Metadaten

Salis, Arnold [Hrsg.]; Salis, Arnold [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1935/36, 4. Abhandlung): Neue Darstellungen griechischer Sagen, 1: Kreta — Heidelberg, 1936

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.41987#0020
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
20

Arnold von Salis:

die Standfläche der Hütten, Ι'κρια benennt1. Bei Homer jedoch
bezieht sich der Ausdruck Ι'κρια ποίεΐν offenbar auf die Herstel-
lung des gesamten Oberbaus, genau so wie der Ratschlag der
Kalypso v. 163 f.
άτάρ ι'κρια πήξαι επ’ αυτής
ύψοΰ, ώς σε φέρησίν έπ’ ήεροειδέα πόντον.
Sind doch ίκόια auch die technische Bezeichnung für das aus Bal-
ken und Brettern errichtete Schaugerüst im ältesten Theater2.
Und die Abbildung einer solchen Zuschauertribüne auf einem etrus-
kischen Cippus3 entspricht nun dem Bilde, das die homerische Be-
schreibung des Flosses erweckt. Sie ähnelt aber auch der ,,Brücke“
auf unserer knossischen Vase.
Daß das Floß auch im Mittelmeer das erste und einfachste Ver-
kehrsmittel und für die Küstenschiffahrt einstmals allgemein ge-
bräuchlich gewesen sei, wie Köster und Schuchhardt vermuten,
ist möglich, beweisen läßt es sich nicht mehr. Jedenfalls stellt für
den Dichter der Odyssee das Machwerk seines Helden etwas Un-
gewohntes, durchaus Vereinzeltes dar. Bei Homer gibt es sonst
nur richtige Schiffe, Kähne mit hoher Wandung. Aber ι'κρια haben
auch sie. Das Wort kommt öfters vor und immer, das ergibt sich
aus dem Zusammenhang ganz klar, bedeutet es einen erhöhten
Boden, ein Verdeck, zumindest im Hinter- oder im Vorderschiff;
auf diesem Podium befindet sich der Steuermann, und von hier aus
wird gekämpft4. Das also, die auf Stützen ruhende Plattform,
haben die ältesten Schiffe der Griechen mit jenen Fahrzeugen des
hohen Nordens gemeinsam. Und das bezeugen uns nun auch die
Denkmäler. Denn sind die Decks der Schiffe auf den geometrischen
Vasen, aber auch noch auf solchen der folgenden Zeit, nicht auf-
fallend ähnlich konstruiert ? In der Regel ist es doch so, daß über
1 Herodot 5, 16 (von den Wohnbauten in einem makedonischen See)
ίκρία επί σταυρών ύψηλων έζευγμένα έν μέση έστηκε τη λίμνη. ,, Jeder Pfahl-
bauer mußte vor der Hochzeit 3 στανρούς τούς ύπεστεώτας τοΐσι ίκρίοισι ein-
rammen, auf den ι'κρια standen die Hütten, καλύβαι, und durch die ϊκρια führ-
ten Falltüren hinab zum Wasser“ (Assmann 8).
2 A. Müller, Bühnenaltert. 3 Anm. 2, 3; 61 Anm. 3; Dörpfeld-
Reisch, Theater 29; Frickenhaus, RE. IX 992ff.
3 Martha, L’art etrusque 342 Abb. 235. RM. 38/39, 1923/24, 321
Abb. 9. Zu vergleichen auch die Zuschauertribünen der Tornba Stackeiberg
in Corneto, Weege, Jdl. 31, 1916 Beil 1 zu S. 138; Bulle, Untersuchungen
an gr. Theatern 209 Anm. 1.
4 Die Stellen bei Assmann, a. O. 8.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften