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Salis, Arnold [Hrsg.]; Salis, Arnold [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1935/36, 4. Abhandlung): Neue Darstellungen griechischer Sagen, 1: Kreta — Heidelberg, 1936

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https://doi.org/10.11588/diglit.41987#0008
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Arnold von Salis:

Bezeichnung wäre in der Tat völlig gleichartig dem erotischen Cha-
rakter dieses Gestus, den ich a. a. 0. 32 bereits für die minoische
Kunst nachgewiesen zu haben glaube. An direkte Beziehungen
zwischen Kretischem und Hettitischem braucht man dabei gewiß
nicht zu denken, obwohl die Verwandtschaft der beiden pikto-
graphischen Systeme im allgemeinen außer Frage stehen dürfte1.
In der kretischen Bilderschrift läßt sich aber etwas Entsprechendes
einstweilen nicht belegen, und auch auf ein Vorbild der ägyptischen
Hieroglyphen ist das Zeichen nicht zurückzuführen. Immerhin
bedeutet es eine ähnliche Lösung, wenn dort, worauf mich H.
Ranke aufmerksam macht, allerdings erst in später Zeit, als Ideo-
gramm für „Zwilling“ die Zeichnung eines Paares erscheint, das
sich bei den Händen faßt2.
So gewiß also das Bild unserer Vase gewohnter, formelhafter
Wendung sich bedient, der Vorgang eindrücklich und verständlich
wirkt: eine bloße Genreszene wie so manche andere, ohne individu-
ellen Gehalt, ist das auf keinen Fall. Denn sonderbar und unge-
wöhnlich sind vor allem die Postamente, welche die Figuren tragen.
Sind das nun wirklich, wie man unmittelbar nach dem Auftauchen
des Fundes mit begreiflichem Staunen feststellen wollte, „die Bilder
eines gewappneten Gottes und einer Göttin auf niederen Basen,
die älteste Darstellung altgriechischer Götterstatuen, die wir
bisher kennen3“ ? Aber wie statüarische Bildwerke dieser Frühzeit
ungefähr ausgesehen haben müßten, glauben wir heute zu wissen.
Schon der weite Abstand zwischen den Figuren, das momentane
Gebärdenspiel, die bewegte Haltung des Mannes sprächen allen
Gesetzen früharchaischer Rundplastik und Gruppenbildung Hohn.
Die Gestalten müßten auf gemeinsamem Sockel stehen, in para-
taktischer Stellung dicht beisammen, und durch einfaches Umlegen
der Arme miteinander verbunden, wie wir das von zahlreichen Wer-
ken der ägyptischen Skulptur kennen oder von jenem Grabmal
(Kitvlos und Dermys) aus Tanagra im Athener Nationalmuseum4.
Daß auch der altkretischen Kunst derartiges zuzutrauen ist, lehrt
ein Blick auf einen tönernen Votivpinax aus Xerolimni5 mit der
1 Dhorme, Syria 14, 1933, 347.
2 Erman-Grapow, Wörterbuch d. ägypt. Sprache III, 199.
3 Karo, ARW. 12, 1909, 375 u. AA. 1908, 122.
4 Papaspiridi, Guide 22 Nr. 56; Gaz. Arch. 4, 1878 Taf. 29; Collignon,
Hist, sculpt. gr. I 194 Abb. 91. Derselbe, Les statues funer. 59, Abb. 32;
Uxkull-Gyllenband, Archaische Plastik d. Griechen, Abb. 6.
5 Annuario 10—12, 542, Abb. 610. Im Museum von Gandia.
 
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