von dort entlehnt zu sein, sondern es mögen Zwischen-
glieder dazwischenliegen. Er ist ja auch in andere bildliche Fassungen
des gleichen Vorganges übergegangen. Woher der Opferdiener
stammt, kann ich nicht sagen. Jedenfalls hatte ihn schon das gemein-
same unmittelbare Vorbild der Kleomenesara und des Elfenbein-
reliefs. Eine ähnliche Nebenfigur mag auch schon auf einem Iphi-
genienbilde vorhanden gewesen sein. Der Korbträger mit dem aufge-
stützten Fuß findet sich auch auf dem r. f. Krater des Brit.
Museums2, ein Opferdiener mit dem gleichen Motiv des aufgestützten
Fußes auch auf dem sonst ganz abweichenden Mosaik von Emporion3.
Das Entscheidende ist: das Relief der Kleomenesara ist nicht
aus dem Timanthesbilde kopiert, weil seine das Ganze beherrschende
Mittelgruppe nicht aus dem Timanthesbilde stammt. Denn man
kann doch nicht annehmen, daß Timanthes für sein Bild ein
Relief seiner Zeit so mechanisch kopiert und in seine figurenreiche
Komposition hineingestellt habe, daß wir es noch jetzt ohne weite-
res herauslösen können. Es kommt aber noch eine ganz allgemeine
Erwägung hinzu: die neuattischen Reliefs kopieren nicht
Gemälde. Ihr Stil ist plastisch, nicht malerisch. Und wo wir
ihre Vorbilder noch nachweisen können — und die Fälle sind, wie
oben angedeutet, nicht selten — da sind es Reliefs oder auch Statuen,
die sie ins Relief bringen, streng flächenhafte Kompositionen, unter
möglichster Ausschaltung aller räumlichen Elemente mit para-
taktischer Anordnung der Figuren unter möglichster Vermeidung
von Überschneidungen und Schichtungen. So hat man auch schon
1 RM. 1934, 263ff., Taf. 19.
2 Wiener Vorl. Bl. V, Taf. 9, 3.
3 Ausonia, IV, tav. Tagg. A.
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würden. Denn es ist ja gerade neuattische Art, nun solche Figuren
oder Gruppen mit anderen, teils aus anderer Quelle entlehnten,
teils hinzuerfundenen Figuren zusammenzustellen. Es erübrigt
sich, dafür Beispiele anzuführen. Ein Zufall aber will es, daß ge-
rade während ich diese Zeilen schreibe, das neueste Fleft der Rom.
Mitteilungen (1934) mir den Aufsatz von Curtius mit seinen für
die neuattische Kunst sehr förderlichen Untersuchungen bringt,
in dem er ein solches attisches Dreifigurenrelief als Mittelstück eines
figurenreichen römischen Sarkophagreliefs nachzuweisen sucht1.
Auch im Falle des Iphigenienreliefs haben die Neuattiker Figuren hin-
zugefügt. Der verhüllte Agamemnon der Ivleomenesara mag letzten
Endes durch das Timanthesbild angeregt sein. Unmittelbar braucht
auch er nicht von dort entlehnt zu sein, sondern es mögen Zwischen-
glieder dazwischenliegen. Er ist ja auch in andere bildliche Fassungen
des gleichen Vorganges übergegangen. Woher der Opferdiener
stammt, kann ich nicht sagen. Jedenfalls hatte ihn schon das gemein-
same unmittelbare Vorbild der Kleomenesara und des Elfenbein-
reliefs. Eine ähnliche Nebenfigur mag auch schon auf einem Iphi-
genienbilde vorhanden gewesen sein. Der Korbträger mit dem aufge-
stützten Fuß findet sich auch auf dem r. f. Krater des Brit.
Museums2, ein Opferdiener mit dem gleichen Motiv des aufgestützten
Fußes auch auf dem sonst ganz abweichenden Mosaik von Emporion3.
Das Entscheidende ist: das Relief der Kleomenesara ist nicht
aus dem Timanthesbilde kopiert, weil seine das Ganze beherrschende
Mittelgruppe nicht aus dem Timanthesbilde stammt. Denn man
kann doch nicht annehmen, daß Timanthes für sein Bild ein
Relief seiner Zeit so mechanisch kopiert und in seine figurenreiche
Komposition hineingestellt habe, daß wir es noch jetzt ohne weite-
res herauslösen können. Es kommt aber noch eine ganz allgemeine
Erwägung hinzu: die neuattischen Reliefs kopieren nicht
Gemälde. Ihr Stil ist plastisch, nicht malerisch. Und wo wir
ihre Vorbilder noch nachweisen können — und die Fälle sind, wie
oben angedeutet, nicht selten — da sind es Reliefs oder auch Statuen,
die sie ins Relief bringen, streng flächenhafte Kompositionen, unter
möglichster Ausschaltung aller räumlichen Elemente mit para-
taktischer Anordnung der Figuren unter möglichster Vermeidung
von Überschneidungen und Schichtungen. So hat man auch schon
1 RM. 1934, 263ff., Taf. 19.
2 Wiener Vorl. Bl. V, Taf. 9, 3.
3 Ausonia, IV, tav. Tagg. A.