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Arnold von Salis:
Maus1; mit umso größerer Sorgfalt aber sind alle Einzelheiten der
Konstruktion wiedergegeben, Mastkopf und Segel, die Bautenüher
Sporn und Achtersteven, und zwischen diesem und dem in voller
Silhouette gemalten Bootsgefäß die langgestreckte Brücke des Ver-
decks. Man hat diesen Typus des spät- oder submykenischen
Vasenbildes als den Übergang von den kretischen zu den griechi-
schen Schiffen bezeichnet: derjenige des knossischen Pithos aus
dem achten Jahrhundert ist, so scheint uns, sein direkter Abkömm-
ling!
Was wir auf unserer Vase vor uns sehen, ist allerdings bloß
pars pro toto, nur der obere Teil des Ganzen, der Deckaufbau; der
Schiffsrumpf selber ist dem knappen Bahmen zum Opfer gefallen.
Das Format des Bildes zwang zu dem abkürzenden Verfahren. So
seltsam uns dieses auf den ersten Blick anmuten mag, in der griechi-
schen Kleinkunst ist es nicht ohne Beispiel. Im Typenvorrat der
Münzglyptik findet sich auch der Adler, der auf einer Säule sitzt.
Allein dem empfindsamen Formengewissen des Stempelschneiders
widerstrebte die gestreckte Vertikale im sonst leeren Feld; auch
wäre das Epithem, das doch immerhin die Hauptsache bedeutet,
bei Wahrung der richtigen Proportionen allzu winzig ausgefallen.
Anderseits eignete sich der Umriß des hockenden Tiers vorzüglich
zur Füllung des Bundes. So wurde auf den Säulenschaft verzichtet,
bloß das ionische Kapitell wiedergegeben, das nun als Plinthe für
die Figur zu dienen hat; bisweilen ist noch ein bescheidener Ansatz
des Schaftes zu erkennen2. Auch die Vasenmalerei verwendet das
Motiv, bei Innenbildern von Schalen, um das leere Kreissegment
1 Es liegt wohl nur am Erhaltungszustand des Stückes, an der teilweisen
Verscheuerung der Oberfläche, wenn die Person, die das Steuer handhaben
soll, auf der Abbildung so unheilbar verstümmelt erscheint. Ich erkenne,
anders als Kuruniotis S. 108, der an eine bogenartige Verzierung des oberen'
Ruderendes denkt, Kopf, Rumpf und Arme eines Menschen, die Beine sowie
der eine Unterarm sind zerstört; fatalerweise läuft noch ein Bruch ausgerech-
net durch diese Stelle (siehe die Phot. Abb. 13). Wahrscheinlich sind die Beine
in gespreizter Stellung zu ergänzen. Zu vergleichen etwa der Steuermann
der geometr. Vase aus Eleusis Ephem. 1898 Taf. 5, 1.
2 z. B. Brit. Mus. Catal. of Greek Coins II Sicily S. 8 Nr. 44, 9 Nr. 47—52,
19 Nr. 124—127 (Akragas), 115 Nr. 1 (Motya), 239 Nr. 1 (Hipanal; Giesecke,
Sicilia Numism. Taf. 6, 2a und 8; Taf. 20, 5b (Akragas); Seltman, The
Temple Coins of Olympia S. 58, 61, 63, 69, 102 Taf. 6; Regling, Die antike
Münze als Kunstwerk Taf. 16, 371 (Kroton); Taf. 18, 396 (Akragas); Taf. 32,
668 (Elis).
Arnold von Salis:
Maus1; mit umso größerer Sorgfalt aber sind alle Einzelheiten der
Konstruktion wiedergegeben, Mastkopf und Segel, die Bautenüher
Sporn und Achtersteven, und zwischen diesem und dem in voller
Silhouette gemalten Bootsgefäß die langgestreckte Brücke des Ver-
decks. Man hat diesen Typus des spät- oder submykenischen
Vasenbildes als den Übergang von den kretischen zu den griechi-
schen Schiffen bezeichnet: derjenige des knossischen Pithos aus
dem achten Jahrhundert ist, so scheint uns, sein direkter Abkömm-
ling!
Was wir auf unserer Vase vor uns sehen, ist allerdings bloß
pars pro toto, nur der obere Teil des Ganzen, der Deckaufbau; der
Schiffsrumpf selber ist dem knappen Bahmen zum Opfer gefallen.
Das Format des Bildes zwang zu dem abkürzenden Verfahren. So
seltsam uns dieses auf den ersten Blick anmuten mag, in der griechi-
schen Kleinkunst ist es nicht ohne Beispiel. Im Typenvorrat der
Münzglyptik findet sich auch der Adler, der auf einer Säule sitzt.
Allein dem empfindsamen Formengewissen des Stempelschneiders
widerstrebte die gestreckte Vertikale im sonst leeren Feld; auch
wäre das Epithem, das doch immerhin die Hauptsache bedeutet,
bei Wahrung der richtigen Proportionen allzu winzig ausgefallen.
Anderseits eignete sich der Umriß des hockenden Tiers vorzüglich
zur Füllung des Bundes. So wurde auf den Säulenschaft verzichtet,
bloß das ionische Kapitell wiedergegeben, das nun als Plinthe für
die Figur zu dienen hat; bisweilen ist noch ein bescheidener Ansatz
des Schaftes zu erkennen2. Auch die Vasenmalerei verwendet das
Motiv, bei Innenbildern von Schalen, um das leere Kreissegment
1 Es liegt wohl nur am Erhaltungszustand des Stückes, an der teilweisen
Verscheuerung der Oberfläche, wenn die Person, die das Steuer handhaben
soll, auf der Abbildung so unheilbar verstümmelt erscheint. Ich erkenne,
anders als Kuruniotis S. 108, der an eine bogenartige Verzierung des oberen'
Ruderendes denkt, Kopf, Rumpf und Arme eines Menschen, die Beine sowie
der eine Unterarm sind zerstört; fatalerweise läuft noch ein Bruch ausgerech-
net durch diese Stelle (siehe die Phot. Abb. 13). Wahrscheinlich sind die Beine
in gespreizter Stellung zu ergänzen. Zu vergleichen etwa der Steuermann
der geometr. Vase aus Eleusis Ephem. 1898 Taf. 5, 1.
2 z. B. Brit. Mus. Catal. of Greek Coins II Sicily S. 8 Nr. 44, 9 Nr. 47—52,
19 Nr. 124—127 (Akragas), 115 Nr. 1 (Motya), 239 Nr. 1 (Hipanal; Giesecke,
Sicilia Numism. Taf. 6, 2a und 8; Taf. 20, 5b (Akragas); Seltman, The
Temple Coins of Olympia S. 58, 61, 63, 69, 102 Taf. 6; Regling, Die antike
Münze als Kunstwerk Taf. 16, 371 (Kroton); Taf. 18, 396 (Akragas); Taf. 32,
668 (Elis).