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Salis, Arnold [Hrsg.]; Salis, Arnold [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1935/36, 4. Abhandlung): Neue Darstellungen griechischer Sagen, 1: Kreta — Heidelberg, 1936

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https://doi.org/10.11588/diglit.41987#0022
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22

Arnold von Salis:

Dionysos). Eine wirkliche Vorstellung vom Aussehen einer solchen
schwebenden Bühne über dem Schiffshohlraum gewinnen wir an
Hand der archaischen Flächenbilder freilich nicht; dagegen führt
uns das kleine tönerne Bootsmodell von Bhodos (Abb. 4)1 die Sache
ja in aller wünschbaren Anschaulichkeit vor Augen.
Für die Gefechtstüchtigkeit war, bei dem geringen Tiefgang
der antiken Kriegsschiffe und ihrem durch das zahlreiche Ruder-
personal äußerst beschränkten Raum, die Einrichtung der erhöhten
Brücke unerläßlich2. Sie hat denn auch, unbeschadet aller Wand-
lungen, welche das Seefahrzeug im Altertum erfahren sollte, im
wesentlichen sich mit großer Zähigkeit gehalten oder immer wieder
durchgesetzt. Was sich ändert, sind mehr Äußerlichkeiten der
Form. Die senkrechten Deckstützen, zunächst einfach gerundete
oder eckige Pfosten, bekommen etwa Balustergestalt3, oder sie
werden, entsprechend der seitlichen Ausladung des Decks über die
Bordwand hinaus, gebogen, sogar S-förmig geschweift4. Aber
neben solchen oft spielerischen Varianten geht doch immer noch
der alte Pfahltypus einher.
,,Wann und von wem diese Schiffe mit einem oberen Stock-
werk erfunden oder zuerst verwendet worden sind, ist nicht zu er-
sehen, die Griechen haben vielleicht auch diese Konstruktion be-
reits von den Kretern übernommen.“ Obwohl die Erfindung des
sogenannten fliegenden Decks gewiß den Griechen selber zuzu-
trauen wäre — auch anderswo hat ja, wie oben dargelegt wurde,
die nautische Erfahrung, unabhängig vom Süden, auf dieselbe Lö-
sung geführt5 —, so halten wir die hier von Köster (S. 91) ange-
3 Nach Köster, Seewesen 89 Abb. 19.
2 Zum Kampf deck der attischen Trieren s. Köster 110, 1141; Casson,
Catal. Acrop. Mus. II 242 Nr. 1339; O. Walter, Reliefs im KL Akropolismus.
119 Nr. 262.
3 Grabrelief d. Demetrios, Glypt. München Nr. 523. Rom. Münze ÖJh.
24, 1929, 97 Abb. 101.
4 Köster, Tafelb. 39 (Triere), 41 (Talosvase), 29 (Ficor. Ciste).
5 Die schwedische Felszeichnung von Gisslegärde, Almgren 80 Abb. 44b
(RV. III Taf. 54 a), diesmal ein wirkliches Schiff, gleicht mit ihrem Rammsporn
u. Sturmdeck den hellenischen Typen durchaus; und doch sollte man daraus
nicht etwa Schlüsse auf gemeinsame Herkunft oder Einfluß des Nordens
auf den Süden oder umgekehrt ziehen. Die Kriegsschiffe Sanheribs auf assyri-
schen Reliefs des 8./7. Jahrh. v. Chr., ebenfalls mit Obergeschoß u. Deckstüt-
zen, Köster, Abb. 7, 8 u. Tafelb. 17, bringt der Verf. S. 88 wohl richtig mit der
phönikischen Schiffsbaukunst, also mit dem Seewesen der Mittelmeerländer
in Zusammenhang.
 
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